Rosenheim – Am Ende sorgten die Zahlen dann doch für die ein oder andere Überraschung. „Bis 2030 gibt es einen Mehrbedarf von 170 bis 270 Stellplätzen am Rosenheimer Bahnhof“, sagte Oberbürgermeister Andreas März (CSU) während der jüngsten Sitzung des Ausschusses für Verkehrsfragen und ÖPNV. Zudem müssen 160 bis 180 zusätzliche Fahrradstellplätze auf der Südseite der Bahngleise errichtet werden. Das geht aus einer Untersuchung hervor, die die Stadt Rosenheim bei der Münchner Verkehrs- und Tarifverbund GmbH in Auftrag gegeben hatte – angestoßen von der Rosenheimer CSU.
Ist-Zustand
ermittelt
Im Moment bietet die Park-and-Ride-Anlage östlich der Bahnhofsunterführung 210 Stellplätze, die Parkfläche auf der Westseite der Bahnhofsunterführung verfügt über 148 Stellplätze.
Neben den Park-and-Ride-Anlagen befinden sich sowohl auf nördlicher, als auch auf südlicher Seite der Bahngleise mehrere Abstellanlagen für Fahrräder. Die Abstellanlagen nördlich der Bahngleise umfassen das Fahrradparkhaus (884 Stellplätze), die „Fahrradstation Gleis 1“ (450 Stellplätze) sowie eine überdachte Anlage mit 336 Stellplätzen. Südlich der Gleise liegen eine überdachte Abstellanlage mit 304 Stellplätzen, eine offene Abstellanlage mit 75 Stellplätzen sowie die beidseitig der Bahnhofsunterführung gelegenen 36 Abstellplätze.
Ab 8.30 Uhr
nichts mehr frei
Um den Ist-Zustand zu ermitteln, haben Mitarbeiter der Münchner Verkehrs- und Tarifverbund GmbH an einem Mittwoch im Oktober 2022 rund um den Bahnhof mittels Kfz-Zählungen die Auslastung der bestehenden Anlagen sowie die Nutzung weiterer Abstellmöglichkeiten im Umfeld des Bahnhaltepunkts eruiert.
Die insgesamt 358 Stellplätze der beiden Park-and-Ride-Parkflächen seien bei der Zählung um 6 Uhr zu knapp 35 Prozent belegt gewesen. Bis sieben Uhr waren es bereits 70 Prozent. Einen freien Parkplatz gab es ab 8.30 Uhr nicht mehr. Bei der Stichprobenbefragung im Oktober 2022 kam etwas mehr als ein Viertel der Nutzer des Park-and-Ride-Parkplatzes aus dem Stadtgebiet Rosenheim. Der zweitgrößte Anteil fällt mit circa zwölf Prozent auf die Nachbargemeinde Stephanskirchen, dicht gefolgt von der Stadt Kolbermoor (neun Prozent). „Während die Gemeinde Stephanskirchen über keinen direkten Bahn-Anschluss verfügt, verkehrt in Kolbermoor lediglich die RB58, wodurch diese vergleichsweise hohen Quoten zu erklären sind“, teilt die Münchner Verkehrs- und Tarifverbund GmbH mit.
Deutschland-Ticket
und MVV-Beitritt
Die Untersuchungen gehen zudem davon aus, dass die Nachfrage nach Park-and-Ride-Stellplätzen durch die Einführung des Deutschland-Tickets und einen möglichen MVV-Beitritt nochmals steigt. Und auch die Pendler-Zahlen nehmen in den kommenden Jahren laut dem Bayerischen Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung noch einmal zu.
Insgesamt ergibt sich somit für Rosenheim für das Jahr 2030 ein zusätzlicher Bedarf von 170 bis 270 Park-and-Ride-Stellplätzen. Wobei bei der Errichtung neuer Stellplätze der Münchner Verkehrs- und Tarifverbund GmbH zufolge ein Mittelwert von etwa 220 Stellplätzen empfohlen werden kann.
Ein ähnliches Bild zeigt sich mit Blick auf die Fahrradabstellplätze. Von den 1670 Stellplätzen auf der Nordseite des Bahnhofs waren an besagtem Tag im Oktober 2022 um 7 Uhr bereits 60 Prozent belegt. Neben Fahrrädern, die zum Teil länger abgestellt sind, wird ein Teil der Stellplätze auch von ankommenden Bahnkunden genutzt. „Bis 9 Uhr stieg die Auslastung der Abstellanlagen auf knapp 70 Prozent an“, heißt es von der Münchner Verkehrs- und Tarifverbund GmbH.
An den Abstellanlagen im Süden der Bahngleise wurde um 6 Uhr eine Auslastung von 75 Prozent festgestellt. Um 9 Uhr waren hier 381 der 415 verfügbaren Stellplätze belegt – was eine Auslastung von etwa 90 Prozent bedeutet.
Aufgrund der bestehenden Kapazitäten auf den nördlichen Fahrradabstellanlagen und den knappen Plätzen auf der Südseite empfiehlt die Münchner Verkehrs- und Tarifverbund GmbH eine Priorisierung des Ausbaus im südlichen Bereich des Bahnhofs. Der ermittelte Bedarf an zusätzlichen Fahrradabstellplätzen am Rosenheimer Bahnhof liegt etwa bei 160 bis 180 neuen Stellplätzen auf der Südseite der Bahngleise.
Voraussetzung für
mögliche Förderung
„Mit der Untersuchung liegt jetzt der notwendige Bedarfsnachweis für eine Förderung eines Park-and-Ride-Parkhauses an der Klepperstraße vor“, heißt es aus dem Rathaus. Doch geht es nach Stadtrat Franz Opperer (Grüne), ist genau das die falsche Reaktion. Er erinnerte unter anderem daran, dass ein Großteil der Nutzer des Park-and-Ride-Parkplatzes aus der Stadt komme. Das bedeute, es sei nicht gelungen, die ÖPNV-Nutzung auf 26 Prozent zu steigern oder den Umstieg aufs Rad zu forcieren.
Für und Wider
für neues Parkhaus
Statt über den Bau eines neuen Parkhauses nachzudenken, regte Opperer an, zu überlegen, wie es gelingen könne, die Bürger mehr für öffentliche Verkehrsmittel zu begeistern. Auch könne er nicht nachvollziehen, warum der Bahnhalt in Stephanskirchen aufgelöst wurde. Denn ein Blick auf die Zahlen zeigt, dass dieser durchaus benötigt werde. Dem stimmten sowohl Christine Degenhart (Freie Wähler/UP), als auch Herbert Borrmann, Fraktionsvorsitzender der CSU zu.
„Wir werden niemals erreichen, dass alle Bürger mit Bus oder Rad zum Bahnhof fahren“, ergänzte Oberbürgermeister März. Und für diejenigen, die mit dem Auto zum Bahnhof fahren, brauche es Borrmann zufolge Alternativen. Und die sieht der Fraktionsvorsitzende eben unter anderem in dem Bau eines Parkhauses.