Parkplätze statt geplanter Kita

von Redaktion

Die Entscheidung ist gefallen: An der Innstraße 57 bis 59 entsteht ein Wohnheim für Studenten, Arbeiter und Senioren. Dafür haben sich die Mitglieder des Bauausschusses jetzt mehrheitlich ausgesprochen. Kritik gab es trotzdem – hauptsächlich von den Rosenheimer Grünen.

Rosenheim – Für Franz Lukas war die Sache klar: „Ich bin dafür, dass wir das Vorhaben zurückstellen“, sagte der Grünen-Stadtrat während der jüngsten Sitzung des Stadtentwicklungs- und Baugenehmigungsausschusses. Er merkte an, dass es sich um ein „extrem dominantes Gebäude“ handelt, das sich nicht in die Umgebung einfüge. Ihm zufolge brauche es für das gesamte Areal einen Bebauungsplan, um die Entwicklung gezielt vorantreiben zu können. Bereits in der Vergangenheit hatte er sich – gemeinsam mit anderen Stadträten – dafür eingesetzt, dass die Planungen für das Vorhaben an der Innstraße 57 bis 59 noch einmal überarbeitet werden. In der November-Sitzung des Stadtentwicklungs- und Baugenehmigungsausschusses wurde das Vorhaben daraufhin zurückgestellt – mit dem Auftrag die Gebäude zu reduzieren.

Neues Konzept für
alte Gärtnerei

Es ist ein Wunsch, dem Helmut Rutterschmidt und Tobias Tomczyk nachgekommen sind. Die beiden Investoren haben sich vor drei Jahren zusammengetan, um ein neues Konzept für den Standort zu entwickeln. Rutterschmidt ist der geschäftsführende Gesellschafter des Immobilienunternehmens „HSHI Gruppe“, Tomczyk Geschäftsführer der „Herto-Gruppe“. Sie wollen an der Innstraße 57 bis 59 – in Zusammenarbeit mit dem Aalener Betreiber „i Live“ – 166 Ein-Zimmer-Mikroapartments für Studenten und Arbeitnehmer sowie 15 Wohneinheiten für Senioren bauen. Die Wohnungen haben eine Größe zwischen 20 und 60 Quadratmeter, sind möbliert und für jede Altersgruppe geeignet. 

Während die beiden Gebäude in den ursprünglichen Planungen durch einen Erschließungsbau miteinander verbunden waren, sind sie jetzt vollständig voneinander getrennt. Die beiden Baukörper wurden bei unveränderten Wandhöhen in der Länge reduziert – das Haus im südlichen Teil von 74,42 auf 56,05 Meter, das Haus im Norden von 70,08 auf 65,13 Meter. Zudem entfällt der bisher geplante Kindergarten im Erdgeschoss. Weil eine Tiefgarage aufgrund des Seetons nicht infrage komme, brauche man den Platz im Erdgeschoss für die benötigten Stellplätze.

81 Stellplätze auf
dem Grundstück

Insgesamt müssen für das Bauvorhaben laut Stellplatzsatzung 106 Parkplätze nachgewiesen werden. Davon können laut Verwaltung 81 auf dem Baugrundstück nachgewiesen werden. Für die fehlenden 25 Stellplätze sei eine Abweichung beantragt worden. „Das sehen wir kritisch“, sagte Oberbürgermeister Andreas März (CSU), der es sich nicht nehmen ließ, anlässlich des Unsinnigen Donnerstags kostümiert an der Sitzung teilzunehmen. Stattdessen einigte man sich darauf, dass die Stellplätze entweder abgelöst oder auf einem geeigneten Grundstück in der Nähe nachgewiesen werden müssen.

„Hinsichtlich der Bauweise fügen sich die jetzt reduzierten Baukörper auch in der beantragten Länge in die Eigenart der näheren Umgebung ein“, heißt es aus dem Rathaus. So habe das benachbarte Gebäude an der Innstraße 55 eine vergleichbare Länge. Weil es für das Areal eben keinen Bebauungsplan gibt, greift der Paragraf 34 des Baugesetzbuches. Dieser schreibt vor, dass ein Bauvorhaben dann zulässig ist, wenn es sich nach Art und Maß in die nähere Umgebung einfügt und die Erschließung gesichert ist. Vorgaben, die der Verwaltung zufolge erfüllt sind.

„Dem Vorhaben hat die Überarbeitung gutgetan“, lobte SPD-Stadträtin Gabriele Leicht. Zwar hinterfragte sie, ob die Anzahl der Stellplätze für ein Vorhaben mit dieser Nutzung tatsächlich benötigt werden, erinnerte aber auch daran, dass das Geld einer möglichen Stellplatzablöse unter anderem in den ÖPNV fließen würde.

Kooperation mit
der Stadt?

Ihrer Meinung nach sollte die Stadt darüber nachdenken, eine Kooperation mit dem Bauwerber einzugehen, um so den dringend benötigten Fachkräften Wohnraum anbieten zu können. Ein Vorschlag, dem Helmut Rutterschmidt und Tobias Tomczyk offen gegenüberstehen, wie sie einen Tag nach der Sitzung verrieten.

Dr. Beate Burkl (Freie Wähler/UP) erinnerte daran, dass auch Abstellplätze für Radfahrer nachgewiesen werden müssen. Ihr zufolge gibt es zahlreiche Gebäude in der Innenstadt, wo genau das eben nicht der Fall ist. Herbert Borrmann, Fraktionsvorsitzender der CSU, lobte die überarbeiteten Planungen und sagte, dass er davon überzeugt sei, dass das Gebäude optisch gut in die Innstraße passe. Den Vorschlag von Franz Lukas, einen Bebauungsplan aufzustellen, lehnte er ab: „Dafür sehe ich keine Notwendigkeit.“ Und auch Oberbürgermeister März wollte das von Lukas Gesagte so nicht stehen lassen. Seiner Meinung nach gebe es an der Innstraße, anders als von dem Grünen-Stadtrat dargestellt, ein „geringes Entwicklungspotenzial“. Aus diesem Grund – und mit Blick auf die überarbeiteten Pläne – stehe einer Genehmigung nichts mehr im Weg.

Baustart ist für
2024 geplant

Mit 7:4 Stimmen sprachen sich die Mitglieder des Stadtentwicklungs- und Baugenehmigungsausschusses für das Vorhaben aus. In den kommenden Monaten wollen Helmut Rutterschmidt und Tobias Tomczyk die Verträge mit dem Aalener Betreiber „i Live“ abschließen und tiefer in die Planungen einsteigen. 2024 könnte dann mit den Arbeiten begonnen werden.

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