Rosenheim – Ines Drosta betritt ein Café. Schnell richtet sie alle Sinne auf ihre Umgebung. Sie lässt die Stimmung der Menschen auf sich wirken. Gab es zwischen dem Paar, das dort drüben sitzt, einen Streit? Drosta beobachtet zuerst den Mann und dann die Frau. Es scheint, als sei alles in Ordnung.
Doch da ist etwas, was nicht ins Bild passt. Ist es ihre Haltung oder die Art, wie sie miteinander reden? Und dann macht sich langsam ein Gefühl in Ines Drosta breit. Für einen kurzen Augenblick zeigt sich die angespannte Situation zwischen dem Paar. Es ist ein kleines unscheinbares Detail, wie das kurze Entgleiten der Gesichtszüge. Für einige Menschen scheinen sie unbedeutend. Aber dieser Augenblick weckt bei der Hobbyautorin eine neue Idee.
Ein Gespür für das
Zwischenmenschliche
Schnell holt Drosta aus ihrer Tasche ein kleines Notizbuch. Sie schreibt ihre Gedanken auf. Mit etwas Fantasie entsteht daraus das erste Gerüst für eine neue Kurzgeschichte.
„Ich glaube, ich habe ein Gespür für das Zwischenmenschliche“, sagt die Rosenheimerin. Sie versucht dieses Empfinden genauer zu beschreiben: „Es macht einfach einen Teil meines Wesens aus.“ Es sei die Stimmung, die in der Luft liegt. „Vielleicht nehme ich diese anders wahr“, erklärt Drosta. Die Welt habe sie schon immer anders wahrgenommen. „Ich denke, es liegt auch an den vielen Lebenserfahrungen, die ich sammeln durfte.“
Die eigene Fantasie
mit den Lesern teilen
Ines Drosta wurde 1961 in Chemnitz geboren. Nach der Schule erlernte sie einen Bürojob. Dann kam die Wende und damit die Arbeitslosigkeit. Auch Ines Drostas Ehemann wurde arbeitslos. Bis er 1992 eine Anstellung in Rosenheim fand. Zusammen mit ihrer Tochter zogen sie nach Bayern.
Erst hier entwickelte Drosta ihre große Leidenschaft für das Schreiben. Beruflich wollte sie damit aber nicht durchstarten. Derzeit arbeitet die Rosenheimerin als Inklusionsassistentin. Sie unterstützt Schüler mit Behinderung oder sonderpädagogischem Förderbedarf an Schulen.
In ihrem derzeitigen Beruf lernt die Hobbyautorin verschiedene Menschen kennen. Und bereits davor hat sie viele Lebenserfahrungen in der Arbeitswelt gesammelt. Vieles hat sie schon ausprobiert: Sie war im Einzelhandel, in der Altenpflege, in der Gastronomie und als Bäckereifachverkäuferin tätig. „Durch die Berufe hat man ein weites Spektrum an beobachtbaren Möglichkeiten“, sagt Drosta. In ihren verschiedenen Berufen lernte sie die unterschiedlichsten Menschen kennen. „Jeder Mensch ist individuell und das ist das Spannende“, sagt Drosta. Geprägt habe sie vor allem die Zeit in der Altenpflege. Die Bewohner erzählten viel von ihrem früheren Leben. Berührende Geschichten, die Ines Drosta inspirierten. „Sie alle haben mich sehr bereichert.“
Die eigene Fantasie mit den Lesern zu teilen – das ist für die Hobbyautorin das Besondere am Schreiben. „Ich biete den Menschen meine eigene Fantasie in Form eines Textes an“, erklärt Drosta. „Das hat doch etwas Magisches, oder?“
Und um diese Magie geht es auch in ihrer neuen Kurzgeschichte „Schreibblockade“. Diese erschien im Sammelbuch „Und über allem schwebt Magie“. Darin geht es um eine junge Frau, die schon immer eine Geschichte schreiben wollte. Doch der Alltag zögerte das Schreiben immer weiter hinaus. Etwas, was auch Drosta kennt: „Erst kommt die Arbeit, dann noch der Haushalt und das Muttersein.“
Aus der Fülle des
Erlebten schöpfen
Über solche Themen schreibe sie gerne: „Es sind Geschichten über Menschen, wo das Leben anders verläuft als vorher gedacht.“ Die Inspiration für ihre Werke bekommt sie aus der Welt. Man müsse nur genau hinsehen, sagt sie.
„Eine Geschichte entsteht nicht aus dem Nichts, sondern aus der Fülle des Erlebten“, sagt Drosta. Sich mit Worten gut auszudrücken, sei eines ihrer Talente. Dafür sei sie sehr dankbar. „Das Schreiben hat für mich etwas Magisches.“