Noch voller Energie: Harri Pottayil (18, links) und Valentin Kühn (13, rechts) mit Trudi am Lenker. Foto Wildauer
Rosenheim – An Valentin Kühns (13) Rad steckt ein brauner Stoffhase. „Trudi geht mit auf Reise“ sagt der Schüler. Er fährt mit seinem Rad langsam über den Sandboden des Mangfallparks, kann es kaum erwarten, aufzubrechen. Das Plüschtier soll mit ihm Abenteuer auf dem Weg zum Gardasee erleben. Einige Meter entfernt steht Harri Pottayil (18). Der Abiturient ist schon zum vierten Mal dabei und freut sich darauf, neue Leute kennenzulernen.
Vier Tage lang radeln die rund 50 Schüler des Sebastian-Finsterwalder-Gymnasiums mit Lehrer Martin Franke von Rosenheim nach Innsbruck, über den Brenner bis nach Limone am Gardasee. Der Ausflug findet im Rahmen des Stadtradelns Rosenheim statt. Neben dem Klimaschutz, der das Ziel der Aktion ist, nehmen die Schüler aber noch mehr mit. „Auf so einer Tour kann man viel lernen, was über den eigentlichen Unterricht hinausgeht“, sagt Franke. Die Schüler würden Erinnerungen schaffen und neue Freunde finden. „Das war viel anstrengender, als ich gedacht habe“, sagte Kühn einige Tage nach der Radtour. Schön gewesen sei es trotzdem: Kurz lässt er die vergangenen Tage Revue passieren. Der beste Teil sei das Abwärtsfahren kurz vor Bozen gewesen. Nach dem stetigen Bergaufradeln am Brenner – das er auf zwei bis drei Stunden schätzt – sei das eine Belohnung gewesen. Da ist er schon ein wenig neidisch auf den Plüschhasen Trudi: „Mitgenommen zu werden ist natürlich leichter als selbst zu fahren.“
Einer der Höhepunkte des viertägigen Ausflugs war, als die Schüler nach den Strapazen des steilen Brennerwegs eine Kiste mit italienischer Limonade fanden – laut Franke seit Jahren ein geheimes Versteck von Radfahrern, die über den Brenner fahren. Jeder könne etwas in der Kiste gegen etwas anderes austauschen.
Noch besser als die italienische Limonade sei aber der Moment gewesen, als sie den Gardasee erreichten. „Das war so ein extremes Glücksgefühl“, erzählt Valentin Kühn. Auch Harri Pottayil empfand diesen Moment als den Höhepunkt der Reise. Er erzählt, wie er und seine Mitschüler nach der Hitze und Anstrengung der vergangenen Tage direkt nach dem Ankommen mit Badehose ins Wasser liefen. Dann entspannten sich die Jugendlichen im Hotel oder in der Stadt oder fuhren mit dem Rad noch auf den nächsten Berg, bevor es am nächsten Tag wieder heimging – diesmal mit dem Bus.
„Es war total schön, auch als Abiturient mitzumachen“, sagt Pottayil. Er ist froh, dass er mitgefahren ist – trotz Abistress. Nächstes Jahr ist er zwar kein Schüler mehr, hofft aber, begleitend wieder dabei sein zu können. Vielleicht treffen er und Kühn sich wieder – denn auch der 13-Jährige möchte 2024 wieder mitfahren. Seinem Plüschtier hat es auf jeden Fall gefallen: „Trudi hat den Fahrtwind sehr genossen und sich am Schluss bei mir bedankt“, schmunzelt er. Cordula Wildauer