Rosenheim – Ein „Mammutprojekt“ – so beschreibt Karin Gack, ehrenamtliche Vorsitzende des Frauen- und Mädchennotrufs Rosenheim, den Umzug in das neue Gebäude im zweiten Stock in der Bahnhofstraße in Rosenheim. Nun wurden die neuen Räumlichkeiten eingeweiht.
18 Jahre lang war der Verein am Ludwigsplatz beheimatet, nun war ein Umzug unvermeidlich. „Die alten Räumlichkeiten waren einfach zu klein geworden“, sagt Gack. Zwar sind die Zahlen der Missbrauchsopfer laut der Vorsitzenden Christiane Cremer nicht gestiegen, die Behandlung sei aber intensiver geworden. „Die Komplexität und Brutalität der Gewalttaten nehmen seit der Corona-Pandemie zu“, sagt sie. Zudem sei der Bedarf an Präventionsangeboten sehr stark gestiegen. 2022 habe es 168 Betroffene in Rosenheim gegeben, die sich Hilfe beim Mädchen- und Frauennotruf holten. 2021 lag die Zahl bei 214 Betroffenen. Unterstützung bekommen die Betroffenen in der Bahnhofstraße.
Dort wo viele Jahre lang eine Physiotherapie-Praxis ihren Sitz hatte, werden jetzt Frauen und Mädchen beraten. Nach den Umbauarbeiten konnte im April dieses Jahres mit dem Umzug begonnen werden. Anschließend mussten die Räume umgestaltet werden. Mittlerweile ist jeder Beratungsraum von einer Betreuerin ganz individuell dekoriert worden. In einem Raum hängen Bilder von der Natur, in einem anderen sind Tiere zu sehen. Der größte Raum ist der Versammlungsraum mit einer Projektionsfläche an der Wand. Während des Umzugs gab es für die ehrenamtlichen Mitarbeiter eine Doppelbelastung. „Neben den Beratungsgesprächen mussten sie auch beim Umzug mithelfen“, sagt Karin Gack. Anerkennung dafür gab es vom stellvertretenden Landrat Sepp Hofer: „Bei Umzügen denkt man sofort an Stress.“ Es sei bemerkenswert, was der Verein neben „Hunderttausenden Umzugskartons“ geschafft habe. Die Dritte Bürgermeisterin Gabriele Leicht lobte die Arbeit des Vereins. „Es ist schön zu sehen, wie das Team seit 1988 immer professioneller geworden ist“, sagte sie. Das sei notwendig, denn mittlerweile hätte rund jede dritte Frau bereits physische oder sexuelle Gewalt erfahren. Cordula Wildauer