An manchen Orten bieten sich den beiden spektakuläre Aussichten. Foto Vallejo
Rosenheim – „Also Bayerisch ist ok?“ – Die Frage von Ramona Vallejo (28) ist nicht so abwegig, wie sie scheinen mag. Die 28-jährige sitzt mit ihrem Mann Alex Vallejo (30) immerhin in einer Wohnung in Malaka, einer Stadt in Malaysia. Es ist Land Nummer 30 auf der Liste, die immer länger werden wird. Denn ihre Flitterwochen hat das Paar einfach ausgeweitet, auf mittlerweile mehr als zweieinhalb Jahre. So lange befinden sie sich bereits auf Weltreise.
Schon immer
gerne unterwegs
„Eigentlich wollten wir uns auf Reisen finden“, sagt Alex Vallejo. „Aber irgendwie hatten wir uns schon vorher gefunden. Also können wir jetzt einfach reisen.“ Die Idee zur Weltreise entstand bereits im Jahr 2015, bei einem zweiwöchigen Barcelona-Urlaub. „Wir haben Reisen immer geliebt und uns gefragt, ob wir dieses Gefühl nicht immer haben können“, sagt Ramona Vallejo. Inzwischen haben beide ihre Jobs gekündigt und finanzieren sich selbstständig.
Kennengelernt hat sich das heutige Ehepaar 2013 auf dem Rosenheimer Herbstfest. Alex war Industriekaufmann und engagierter Fußballer, Ramona Bürokauffrau und machte Geräteturnen. Als mit der Zeit der Plan für die Weltreise reifte, haben sie „richtig Gas gegeben.“ Beide arbeiteten viel, sparten über mehrere Jahre etwa die Hälfte ihres Gehalts. „Man muss auf viel verzichten“, sagt Alex Vallejo.
Hochzeit wird zur
Abschiedsparty
„Dann waren wir mal eben nicht bei einem Familienessen dabei oder haben nur einen Zelturlaub gemacht.“ Die Hochzeit im Jahr 2020 wurde gleichzeitig zur Abschiedsparty: Zehn Tage später brachen sie auf. Zunächst über Frankreich zu Alex Vallejos Familie nach Spanien, später auch nach Osteuropa und Mexiko. Dieses Jahr steht Südostasien: Singapur, Thailand und Malaysia – wo laut Alex Vallejo übrigens „die nettesten Menschen überhaupt leben“.
Insgesamt wollen Ramona und Alex Vallejo zehn Jahre unterwegs sein. Ganz einfach ist das nicht und oft gehen Dinge schief. Der Start ihrer Reise fiel zum Beispiel mitten in die Corona-Pandemie. „Wir hatten alles geplant, aber das stand dann alles auf der Kippe. Das Wohnmobil war unser Joker, mit Flügen wäre es schwieriger gewesen“, sagt Ramona Vallejo. Doch inzwischen kann das Wohnmobil nicht mehr helfen. In Griechenland regnete es rein und auch andere Mängel nagten daran. In Deutschland in der Werkstatt zeigte sich: Totalschaden. Seitdem sind sie mit Rucksäcken unterwegs.
Die Weltreise finanziert sich das Ehepaar vor allem als Influencer. In einer Community können Mitglieder für Geld exklusive Fotos sowie Finanz- und Lebenstipps von beiden bekommen. Bereits 100 Mitglieder soll diese haben. Zusätzlich bietet Alex Vallejo auch Mentoring im Bereich Geldanlage und Reisen an, aufbauend auf seinen eigenen Erfahrungen – für etwa 149 Euro pro Coaching.
Außerdem verkaufen sie ein veganes Kochbuch sowie laut eigener Aussage fair produzierte Kleidung, die sie auch selbst tragen. Und nicht zuletzt können Interessenten ihre Reise auf dem Instagramkanal @betterworld.travellers und ihrer Website betterworldtravellers.com verfolgen.
Einen Moment, der sie am meisten beeindruckt hat, können Ramona und Alex nicht rauspicken. „Ein Highlight jagt das nächste“, sagt Ramona Vallejo. Ob die Natur in Slowenien, Thailand oder der Fahrradtrip von München nach Madrid. Oder in einem abgelegenen mexikanischen Bergdorf. „Das war richtig magisch. Wie, als würdest du nochmal 100 Jahre zurückgehen“, sagt sie.
Sehnsucht
nach der Familie
Doch so schön das Leben auf Reisen auch sein mag – immer wieder gibt es Momente, in denen sich beide nach ihrem Zuhause sehnen. „Wir haben unsere Familien sehr lieb und versuchen, regelmäßig nach Deutschland zu kommen“, sagt Alex Vallejo. Beide seien in Rosenheim und der Region verwurzelt – eine von Ramonas sechs Schwestern sei zum Beispiel in diesem Jahr Faschingsprinzessin gewesen.
Wunsch zum
Auswandern
Doch manchmal sind sie genau im falschen Moment weg, zum Beispiel im vergangenen Jahr, als es in Alex Vallejos Familie zu einem Todesfall kam. „Da hilft kein Zoom und kein Whatsapp. Da kann man sich nicht in den Arm nehmen und in die Augenschauen. Das ist schon schwer“, sagt er. Umso wichtiger sei es ihnen, immer den Kontakt nach Hause zu behalten.
Dauerhaft nach Deutschland zurückkehren wollen die beiden trotzdem nicht. Sie haben sich entschlossen, nach ihrer Weltreise auszuwandern – wohin, wissen sie noch nicht. Aber in Europa soll es sein, nah an der Familie. Und wenn sie doch mal wieder nach Rosenheim zurückkommen, sei das auch in Ordnung. Bayerisch können die Vallejos ja noch.