„Der DJK-Campus war mein Projekt“

von Redaktion

100 Jahre Sportbund DJK Rosenheim: Manfred Czermak ist seit 66 Jahren dabei

Rosenheim – Im Jahr 2000 wurde das letzte Jubiläum des SB DJK Rosenheim gefeiert. 80 Jahre war der Verein vor 23 Jahren alt. Jetzt stehen die Sportbundler vor ihrem 100-jährigen Bestehen, das zwar schon 2020 fällig war, aber wegen Corona mit dreijähriger Verspätung erst jetzt gefeiert wird. In der 2000er-Jubiläumsbroschüre inserierten noch bekannte Rosenheimer Firmen wie Elektro Stern oder das Sporthaus Güthlein. Diese zwei alteingesessenen Rosenheimer Geschäfte gibt es mittlerweile nicht mehr, den Sportbund natürlich schon noch. Und auch vom aktuellen Vorstand sind noch zwei Mitglieder vom Jahr 2000 aktiv. Der Erste Vorsitzende ist nach wie vor Bernd Perner und sein Stellvertreter ist Willi Bonke, damals im Wirtschaftsbeirat des Gesamtvereins tätig.

Strippenzieher
und graue Eminenz

Einer, der bis auf eine Ausnahme immer der „Strippenzieher“ im Hintergrund und die „graue Eminenz“ des SBR war, ist Manfred Czermak. Beim 80. Geburtstag des SBR war Czermak (Jahrgang 1940), ehemaliger Lehrer für Latein und Sport am Finsterwalder-Gymnasium in Rosenheim, Zweiter Vorsitzender. Der ehemalige CSU-Stadtrat ist momentan das einzige noch lebende Ehrenmitglied des Sportbunds.

Czermak gehört dem Verein seit 1957 an und hat damit sämtliche Höhen und Tiefen des SBR miterlebt. Darunter natürlich auch die deutschen Meisterschaften der Rosenheimer Eishockeyspieler, die 1978 vom Sportbund Rosenheim als Abteilung aufgenommen wurden. „Natürlich sind die Eishockeyspieler ein Teil unserer Geschichte, aber sie sind nicht der Sportbund Rosenheim. Das war eine Episode. Erfolgreich zwar, aber nur durch das großartige Engagement der Familie März möglich“, sagt Manfred Czermak im Rückblick und er macht auch keinen Hehl daraus, dass er nie ein Eishockey-Fan war. „Mich hat es einfach nicht interessiert“, sagt er offen und ehrlich. Er war Fußballer, und so ist er 1957 als 17-Jähriger zum Verein gestoßen. „Wir haben als Jugendliche auf dem Sportbundplatz Fußball gespielt. Dann wurden wir angesprochen, ob wir nicht zum Verein gehen wollen. Ich bin ja ganz in der Nähe in Fürstätt aufgewachsen und so bin ich dann zum SBR gekommen“, erinnert sich Czermak. Natürlich lagen ihm die Fußballer immer am Herzen, er selbst spielte jahrelang in der ersten Mannschaft, doch „sein großes Projekt“ beim Sportbund war der Umzug des Vereinsgeländes in den 90er-Jahren von der Schießstattstraße in den DJK-Campus in die Pürstlingstraße in Fürstätt.

„Das war für mich prägend und es ist mir noch heute eine große Freude, wenn ich unser Vereinsgelände sehe“, ist Manfred Czermak stolz. Er war damals auch noch im Stadtrat und „da habe ich natürlich auch mitgemischt, dass das alles so geklappt hat, wie wir es wollten“.

„Ich war so etwas
wie der Bauleiter“

Vor allen Dingen die Verhandlungen mit der Kirche und mit den drei Bauern, denen die Grundstücke an der Pürstlingstraße gehörten, waren nicht einfach und verlangten Fingerspitzengefühl. Als dann alle Verhandlungen erfolgreich abgeschlossen waren und der Bau starten konnte, war Manfred Czermak täglich am Gelände: „Ich war so etwas wie der Bauleiter. Ich war jeden Tag da, natürlich auch wegen der Nähe meines Hauses. Ich habe überprüft, was alles gemacht wurde und habe, wenn es notwendig gewesen ist, schon auch einmal eingegriffen und gesagt, dass es so nicht geht. Für mich war dieses Projekt das Wichtigste. Da stand das Sportliche, zumindest für mich, schon mal im Hintergrund.“

Trotz aller sportlichen Erfolge des SB DJK Rosenheim: Dieser Umzug in das neue Sportgelände war für den Sportbund ein Meilenstein in der 100-jährigen Geschichte und ist fest mit dem Namen von Manfred Czermak verbunden. „Aber auch mit den vielen anderen freiwilligen Helfern aus der Sportbund-Familie. Damals hat man noch zusammen angepackt. Auch das Vereinsleben war ein ganz anderes als heute“, erinnert sich Czermak gerne an die Zeit zurück, als „jeden Donnerstag an mindestens einem Tisch ein Schafkopf ging“.

Obwohl für Czermak das neue Vereinsgelände im Vordergrund stand, freute er sich natürlich auch über die sportlichen Erfolge. Die Fußballer und Basketballer waren schon in den 70er- und 80er-Jahren erfolgreich. „Die Fußballer spielten ein Jahr auf Augenhöhe mit 1860 Rosenheim in der Bayernliga, die Basketballer waren Zweitligist und hatten mit Armin Andres sogar einen Nationalspieler“, erinnert er sich.

Ein ganz wichtiger Baustein des SBR ist für Manfred Czermak auch die Hockeyabteilung: „Tolle Nachwuchsarbeit und großartige Erfolge in allen Jahrzehnten.“ Und natürlich die Eishockeyspieler mit drei Meisterschaften. „Aber nach dem Ausstieg der Familie März war mir das Eishockey ein zu heißes Eisen. Wir wussten ja nicht, was aus dem Eishockey wird, und deshalb war ich schon einer der Treiber, dass man sich trennt. Das war dann 1994 auch so und zwar im besten Einvernehmen und damit waren beide Seiten zufrieden“, blickt Czermak zurück.

Noch ein paar
Dinge zu erledigen

Wenn er vorausschaut auf das nächste Jahrzehnt, gibt es für das SBR-Ehrenmitglied ein paar Sachen, die ihm wichtig sind: „Im Stadion gehört die Leichtathletik-Anlage dringend erneuert.

Die ist dermaßen marode, man kann sie nicht mehr anschauen. Ein paar andere bauliche Maßnahmen müssen ebenfalls umgesetzt werden, aber da ist die aktuelle Vorstandschaft dabei und macht das auch sehr gut. Sportlich gesehen sollten gerade die Fußballer wieder ein bisschen aufsteigen.“

In seinen 66 Jahren beim Sportbund hat Manfred Czermak viele großartige Sportler und Persönlichkeiten kennengelernt. Ein Mann ist ihm in besonderer Erinnerung geblieben: „Zweifelsohne war das Josef März, der mich beeindruckt und positiv beeinflusst hat. Das war ein Macher. Er hat nicht nur geredet, sondern er hat auch umgesetzt, was er wollte. Er hat sehr viel für unseren Verein getan und ist leider viel zu früh verstorben.“

100 JahreSB DJK Rosenheim

Artikel 3 von 11