Rosenheim – „Das ist ja purer Stress!“ – Philip, Europaabgeordneter, hat sich gerade mit EU-Bürgern über die neue Richtlinie zur Schaffung einer Europäischen Agentur für Wasserrechte unterhalten – und nun klingelt schon wieder sein Handy. Er muss zurück zu den Beratungen in der Fraktion, um den gemeinsamen Standpunkt abzustimmen. In der Realität ist der 17-jährige Philip kein Europaabgeordneter. Er war Teil einer 23-köpfigen Schülergruppe des Sebastian-Finsterwalder-Gymnasiums (SFG), die vom 16. bis 18. Juli eine Studienfahrt nach Brüssel unternahm. Mit finanzieller und organisatorischer Unterstützung der Landeszentrale für politische Bildung war es den Teilnehmern des Talentförderungsprogramms „Neue Horizonte“ möglich, Europapolitik hautnah zu erfahren.
„Nicht abbeißen, sondern bitte in Gänze in den Mund stecken – und dann genießen!“ Nur so isst man nach Angaben des sachkundigen Stadtführers belgische Pralinen. Im Zentrum des Stadtrundgangs, der den Auftakt des Besuchs des „Lernorts Brüssel“ bildete, standen allerdings nicht nur kulinarische Besonderheiten, sondern auch informative Einblicke in die faszinierende Geschichte der Stadt. Nicht minder interessant gestaltete sich der Besuch der EU-Kommission. Im Gespräch mit einem Mitarbeiter wurden nicht nur die Hintergründe des EU-Kunstrasenverbots erklärt, sondern auch Positionen zu den PFAS erörtert, den sogenannten „Ewigkeitschemikalien“, die unter anderem in Pfannen und Funktionskleidung vorkommen. Ein weiterer Höhepunkt war der Besuch der Bayerischen Vertretung, welcher die Schüler nicht nur über das Wirken Bayerns in der EU informierte, sondern auch die Errungenschaften der Vergemeinschaftung aufzeigte.
Anschließend stand ein Besuch des Europäischen Parlaments auf der Agenda, wobei die Schüler vor allem die Besichtigung des Plenarsaals faszinierte. Dass Verständigung im wortwörtlichen Sinne nicht immer einfach ist, wurde den Teilnehmenden klar, als ihnen anhand der Rede, die der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj zu Beginn des Jahres an diesem Ort gehalten hatte, die Schwierigkeiten der Verdolmetschung eindrücklich vor Augen geführt wurden.
Trotz des straffen Programms blieb auch Zeit für Freizeitaktivitäten. So hatten die Jugendlichen die Möglichkeit, Brüssel zu erkunden und die köstliche belgische Küche zu genießen. Von Waffeln bis hin zu Fritten gab es für jeden Geschmack etwas zu entdecken.
„Wir kehren mit vielen Erinnerungen und neuem Wissen über die europäische Politik zurück. Die Reise nach Brüssel hat nicht nur unsere Horizonte erweitert, sondern auch unsere Leidenschaft für kulturellen Austausch und unser politisches Engagement gestärkt“, brachte es Schülerin Louisa am Ende der Reise auf den Punkt. Die Schüler sind sich einig, dass es sich gelohnt hat, der Einladung der Landeszentrale für politische Bildung zu folgen und die Reiseanstrengungen auf sich zu nehmen, um der EU-Metropole einen Besuch abzustatten.