Rosenheim – Sarah Dartenne kennt sich aus in Rosenheim. Die Ingenieurin arbeitet beim Stadt- und Verkehrsplanungsbüro Kaulen und war in den vergangenen Jahren immer wieder zu Gast im Rathaus. Unter anderem deshalb, weil sie von der Verwaltung den Auftrag erhalten hat, zu überprüfen, wo im Stadtgebiet Fahrradstraßen sinnvoll wären. Nachdem sie die ersten Ergebnisse bereits im vergangenen Jahr vorgestellt hat, gibt es jetzt eine erste konkrete Strecke, die für eine Umsetzung in Frage kommen könnte. Und zwar auf der Achse Eichfeld-, Kaltwies- und Leitzachstraße. „Als erster Realisierungsabschnitt wird die Eichfeldstraße zwischen Kirchenweg und Innaustraße vorgeschlagen“, heißt es aus dem Rathaus.
Geschwindigkeit auf
30 km/h begrenzt
Eine Fahrradstraße schreibt den generellen Vorrang des Radverkehrs fest, was konkret heißt, dass Radfahrer auch nebeneinander fahren dürfen. Die Geschwindigkeit ist für alle Verkehrsteilnehmer auf 30 Stundenkilometer beschränkt, das Tempo geben die Radfahrenden vor. „Der Radverkehr darf weder gefährdet noch behindert werden“, fügte Dartenne während der Sitzung hinzu. Verkehrszeichen kennzeichnen laut der Ingenieurin den Beginn und das Ende einer Fahrradstraße. Zusatzschilder können den Bereich zudem für weitere Fahrzeugarten freigeben.
Bereits Ende März hatte die Stadt Rosenheim auf der Eichfeldstraße die Strecke zwischen Tierklinik und der Gaststätte „Da Giuliano“ für den Autoverkehr gesperrt. Die Maßnahme erfolgte im Rahmen der Einigung mit Landwirt Christof Huber. „Dieser Bereich soll zum Geh- und Radweg umgewidmet werden“, hieß es in einer entsprechenden Pressemitteilung. Die weiteren Abschnitte, die jetzt als Fahrradstraße ausgewiesen werden sollen, dürfen dann lediglich von Anliegern mit dem Auto genutzt werden.
„Gemäß den aktuellen Planungen wird die Fahrradstraße vor allem mittels Markierung ausgewiesen“, sagt Sarah Dartenne. Konkret würde das laut der Ingenieurin bedeuten, dass der Weg südlich des Sportplatzes bis zum Beginn der Bebauung Richtung Süden durch den Einsatz von Pollern für den Kfz-Verkehr gesperrt und als Geh- und Radweg ausgewiesen wird. Der südliche Abschnitt der Eichfeldstraße zwischen Innaustraße bis zum gemeinsamen Geh- und Radweg wird mittels Markierung wieder als Fahrradstraße ausgewiesen. „Hier ist auf einem kleinen Abschnitt die Verbreiterung der Straße notwendig. Abstimmungen mit den Grundstücksbesitzern fielen hierzu positiv aus“, sagt die Expertin.
Wichtig sei ihr zufolge jetzt eine gute Kommunikation nach außen. Sie spricht von Flyern und Plakaten, regte an, die Anwohner genau darüber aufzuklären, was eine Fahrradstraße ist und welche Regeln es gibt. Vorstellbar sei zudem, eine Tafel aufzustellen, auf der genau kommuniziert wird, was passiert. „Zur Einweihung empfehlen wir außerdem, die Werbetrommel zu rühren“, sagt Sarah Dartenne.
Lob für den Vorschlag, im Rosenheimer Süden eine Fahrradstraße einzurichten, gab es unter anderem von CSU, SPD und den Grünen. Stadtrat Franz Opperer (Grüne) hob hervor, dass es sich um eine eher „untergeordnete Straße“ handelt, was es ihm zufolge einfacher mache, die Rosenheimer Bürger daran zu gewöhnen. Wie wichtig Akzeptanz ist, zeigt ein Blick zurück auf den gescheiterten Pop-up-Radweg an der Briançonstraße. Aufgrund von zahlreichen Beschwerden aus der Bevölkerung musste das Experiment vor zwei Jahren vorzeitig abgebrochen werden. „Dass darf nicht nochmal passieren“, sagte Opperer. Laut Robert Metzger (SPD) sei die Fahrradstraße ein guter Weg, die „Fahrradverkehre gut und sicher zu führen“. Ähnlich äußerte sich CSU-Fraktionsvorsitzender Herbert Borrmann. Sonja Gintenreiter, Fraktionsvorsitzende der Grünen, plädierte zudem dafür, die Anwohner frühzeitig zu informieren und „nicht erst dann, wenn es fertig ist“.
Einstimmig sprachen sich die Stadträte für die Einrichtung einer Fahrradstraße an der Achse Eichfeld- Kaltwies- und Leitzachstraße aus. Die Verwaltung will sich jetzt um die weitere Planung kümmern. Die Kosten schätzt Sarah Dartenne auf rund 648000 Euro. Für den ersten Aufschlag – zwischen Kirchenweg bis Innaustraße – werden rund 118400 Euro benötigt.
Weitere Strecken
vorstellbar
In den kommenden Monaten könnten zudem weitere Fahrradstraßen in Rosenheim errichtet werden. Insgesamt gibt es im Stadtgebiet laut Dartenne 80 Strecken, die für eine Fahrradstraße in Frage kommen könnten. Darunter die Landsberger Straße, die Schillerstraße, die Von-der-Tann-Straße sowie die Hohenzollernstraße.