Rosenheim – Gert Wimmer ist sauer. Der 85-Jährige steht an der Bushaltestelle „Pernauer Straße“ und schüttelt immer wieder den Kopf. Er zeigt auf den unebenen Asphalt. Dieser besteht aus mehreren Löchern und Flickstellen. Wimmer benutzt die Haltestelle regelmäßig. Lange habe er die Situation so hingenommen – doch jetzt sei der Frust zu groß. „Die Haltestelle ist in einem jämmerlichen Zustand“, sagt Wimmer.
Schlammige Pfützen und Stolperfallen
Für den Rentner ist der Weg in den Unterstand der Bushaltestelle eine Herausforderung. Doch die Angst um seine Frau, die er überallhin begleitet, sei größer, sagt er. Sie hat vor einiger Zeit einen Hirnschlag erlitten. Auch sie müsse oft von der Pernauer Straße mit dem Bus fahren, erzählt er. Der Gehweg berge für sie viele Gefahren.
Das tue er aber nicht nur für ältere Leute, merkt Wimmer an. Auch für Mütter mit Kinderwagen oder Menschen mit einem Rollator sei der Bus schwerer zu erreichen.
Wimmer geht zum Bushäuschen – plötzlich bleibt er abrupt stehen. „Man kommt nicht einmal ohne Probleme in den Unterstand“, sagt er. Einer der Eingänge „ist aufgrund einer kleinen Grünfläche nicht zu benutzen“. Aus Erfahrung weiß Wimmer, dass hier bei Nässe schlammige Pfützen entstehen. Der Erdboden sei dann rutschig. „Außerdem nimmt man noch den ganzen Dreck mit in den Bus oder ins Haus“, sagt der Rentner.
Dann geht Wimmer zum anderen Eingang. Der Gehweg besteht hier aus Asphalt-Flicken. Direkt am Eckpfosten des Unterstandes stellt eine hochstehende Asphaltschicht eine gefährliche Stolperfalle dar. Sie ist leicht zu übersehen.
„Gerade für ältere Menschen, die ihre Füße nur noch schwer heben können“, merkt Wimmer an und tritt mit dem Fuß dagegen. Die ganze Bushaltestelle sei „untauglich zur Benutzung und nur gut zum Stolpern geeignet.“
Wimmer geht in das Häuschen und lacht auf. Mit seinen Händen misst er die Entfernung vom Pfosten zur Straße. „Diese hat nur 60 Zentimeter Abstand zur Fahrbahn“, sagt der Rosenheimer. „Wie sollen dort Kinderwagen oder Rollstühle durchpassen?“, fragt er. Wimmer dreht sich um und zeigt auf die Sitzbank. „Es wuchert Unkraut bis unter die Sitze“, sagt er.
Dann fällt ihm noch etwas auf – überfordert zeigt Wimmer darauf und schlägt die Hände verärgert zusammen. „Sehr unsinnig ist auch der Mülleimer neben dem Unterstand“, sagt Wimmer. Er geht zur Sitzbank und hebt eine liegengelassene Zeitung auf. „Kein Wunder, dass die niemand in die Tonne geworfen hat“, sagt Wimmer und geht zum Mülleimer. Dieser befindet sich mitten auf einer kleinen Grünfläche neben dem Unterstand und dem Gehweg. Die Öffnung des Mülleimers ist nicht zum Gehweg gerichtet, sondern zur Straße. „Es kann doch nicht so schwer sein, den Mülleimer richtig auszurichten, oder?“ Er wirft die Zeitung hinein und geht zum Gehweg zurück.
Zusammenfassend lässt sich für Wimmer nur eines über die Bushaltestelle sagen: „Ein Ärgernis: Abweisend, vergessen, schäbig und unappetitlich!“
Für die Positionierung einer Haltestelle und deren Ausstattung, sei die Stadt Rosenheim zuständig, sagt Oliver Kirchner auf OVB-Anfrage. Weiter sagt der Geschäftsführer der Rosenheimer Verkehrsgesellschaft (RoVG): „Der Zustand jeder einzelnen Haltestelle entzieht sich bei weit über Tausend Haltestellen in Stadt und Landkreis meiner Kenntnis.“ So sei die RoVG weder Verkehrsunternehmen noch Betreiber von Bushaltestellen.
Fahrer melden
Missstände
Vorkommende Missstände werden laut Kirchner von den Busfahrern gemeldet. „Auch bei der Leerung der Mülleimer würden wesentliche Vorkommnisse gemeldet“, sagt Kirchner. Bevor eine Bushaltestelle eingerichtet wird, müsse jede einzelne genehmigt werden. „Daher haben wir auch in Rosenheim rechtskonforme Haltestellen“, so Kirchner.