Rosenheim – Die Stadt Rosenheim hat eine besondere NS-Geschichte. Um an die Opfer zu erinnern, haben Initiativen auf Privatgrund Stolpersteine verlegt. Der Stadtrat hatte sich nach jahrelangen Diskussionen darauf geeinigt, Gedenkzeichen in Form einer Möbiusschleife im öffentlichen Raum anzubringen, gestaltet von der Münchner Künstlerin Christiane Huber.
Auf sie kommt in den nächsten Monaten viel Arbeit zu. Die Künstlerin aus München steckt hinter den Gedenkzeichen, die in Rosenheim an die Opfer des Nationalsozialismus erinnern sollen.
Die erste Möbiusschleife wurde bereits im November 2022 an einem Baum direkt vor der Mädchenrealschule angebracht. Darauf eingraviert ist der Name von Elisabeth Block – einer Schülerin aus Niedernburg, die dem Holocaust zum Opfer gefallen ist.
Ludwigsplatz und
Max-Josefs-Platz
„Nach dem ersten Gedenkzeichen sollen drei weitere folgen“, sagte Kulturreferent Wolfgang Hauck während der jüngsten Sitzung des Schul-, Kultur- und Sportausschusses. Geplant sei, zwei Möbiusschleifen an den Häusern am Ludwigsplatz 9 und 19 aufzuhängen sowie eine weitere am Max-Josefs-Platz 17. Dort befanden sich die ehemaligen Geschäfte der Familien Kohn, Fichtmann und Westheimer, die dem Nationalsozialismus zum Opfer gefallen sind.
„Wir haben bereits Kontakt zu den Angehörigen aufgenommen“, sagte Hauck. Doch er machte auch kein Geheimnis daraus, dass die Suche alles andere als einfach gewesen sei. „Über etwaige Nachkommen liegen nur begrenzt Informationen vor“, heißt es aus dem Rathaus. Dennoch sei es durch die Zusammenarbeit mit anderen Akteuren der Erinnerungskultur in Rosenheim sowie durch die Suche in genealogischen Online-Datenbanken gelungen, die mutmaßlichen Angehörigen zu identifizieren und diese anzuschreiben.
Bislang hätte es eine positive Rückmeldung von der Familie Westheimer gegeben, die zurzeit in den USA lebt. „Das ist ein gutes Zeichen und zeigt, dass die Gedenkzeichen von den Angehörigen angenommen werden“, zeigte sich der Kulturreferent überzeugt. Sollten sich die Angehörigen der anderen beiden Familie innerhalb von drei Monaten nicht zurückmelden, rät das Kulturamt, die Gedenkzeichen ohne deren Einverständniserklärung anzubringen.
Bei einer positiven Rückmeldung – wie es bei der Familie Westheimer der Fall gewesen ist – werden die Angehörigen in die weiteren Planungen einbezogen. So stehe es ihnen beispielsweise frei, Grußworte beizusteuern oder die Enthüllungsveranstaltung zu streamen. Bei einer negativen Rückmeldung soll laut dem Kulturamt auf die Anbringung der Gedenkzeichen verzichtet werden.
Inhaltliche Umsetzung
kein Problem
„Biografische Angaben sowie Informationen zum jeweiligen Verfolgungsschicksal liegen für alle drei Familien in einem solchen Umfang vor, dass die Planung und Umsetzung der Gedenkzeichen aus inhaltlicher Sicht unproblematisch erscheinen“, heißt es vonseiten der Verwaltung.
Neben den Angehörigen haben die Mitarbeiter des Kulturamts auch mit den Hauseigentümern Kontakt aufgenommen – bislang aber nur eine Rückmeldung erhalten. „Wir sollten uns Alternativen überlegen, falls die Eigentümer nicht zustimmen“, sagte Stadtrat Karl-Heinz Brauner (Grüne). Er schlug vor, am Ludwigsplatz über eine Anbringung entlang des Gerinnes in den Kirschbäumen nachzudenken.
„Wir haben uns die Bäume bereits angeschaut. Hier besteht durchaus die Möglichkeit“, sagt Hauck. Die erste Idee sei aber eine Anbringung an den jeweiligen Häusern. In den kommenden drei Monaten wird sich zum einen entscheiden, wie die Hauseigentümer zu dem Vorschlag stehen, aber auch, was die Angehörigen von der Idee halten.
Einstimmig sprachen sich die Rosenheimer Stadträte für die Anbringung der drei Gedenkzeichen aus. Die Kosten hierfür liegen bei rund 9000 Euro.
Anna Heise