Rosenheim – Das Ziel ist klar: Um den ÖPNV im Stadtgebiet zu stärken und das Fahrgastaufkommen zu erhöhen, muss das Angebot attraktiver werden. Sei es in Form von Taktverdichtungen, einer Ausdehnung der Betriebszeiten, geänderten Linienführungen oder – wie von der SPD vorgeschlagen – Tarifmaßnahmen.
Angebot, das jeden
Parkplatz aussticht
In einem Antrag an Oberbürgermeister Andreas März (CSU) hatten die Sozialdemokraten bereits im Dezember angeregt, über die Einführung eines Ein-Euro-Tickets an Samstagen nachzudenken. „Damit haben die Bürger ein Mobilitätsangebot, das preislich jeden Parkplatz aussticht und umweltfreundlich ist“, sagte Fraktionsvorsitzender Abuzar Erdogan. Nicht nur würde das Ein-Euro-Ticket ihm zufolge einen Anreiz schaffen, den ÖPNV zu nutzen, sondern auch den Einzelhandel am Wochenende unterstützen.
Vorbild
City-Management
Dass Tarifmaßnahmen in Rosenheim durchaus funktionieren, zeigt ein Blick auf das Angebot des City-Managements. An allen vier Samstagen im Advent können Bürger in Rosenheim und Kolbermoor kostenlos Bus fahren. „Der Adventbus begrüßte an allen vier Samstagen insgesamt 14400 Fahrgäste“, heißt es aus dem Rathaus. Im Gegensatz dazu nutzten an einem normalen Samstag im November 2022 circa 1730 Fahrgäste den Stadtbus. Hochgerechnet auf vier Samstage werden der Verwaltung zufolge im Monat circa 7000 Fahrgäste befördert. Ohne Berücksichtigung der Zeitkartennutzer wird von einer monatlichen Tagesticketanzahl von 3500 bis maximal 7200 ausgegangen.
„Wird pro Fahrgast ein Ticketpreis von durchschnittlich zwei Euro angenommen, würde dies Fahrgelderlöse in Höhe von rund 28000 Euro bedeuten“, so die Verwaltung .
Hinzu kommen die Kosten für den Betrieb der Stadtlinien. Während der Stadtbus an einem Samstag im Jahr 2022 insgesamt 1862 Kilometer zurückgelegt hat, beträgt der Weg ab dem Fahrplanwechsel zum 20. Februar 3282 Kilometer. Dies entspricht 76 Prozent mehr. Für den neuen Fahrplan errechnen sich hieraus Kosten in Höhe von 18000 Euro – nur für den Betrieb der Stadtbuslinien an einem Samstag. Hochgerechnet auf einen Monat ergeben sich Kosten in Höhe von 72000 Euro. Die ungedeckten Kosten betragen demnach 65000 bis 69000 Euro pro Monat. 43000 Euro davon sind im städtischen Haushalt berücksichtigt – der Rest müsste Monat für Monat zusätzlich gestemmt werden.
Zusätzliche Kosten, welche die Stadt durchaus bereit ist zu zahlen. „Vorgeschlagen wird, das Angebot befristet bis einschließlich November 2023 einzuführen“, heißt es aus dem Rathaus. Wann es losgehen soll, muss der Verwaltung zufolge erst noch mit dem Betreiber des Stadtbusses abgestimmt werden. Zumal die endgültige Entscheidung ohnehin erst am 1. März in der Sitzung des Stadtrates fällt.
Einigkeit über den Vorschlag der SPD herrschte bereits am Dienstagabend (14. Februar) in der kombinierten Sitzung des Haupt- und Verkehrsausschusses. „Es ist eine gute Möglichkeit, um die Innenstadt zu beleben“, sagte Herbert Borrmann, Fraktionsvorsitzender der CSU. Ricarda Krüger, stellvertretende Fraktionsvorsitzende der SPD, sprach von einer „Werbeoffensive für den ÖPNV“, Robert Multrus, Fraktionsvorsitzender der Freien Wähler/UP, begrüßte den Antrag, ähnlich wie Andreas Kohlberger, Fraktionsvorsitzender der AfD, der das Ticket ein „Geschenk für die Bürger“ nannte. Sonja Gintenreiter, Fraktionsvorsitzende der Grünen, erinnerte daran, dass die Einführung des Ein-Euro-Tickets nur ein erster Schritt sei. Ihr zufolge müssten weitere Maßnahmen folgen, um die Attraktivität des ÖPNV zu steigern.
Ob das Ein-Euro-Ticket auch nach November weitergeführt wird, sieht zumindest die Stadt kritisch. „Bei einem möglichen MVV-Beitritt ist dieses Sonderticket nach derzeitigem Kenntnisstand in dieser Form grundsätzlich nicht mehr möglich“, heißt es aus dem Rathaus.
Wie geht es nach
MVV-Beitritt weiter?
In dieser Woche hätten die Kollegen aus der Tarifabteilung laut MVV-Pressesprecherin Franziska Hartmann erfahren, dass die Einführung eines Ein-Euro-Tickets an Samstagen in Rosenheim geplant ist. „Bisher gibt es tatsächlich keine solche Ein-Euro-Tageskarte für Wochenenden im MVV-Raum – allerdings andere Arten von Vergünstigungen innerhalb von Kommunen“, teilt die Pressesprecherin auf OVB-Anfrage mit. Das Vorgehen sei immer ähnlich: Die Kollegen der Tarifabteilung würden sich mit der jeweiligen Kommune zusammensetzen und überlegen, wie die gewünschte Vergünstigung umgesetzt werden kann. „Über das gesamte Verbundsystem gesehen, führen solche Einzellösungen zwar dazu, dass das System beziehungsweise der Tarif komplexer wird und weniger einheitlich – solange aber die Kostenübernahme für solche Vergünstigungen klar geregelt ist, findet sich meist eine Lösung“, so die MVV-Pressestelle.