Der Gründervater von „Pro Arbeit“ ist tot

von Redaktion

Jürgen Krause stirbt mit 91 Jahren – OB Andreas März: „Ein großherziger Mitbürger“

Rosenheim – Viele Jahre lang stand er an der Spitze des Vereins „Pro Arbeit“, jetzt ist Jürgen Krause im Alter von 91 Jahren gestorben. Ein Nachruf über einen Mann, der nicht nur das Leben von vielen Kindern und Jugendlichen positiv beeinflusst hat.

„Du bist mein Schicksal. Du bist der Traum, der wahr geworden ist. Du bist meine Glückseligkeit“: Es gibt wohl kaum ein Lied, das die Liebe von Jürgen und Gisela Krause besser beschreibt als „You are my Destiny“ von Paul Anka.

62 Jahre lang waren die beiden verheiratet, haben nahezu jeden Tag miteinander verbracht, gemeinsam Höhen und Tiefen erlebt. Jetzt ist Jürgen Krause im Alter von 91 Jahren gestorben –und hat nicht nur im Leben seiner Familie eine Lücke hinterlassen.

„Er war sehr offen und ein begeisterter Sportler“, sagt Gisela Krause am Telefon. Er sei segeln gewesen, liebte das Radfahren und Skilanglaufen und konnte sich sowohl für Tennis als auch für Golf begeistern.

„Er ist immer mit dem Rennrad gekommen, um schnell etwas zu unterschreiben“, sagt Claudia Georgii. Sie ist die Geschäftsführerin des Vereins „Pro Arbeit“ und hat Jürgen Krause vor 25 Jahren kennengelernt.

Damals lag die Jugendarbeitslosigkeit bei sechs Prozent. Für den damaligen Bürgermeister Dr. Michael Stöcker Anlass genug, sich für die Gründung des Vereins „Pro Arbeit“ stark zu machen – und Jürgen Krause zum Vorsitzenden zu machen.

„Die ersten Vorstandssitzungen haben bei ihm zu Hause stattgefunden“, erinnert sich Claudia Georgii. Während in einem Zimmer darüber diskutiert wurde, wie man benachteiligte Kinder und Jugendliche dabei unterstützen kann, einen Schulabschluss zu machen und sie auf dem Weg ins Berufsleben zu begleiten, kümmerte sich Gisela Krause in der Küche darum, ihre Gäste zu verköstigen.

„Es war von Anfang an sehr familiär“, sagt die Geschäftsführerin. Jürgen Krause sei ein „Segen für den Verein“ gewesen, habe jedes Jahr Geld gespendet, um die Kinder und Jugendlichen noch mehr zu unterstützen.

„Für ihn war der Verein so etwas wie sein drittes Kind“, sagt Claudia Georgii. Fast täglich habe sie mit ihm telefoniert, ihn „über alles informiert“ und ihm jeden Artikel zukommen lassen, in dem es um den Verein ging. „Ohne ihn wäre der Verein nicht das, was er heute ist“, ist sich Claudia Georgii sicher. Zumal er auch derjenige gewesen sei, der einen Sponsoringvertrag mit der Sparkasse über fünf Jahre in Millionenhöhe abgeschlossen hat. Geld, das der Verein genutzt habe, um die Jugendsozialarbeit an den Schulen auf- und auszubauen.

Oberbürgermeister Andreas März nennt Jürgen Krause in einer Traueranzeige einen „großherzigen Mitbürger“, der sich als Gründungsmitglied des Vereins „Pro Arbeit“ in „beispielgebender Weise für die junge Generation und ihre Integration in das Berufsleben eingesetzt hat“. Sein vorbildliches und herausragendes Engagement verdiene höchste Anerkennung und wurde unter anderem mit der goldenen Bürgermedaille gewürdigt.

Doch es war nicht nur der Verein „Pro Arbeit“, für den Jürgen Krauses Herz schlug. Auch seine Arbeit als Notar bereitete ihm viel Freude. Nach seiner Flucht aus Bromberg, machte er sein Abitur in Hof und studierte in Erlangen und München. Sein zweites Staatsexamen absolvierte er in München, bevor er 1966 mit seiner Frau und seinen beiden Söhnen nach Rosenheim zog, wo er bis zu seiner Pensionierung als Notar arbeitete.

Und wenn er nicht gerade Zeit in seinem Büro, auf dem Fahrrad oder in den Räumen des Vereins verbrachte, unternahm er was mit seiner Gisela. Jener Frau, die in den vergangenen 62 Jahren nicht von seiner Seite gewichen ist. Denn bereits nach dem ersten Kennenlernen in Italien, hätten die beiden gewusst, dass sie füreinander bestimmt sind. Beinahe so, wie es in dem Lied von Paul Anka heißt. Und schon der wusste damals: „Himmel und Himmel allein, kann deine Liebe von mir nehmen.“ Anna Heise

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