„Den Männern gefällt es trotzdem“

von Redaktion

Interview Kabarettistin Sara Brandhuber tritt zum Internationalen Frauentag auf

Rosenheim – Anlässlich des Weltfrauentags präsentiert die Kabarettistin Sara Brandhuber am morgigen Freitag um 20 Uhr „Gschneizt und kampelt“ auf der Bühne im Lokschuppen. Im Interview erklärt sie, was ihr Feminismus bedeutet und wie sie mit Lampenfieber umgeht.

Was verbinden Sie mit Ihrem Album „Gschneizt und kampelt” und woher haben Sie die Inspiration dafür gehabt?

Das Meiste daraus sind tatsächlich Dinge, die zu der Zeit, als ich das erstellt habe, entweder so passiert sind oder die ich irgendwie mitbekommen habe. Bei mir entsteht eigentlich jeder Song relativ spontan. Also ich muss mich nicht hinsetzen und sagen, ich schreibe jetzt mal, sondern ich sehe oder erlebe etwas und dann merke ich sofort, das hat Potenzial und dann wird geschrieben, wann auch immer das dann ist.

Haben Sie auch bestimmte Situationen, aus denen meistens die Inspiration rauskommt, oder ist das sehr spontan?

Das ist tatsächlich relativ spontan. Ich habe es auch schon öfter gehabt, dass ich nachts wach geworden bin, weil mir im Halbschlaf irgendwas eingefallen ist.

Haben Sie dann auch ein Notizbuch neben dem Bett und dann wird sofort los geschrieben?

Ja, also mittlerweile ist es das Handy, früher Notizbuch. Ich habe auch schon gemerkt, wenn mir Melodien in den Kopf kommen, müssen die gleich fertig gemacht werden, sonst ist es weg.

Ist die Stimmung bei Ihren Auftritten in Rosenheim anders als etwa in Landshut, wo Sie herkommen?

Ich bin sehr gespannt, weil ich in Rosenheim tatsächlich schon ein paarmal gespielt habe, aber das war immer in der gleichen Location bis jetzt. Ich bin gespannt, wie es jetzt wird. Bis jetzt waren meine Erfahrungen immer total schön in Rosenheim. Ich hoffe, dass wir das wiederholen können.

Haben Sie Lampenfieber?

Mittlerweile ist es wesentlich besser geworden. Früher war es ganz schlimm, mittlerweile sind es wirklich nur noch die zwei Minuten vor dem Auftritt. Aber das ist dann eigentlich auch sofort vorbei, wenn man merkt, dass die Leute gut drauf sind.

Ist es jemals passiert, dass ein Witz nicht angekommen ist? Wie geht man damit um?

Immer wieder mal. Normalerweise weiß ich ja, wo meine witzigen Stellen sind, aber das ist echt interessant, weil es je nach Publikum ganz unterschiedlich ist, welche Stellen am besten ankommen. Das ist nicht überall gleich. Dass mal etwas überhaupt nicht funktioniert hat, ist glaube ich tatsächlich noch nie passiert. Aber hin und wieder habe ich wirklich so Stellen, wo ich mir dachte, hä, da hat bis jetzt noch immer jemand gelacht, aber an dem Abend nicht. Das ist aber auch nicht schlimm, weil man ja immer mehr dabei hat. Davon lässt man sich nicht unterkriegen.

Sie sind Kabarettistin und das Kabarett ist ja eine ganz besondere Plattform. Denken Sie, dass es relevant ist, vor allem auch jetzt vor dem Hintergrund des Internationalen Frauentages? Wie stehen Sie dazu?

Auf jeden Fall. Lustigerweise spiele ich in letzter Zeit sehr oft auf Frauenveranstaltungen, weil man anscheinend gerade merkt, dass was gemacht werden muss, weil wir nach wie vor unterrepräsentiert sind. Ich finde sowas auch total schön, aber mich würde es auch fast noch mehr freuen, wenn es einfach mal wieder gemischte Veranstaltungen sind, bei denen es gar nicht thematisiert wird, dass ich jetzt als Frau da bin, sondern, dass es normal wird. Ich glaube, wir sind da aber auf einem ganz guten Weg. Das Interessante ist, dass im Publikum meistens ein Frauenüberhang ist, es sind 70 bis 80 Prozent Frauen. Den Männern gefällt es trotzdem, es ist auch nicht so, dass ich nur Frauenthemen anspreche, gar nicht.

Sie haben 2017 den Dialektpreis von Bayern verliehen bekommen. Ist es bei Ihnen so, dass der Dialekt oder generell Heimat so eine wichtige Rolle spielt, dass Sie das auch mit auf die Bühne nehmen?

Anfangs war es tatsächlich aus dem Grund heraus, weil weder mein Hochdeutsch noch mein Englisch was hergegeben hätten. Ich wollte was Lustiges machen, das war mir wichtig, deswegen war das einfach naheliegend. Mittlerweile merke ich aber auch, dass es mir wichtig ist, dass der Dialekt nicht ausstirbt. Selbst mein eigener großer Sohn spricht Hochdeutsch. Ich weiß nicht, wie das passiert ist, weil daheim eigentlich nur Bairisch gesprochen wird. Mir ist es schon wichtig, dass das nicht ausstirbt, gerade, wenn man dann wieder ein schönes Wort aufgeschnappt hat und denkt, daraus könnte man doch wieder einen Song machen. Das ist ganz gut, glaube ich.

Sie haben den Lockdown in Mama-Pause verbracht. Was war das für eine Erfahrung?

Also, es war ja tatsächlich geplant, dass wir noch ein zweites Kind kriegen. Das war in dem Fall für uns wirklich gut. Ich habe in der Schwangerschaft schon angefangen, an meinem Kinderbuch „Da Gustl findt sei Glück“ zu schreiben, das habe ich auch schon Jahre vorgehabt und da hatte ich dann auch die Zeit und es gab keine Ausreden mehr. Die Mama-Pause an sich war auch mega schön, weil das Kind super brav war. Der erste war aufregend, aber der zweite hat uns sehr verwöhnt in dieser Hinsicht. Das Schöne ist einfach, dass durch die langsame Öffnung der Spielstätten unsere Loslösung sehr sanft war, dass er dann auch mit dem Papa mal alleine war. Unabhängig von der massiven Krise, die Corona für alle war, was es alles angerichtet hat, rein privat hat es auch praktische Seiten gehabt für unsere Familie.

Würden Sie selber sagen, dass Sie feministisch aktiv sind, oder sind Sie da neutral? Wie würden Sie sich selbst einschätzen?

Im Kabarett bin ich tatsächlich nur wenig politisch bis jetzt. Das lag anfangs ganz pragmatisch daran, dass sich das immer so schnell ändert. Im Privaten bin ich schon relativ politisch. Ich bin auch so, dass ich auf Verwandtschaftsfeiern meine Meinung vertrete und da wird dann auch mal diskutiert. Ich bin gerade am Schreiben für das neue Programm und bin echt am Überlegen, ob ich mal ein paar mehr Themen, die mehr Substanz haben, mit rein bringe, weil es halt einfach auch andere Zeiten sind und ich auch mehr weiß als vor vier Jahren. Interview: Ruth Tadi

Ticketverkauf

Artikel 4 von 11