Bauhof probt für den Ernstfall

von Redaktion

Beim Aufbau der mobilen Hochwasserschutzdämme an der Mangfall muss jeder Handgriff sitzen

Rosenheim/Kolbermoor – Einmal im Jahr rückt der Bauhof zur „Katastrophenschutzübung“ aus, denn jeder Handgriff muss sitzen, wenn im Ernstfall die mobilen Hochwasserschutzdämme an der Mangfall gebraucht werden. Dann werden die Aluminium-Dammbalken aus dem Lager am Alten Friedhof geholt und dort montiert, wo bewusst Lücken im System der Spundwände gelassen wurden – beispielsweise am Alten Friedhof, Schwarzen Weg und Karl-Daniel-Park sowie am Schwimmbad und in der Brünnsteinstraße.

Nach dem Hochwasser 2013 investierten der Freistaat Bayern und die Stadt Kolbermoor insgesamt 16 Millionen Euro in Hochwasserschutzmaßnahmen. Allein die Sicherung der Mangfallufer im Innenstadtbereich vom Spinnereiwehr bis zur Stadtgrenze von Rosenheim kostete nach Informationen des Wasserwirtschaftsamtes Rosenheim etwa 9,15 Millionen Euro. Beidseits des Flusses wurden Spundwände eingebracht. In einem Teilabschnitt an der Brückenstraße in Kolbermoor mussten aus statischen Gründen Betonwände auf Bohrpfählen errichtet werden.

Für den Ernstfall trainierte Franz Draxinger vom Kolbermoorer Bauhof mit seinem Team in der „Katschutzübung“. Im Handumdrehen waren die Standsäulen im Boden verankert und die Aluminiumprofile zwischen den Pfeilern eingestapelt. „Die Teile mit Schwammbelag kommen als Bodendichtung nach unten, die Gumminaht der Dammbalken ist immer oben“, erinnerte Draxinger an die richtige Montage. Mit Spannstücken festgezurrt, war der 1,10 Meter hohe Schutzwall innerhalb kurzer Zeit stabil. Nach anderthalb Stunden meldet der Bauhof Vollzug. Alle Lücken in der Hochwasserspundwand beidseits der Mangfall waren geschlossen. Die Handgriffe sitzen wieder. Dann durften die Männer das ganze Prozedere noch einmal „rückwärts“ üben.

Der Wasserstand der Mangfall in Feldolling ist für die Orte am weiteren Flusslauf entscheidend. Liegt er im Normalfall bei etwa 0,50 Metern, stieg er beim verheerenden Hochwasser im Juni 2013 auf 3,25 Meter. Nach diesem Ereignis wurden im Mangfalltal zahlreiche Hochwasserschutzmaßnahmen umgesetzt. Ihre Wirksamkeit und damit auch die der mobilen Spundwände wurde in Kolbermoor erstmals am 4. August 2020 auf die Probe gestellt, als der Pegel bei 2,84 Metern lag. Grundsätzlich wird mit der Hochwasserwarnstufe 2 (Pegel in Feldolling bei 2,20 Metern) die Alarmierungskette ausgelöst. „Dann formiert sich die Einsatzleitung, werden Bauhof und Feuerwehr aktiv“, erklärt Ordnungsamtschef Thomas Rothmayer. Die konkreten Maßnahmen seien abhängig davon, ob es sich um ein plötzliches Starkregenereignis oder ein sich langsam entwickelndes Mangfallhochwasser handle.

Neben den baulichen Hochwasserschutzmaßnahmen und den mobilen Spundwänden lagern am Wertstoffhof etwa 5000 Sandsäcke für die akute Sicherung kritischer Bereiche. Mehrere Tausend weitere Sandsäcke können im Notfall befüllt werden. Zudem verfügt die Kolbermoorer Feuerwehr über ein Aquariwa-Hochwasserschutz-System. Das sind Kunststoffplatten, die zu einem Zylinder geformt und mit Wasser gefüllt werden können. Sie kommen vor allem in sensiblen Bereichen wie Brücken zum Einsatz. Kathrin Gerlach

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