Rosenheim – „Alles nur Illusion“, ruft Andi Mühlbauer gut gelaunt und lässt eine grotesk verbogene Gabel als Souvenir auf dem Tisch zurück. Und schon geht‘s weiter zum nächsten Tisch, für eine kleine Impro-Zauber-Show: Löffel und Gabeln auf geheimnisvolle Art und Weise verformen und wieder zurechtbiegen, Sachen in Flammen aufgehen lassen, Stifte und Münzen hinter den Ohren von Gästen hervorzaubern. Beim Sommerempfang der Stadt Rosenheim am Donnerstagabend, 27. Juli, auf der Terrasse vorm Kuko war die Performance des Illusionskünstlers der Höhepunkt zu fortgeschrittener Stunde.
Kein Verlass
auf Tricks
Alles zurechtbiegen, am besten auch noch Geld herbeizaubern: Fähigkeiten, die theoretisch auch einem Politiker gut anstehen würden. Dass auf Taschenspielertricks jedoch kein Verlass sei, dass vielmehr so etwas wie ein Ruck durch Rosenheim und den Rest Deutschlands gehen müsse: Darauf pochte Oberbürgermeister Andreas März zur Begrüßung der Ehrenamtlichen sowie der Vertreter aus Wirtschaft, Behörden, Politik und Kultur, die „in besonderer Weise zum Erfolg und Funktionieren der Stadt“ beitragen. „Unser Land ist umständlich geworden“, stelle März fest, es herrsche „rasender Stillstand allerorten.“
Bei lauen Temperaturen schwor März die Gäste auf frostige Zeiten ein. Die Grundfunktionen des Staates, „auf die wir uns jahrzehntelang verlassen konnten“, scheinen „zu bröckeln.“ Zu viel werde zerredet und zergrübelt, man müsse weg vom „man könnte“ und hin zum „wir können“ und „wir machen.“
Es gelte, Ansprüche zurückzuschrauben. Das Wort „Gerechtigkeit“ werde oft bemüht, kaum einmal werde jedoch die Frage gestellt, ob der Staat, ob eine Gesellschaft, tatsächlich in der Lage sei, „vollkommene Gerechtigkeit herzustellen.“ Es müsse wieder mehr Eigenverantwortung an die Stelle staatlicher oder kommunaler „Rundum-Sorglos-Pakete“ treten.
Eine Gemeinschaft könne nicht der Allversorger der Bürgerinnen und Bürger werden, sondern jeder sei zuerst für das Gelingen des eigenen Lebens selbst verantwortlich. Denn: „Wir werden als Gesellschaft scheitern, wenn wir immer nur nach dem großen Bruder rufen, aber nicht selbst aktiv werden wollen.“ Glück bestehe darin, Verantwortung für sich selbst zu übernehmen und sich um andere zu kümmern. Die auf der Kuko-Terrasse versammelten Gäste lebten dies vor.
Gäste aus den
Partnerstädten
Um deren Wohl und Unterhaltung kümmerten sich beim Sommerempfang freilich andere. Die Mitarbeiter von Prinzipal Catering am Grill sowie mit Tablett und Getränke-Schubkarre, die Leute der Brauerei Flötzinger, die Breakdancer der Hip-Hop-Gruppen „System X“ und „Variable X“ von Hermann’s Tanzpalast sowie die Band „Soul Sofa“.
Sie alle trugen das Ihre bei zum Gelingen des zweiten Sommerempfangs nach dem coronabedingten Aus für den Neujahrsempfang. Ein Abend für Rosenheimer – mit einigen wohlbegründeten Ausnahmen: Man traf auf Bürgermeister von Nachbargemeinden sowie auf gut ein Dutzend Gäste aus den Partnerstädten Lazise in Italien und Ichikawa in Japan, darunter der für die Partnerschaft zuständige Stadtrat Mauro Campagnari und Ex-Bürgermeister Luigi Buongiovanni.
Und auch einige Ehren-Rosenheimer waren gekommen, darunter Dieter Fischer, Alexander Duda und Ursula Burkhart als Delegation der „Rosenheim Cops“. Sie ließen sich bereitwillig ein ums andere Mal fotografieren. Zu ermitteln gab es ja auch nichts, wie schon OB März launig angemerkt hatte – man habe keine Leich‘ zu bieten, dafür aber einen schönen Abend.