Von Aggression ist nichts zu spüren

von Redaktion

Gefahr und Aggression: Das verbinden viele mit einem Kampfhund. Wer einen besitzen möchte, braucht eine Genehmigung vom Ordnungsamt. Doch nicht alle Listenhunde sind automatisch aggressiv, es kommt immer auf die Haltung und den Besitzer an.

Rosenheim – Bambam und Mamba hatten einen schwierigen Start ins Leben: Die beiden Hundewelpen wurden im Alter von etwa sechs Monaten ins Tierheim gebracht. Warum und von wem, das möchte Andrea Thomas, Vorsitzende des Tierschutzvereins Rosenheim, aus Sicherheitsgründen nicht sagen. Nur so viel: Die zwei Schwestern wurden im Oktober 2022 sichergestellt. Der Grund: Sie sind Dogo Argentinos – eine Kampfhunderasse, die in Bayern nur unter bestimmten Bedingungen gehalten werden darf.

Etwa 2000 Hunde
leben in Rosenheim

Laut dem stellvertretenden Pressesprecher der Stadt Rosenheim, Christian Baab, gibt es in Rosenheim kein generelles Problem mit Kampfhunden. Es leben in Rosenheim etwa 2000 Hunde, 22 davon sind sogenannte Listenhunde – Hunde, die auf der Liste der „Kampfhundeverordnung“ Bayerns aufgeführt werden. Dabei gibt es zwei Kategorien: Wer einen Listenhund der Kategorie 2 – zu denen die Dogo Argentinos zählen – halten will, muss dem Ordnungsamt erklären, wieso es gerade ein Kampfhund sein muss. Dazu wird ein Führungszeugnis verlangt, das nicht älter als ein Jahr sein darf. Den Antrag auf Erlaubnis muss man schriftlich stellen und ein Hundesachverständiger muss ein Gutachten darüber ausfüllen, wie gut sich der Hund verhält. Die Haltung eines Hundes der Kategorie 1 – also beispielsweise eines Pitbulls – ist in Bayern praktisch verboten. Der Grund sei laut der Webseite der bayerischen Polizei, dass diese Hunde angeblich immer aggressiv wären, bei Tieren in der Kategorie 2 gäbe es Ausnahmen. Die letzten Fälle illegal gehaltener Listenhunde – also Hunde, die ohne Genehmigung gehalten werden – wären 2021 und Anfang 2023 gewesen, berichtet Andrea Thomas. 2021 wurden laut Thomas bei einer Polizeikontrolle 16 Carne Corso auf einmal sichergestellt.

Größtes Problem ist
die Vermittlung

Anfang 2023 kamen Bambam und Mamba sowie ihre Mutter in das Tierheim. Das größte Problem mit Listenhunden sei die Neuvermittlung der Hunde. Es sei nicht so leicht, einem Listenhund ein neues Zuhause zu geben. Denn der Hund und sein künftiger Hundehalter müssen die Erlaubnis vom Ordnungsamt bekommen. Außerdem hätten viele Menschen Angst vor den Tieren – vor allem wegen des Vorurteils, dass Kampfhunde besonders aggressiv und gefährlich seien. „Listenhunde sind aber nicht aggressiver als normale Hunde“, sagt Thomas. Beispielsweise seien die Dogo-Argentino-Welpen Bambam und Mamba friedlich und ruhig. Es komme mehr auf die Haltung des Hundes an. Ein Hund, der zwar nicht auf der Liste steht, jedoch nicht unter den richtigen Bedingungen gehalten wurde, könne aggressiver sein als ein ausgeglichener Kampfhund. Trotzdem seien die Tests sinnvoll. „Ein Kampfhund hat ein viel stärkeres Gebiss und kann in den Händen des falschen Menschen zur Waffe werden“ sagt sie. Das Problem sei dann aber nicht der Hund, sondern sein Besitzer.

Listenhund wird durch
Gutachten festgelegt

Bei der Polizei melden sich hin und wieder Bürger, die vermuten, dass ihr Nachbar einen Kampfhund besitzt. „Meistens stellt sich heraus, dass diese Hunde Mischlinge sind“, sagt ein Hunde-Experte von der Polizei Rosenheim, der nicht namentlich genannt werden will. Die meisten Besitzer wüssten teilweise nicht mal, dass ihr Hund teils Kampfhund ist. Dann müsse ein Gutachter feststellen, ob der Hund als Listenhund gelte oder nicht.

Die beiden Kampfhundschwestern Mamba und Bambam dürfen als Kategorie-2-Hunde in Bayern gehalten werden. Und Bambam hat schon ein neues Zuhause gefunden. Ihre Schwester dagegen sucht noch nach einem liebevollen Besitzer, der keine Scheu vor Kampfhunden und dem bürokratischen Aufwand hat.

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