Polizei und UV-Licht gegen Drogen

von Redaktion

Die Zahl der Drogentoten in der Region ist gestiegen: Am Dienstag starb in Rosenheim eine 25-Jährige an einer Überdosis. Die Beratungsstellen plädieren für mehr niederschwellige Angebote. Die Verwaltung will mit UV-Licht gegen den Drogenmissbrauch vorgehen.

Rosenheim – In dem Parkhaus erinnert nichts mehr an den Vorfall vor einigen Tagen. Am Dienstag hatte eine Passantin am frühen Abend zwei bewusstlose Personen in der Toilette des Parkhauses entdeckt. Sie informierte die Polizei. Die Feuerwehr öffnete die Türe, doch für die 25-jährige Frau kam jede Hilfe zu spät. Der Notarzt konnte nur noch den Tod feststellen. Ihr 41-jähriger Begleiter wurde zur weiteren Abklärung zur Polizeiinspektion Rosenheim gebracht.

Bereits 13 Opfer im
Präsidiumsbereich

Die Kriminalpolizei übernahm die Ermittlungen zur Klärung der Todesursache. Weil in unmittelbarer Nähe der beiden Spritzen und ein Löffel gefunden wurden, scheint die 25-Jährige an einer Überdosis gestorben zu sein. „Bei der Verstorbenen dürfte es sich somit um die 13. Drogentote im Jahr 2023 im Bereich des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd handeln“, heißt es in einer Pressemitteilung. Zum Vergleich: 2022 waren es acht Tote.

„Überdosierungen sind immer Unfälle“, erklärt Ludwig Binder. Er leitet als Geschäftsführer die Beratungs- und Behandlungsstelle von „neon“. So würden die Betroffenen den Konsum von Opioiden oftmals falsch einschätzen – auch weil der Körper nach einer gewissen Zeit eine Toleranz aufbaut. „Dadurch wird immer mehr konsumiert“, erklärt er. Das Problem: Oft passiert es, dass zu viele Opioide konsumiert werden, das führt zur Überdosis und die wiederum zur Atemdepression. „Man erstickt“, sagt Binder.

Im Rosenheimer Stadtgebiet ist die 25-Jährige heuer die erste Drogentote. „Im Vergleich zu den vergangenen Jahren ist zur Jahresmitte tatsächlich wieder ein deutlicher Anstieg erkennbar“, sagt Maximilian Maier, Sprecher des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd. Die illegale Droge Nummer eins ist ihm zufolge nach wie vor Cannabis. Aber auch Kokain und amphetaminbasierende Drogen seien verstärkt im Umlauf. Zudem würden Fentanyl und synthetische Cannabinoide immer wieder vorkommen. Während Crystal Meth kaum eine Rolle spiele, seien in der Partyszene Ecstasy, opiathaltige Tabletten und Benzodiazepine beliebt. 

„Der Konsum von Drogen ist leider in allen Gesellschaftsschichten und auch in allen Regionen verbreitet, somit auch bei uns im südlichen Oberbayern“, sagt Maier.

Zwar gebe es in Rosenheim keine „offene Drogenszene“, polizeilich besonders intensiv beobachtet werden laut dem Sprecher aber der Bahnhofsbereich und der Salingarten. Um die Situation in den Griff zu bekommen, setzt die Polizei laut Maier sowohl auf Prävention, als auch auf „repressive Maßnahmen“. „Die Erfolge sind schwer messbar. Wir sind jedoch davon überzeugt, dass beide Wege ihre Wirkung nicht verfehlen“, erklärt der Sprecher.

Etwas anders schätzte Ludwig Binder die Situation ein. Verstärkte Polizeikontrollen würden dazu führen, dass die Drogenszene ins Private verlagert werde. Menschen würden bei einer Überdosierung alleine zu Hause sitzen – ohne, dass es jemand mitbekommt. „Die Dunkelziffer ist deswegen sehr hoch“, sagt Binder.

Er plädiert deshalb für niederschwellige Angebote. Das fange bei Streetworkern an und könne bei der Einrichtung eines Drogenkonsum-Raums enden. „In diesen Räumen können Drogenabhängige unter medizinischer Aufsicht mitgebrachte Drogen injizieren oder rauchen“, erklärt Binder. Dadurch könnten Überdosierungen kontrolliert werden, zudem würde ein Zugang zur Szene geschaffen werden. Das Problem: Während Fachleute schon seit vielen Jahren einen solchen Raum fordern, stelle sich die Politik quer.

„Drogensüchtigen fehlt in Rosenheim die Lobby“, sagt Binder. Es brauche Maßnahmen, denn der Drogentod sei nur die Spitze des Eisbergs. Verhindert werden könnte dieser beispielsweise durch ein Naloxon-Nasenspray, das die atemlähmende Wirkung von Opioiden aufhebt. „Das Spray ist allerdings verschreibungspflichtig“, sagt Binder. Für ihn ein Kritikpunkt. Er plädiert dafür, das Nasenspray unter den Drogensüchtigen zu verteilen. Diese Aufgabe könnten beispielsweise Streetworker übernehmen.

Stadt setzt
auf Prävention

„Die Stadt setzt auf präventive Maßnahmen und arbeitet eng mit Beratungsstellen wie Neon zusammen“, sagt Christian Schwalm, Pressesprecher der Stadt Rosenheim. So finden unter anderem regelmäßige Veranstaltungen zur Drogenprävention in Rosenheimer Schulen und anderen Jugendeinrichtungen statt.

„Zusätzlich wird die Stadt diesen traurigen Fall zum Anlass nehmen, um zu prüfen, ob auf öffentlichen Toiletten UV-Licht installiert werden kann“, erklärt der Pressesprecher. Mit dieser Maßnahme will die Stadt Drogensüchtige davon abhalten, sich auf den Toiletten eine Spritze zu setzen. Denn in dem blauen Licht lassen sich die Venen nicht mehr so gut erkennen.

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