Mit 84 noch mitten im Berufsleben

von Redaktion

Dr. Sebastian Spiegelberger ist in der Stadt kein Unbekannter. 2017 erhielt er das Bundesverdienstkreuz, vor Kurzem bekam er die Verdienstmedaille der Stadt Rosenheim. Ein Porträt über einen Mann, der auch mit 84 Jahren noch lange nicht ans Aufhören denkt.

Rosenheim – Es gab eine Zeit, in der die schwerstbehinderten Bewohner der Wohnanlage Schießstattstraße in Rosenheim über Nacht alleine waren. Von 6 bis 22 Uhr wurden sie von den Betreuern umsorgt, in den acht Stunden dazwischen waren sie auf sich alleine gestellt. „Einige Bewohner haben ab Mittag nichts mehr getrunken, um zu vermeiden, in der Nacht auf Toilette zu müssen“, erinnert sich Dr. Sebastian Spiegelberger.

Er ist der Ehrenvorsitzende des Fördervereins „Inklusion Rosenheim“, der 1995 mit dem Ziel gegründet wurde, schwerstbehinderten Menschen und Senioren aus Stadt und Landkreis ein barrierefreies Leben und Wohnen zu ermöglichen. Nach dem Tod der Vorsitzenden Maria Bergmann 2009 übernahm Sebastian Spiegelberger den Vorsitz und gründete ein Jahr später die Maria-Bergmann-Stiftung. Mittlerweile liegt das Vermögen dieser Stiftung bei drei Millionen Euro.

Es ist Geld, das Menschen mit Behinderungen in finanziellen Notlagen unterstützt, Selbsthilfe- und Freizeitgruppen fördert und dafür sorgt, dass 20 Pflege- und Betreuungskräfte engagiert werden konnten, welche die Bewohner der Wohnanlage Schießstattstraße auch nachts versorgen. „Für mich ist das der Höhepunkt meiner ehrenamtlichen Tätigkeit“, sagt Spiegelberger.

Unterstützung für
Schwerstbehinderte

Lob für sein Engagement gab es auch von Oberbürgermeister Andreas März. Für ihn Anlass genug, Spiegelberger mit der Verdienstmedaille der Stadt auszuzeichnen. Damit reiht sich der 84-Jährige in eine Liste mit Marinus Fischbacher, Joachim Gabor und Sabrina Obermoser ein.

Zwar freute sich Spiegelberger über die Ehrung, aber es sei nicht der Grund für sein Tun. „Die individuelle Hilfe steht im Vordergrund“, sagt er. Auch deshalb steht er mit seinen 84 Jahren noch mitten im Berufsleben. Mittlerweile weniger als Notar und Steuerprüfer, sondern als Berater und Gestalter von Verträgen. Von Montag bis Freitag verbringt er seinen Vormittag in der Kanzlei seines Schwiegersohns. Um 13 Uhr lässt er den Stift fallen und macht sich auf den Weg nach Stephanskirchen. Dort wohnt er mit seiner Frau in einem alten Bauernhaus. Zwei seiner drei Kinder leben nur wenige Meter entfernt. Fast täglich sieht er seine Enkelkinder. „Eine große Familie zu haben, ist für mich ein Riesenglück“, sagt Spiegelberger.

Vor zwei Jahren hat er sein Amt als Vorsitzender des Fördervereins „Inklusion Rosenheim“ niedergelegt, Vorsitzender der Maria-Bergmann-Stiftung bleibt er aber weiterhin. Unterstützt bei seiner Arbeit wird er unter anderem von seinem Nachfolger Sebastian Grießl, Schriftführer Jakob Brummer, Professor Dr. Burghard Feindor und Dr. Josef Frankenberger. An diesem Nachmittag war es jedoch Sebastian Spiegelberger selbst, der im Mittelpunkt stand.

Lob für soziales
Engagement

„Seine Expertise im Stiftungs- und Steuerrecht ermöglicht beim Einsatz und bei der Verwendung gestifteter Vermögen einen beachtlichen Gemeinnutzen“, heißt es aus dem Rathaus. So ist der 84-Jährige nicht nur Vorsitzender der Maria-Bergmann-Stiftung, sondern engagiert sich auch in der Kultur- und Sozialstiftung des früheren Rosenheimer Oberbürgermeisters Dr. Michael Stöcker, der Rosenheimer Kathrein-Kulturstiftung sowie der Stiftung „Bolivienhilfe Padre Obermeier Rosenheim“. Zudem ist er Mitglied im Lions Club Rosenheim und im Historischen Verein. „Dieses erfolgreiche soziale Engagement ist in der Rosenheimer Öffentlichkeit bekannt und sehr geachtet“, so März.

Es sind Worte, die Dr. Sebastian Spiegelberger viel bedeuten dürften. Noch mehr bedeutet ihm aber die Dankbarkeit der Menschen, denen er in den vergangenen Jahren geholfen hat. „Menschen mit Behinderung sind selbst für die kleinsten Dinge unheimlich dankbar“, sagt er. Für den 84-Jährigen Grund genug, weiterzumachen.

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