Mit dem Klavier um die Welt

von Redaktion

Rosenheimerin mit Kleinbus auf Tournee – Heute spielt sie Jazz auf dem Max-Josefs-Platz

Rosenheim – Mitten auf dem Max-Josefs-Platz sitzt Vroni Holzmann an ihrem hölzernen Klavier. Sie legt ihre Finger auf die Tasten und fängt zu spielen an. Die fröhliche Melodie von „Singing in the rain“ tönt über den gesamten Platz. Passanten bleiben stehen. Manche von ihnen wippen zur Musik, andere klatschen. Holzmann lächelt und schwingt selbst auf ihrem Hocker hin und her. Ihr Auftritt am Mittwoch in der Innenstadt war für sie ein voller Erfolg. „Rosenheim ist ein ganz besonders toller Auftrittsort für mich“, sagt Holzmann, die hier geboren ist.

„Es macht eigentlich keinen Sinn“

Doch wie kommt jemand auf die Idee, mit einem Klavier um die Welt zu reisen? „Es macht eigentlich keinen Sinn“, sagt die Musikerin und lacht. Denn vor allem für das Klavier sei es eine echte Tortur. Trotzdem fährt die 51-Jährige mit ihrem geliebten Instrument und ihrem Minibus von Land zu Land. In verschiedenen Städten stellt sie sich auf einen Platz und spielt Jazz. Für die Rosenheimerin ein wahrgewordener Traum.

Alles begann
im Jahr 2000

„Ich mache das jetzt seit dem Jahr 2000“, sagt Holzmann. Vor 28 Jahren zog es die Rosenheimerin aus Deutschland weg. Ihre Wahl fiel auf Schottland. „Ich habe dieses Land als eine tolle Sache empfunden, die zu mir passt“, erklärt sie. Von ihrer neuen Heimat ist sie sehr begeistert. „Die Stadt, in der ich wohne, ist wie aus einem Bilderbuch“, so Holzmann. 1999 besuchte sie das Edinburgh-Festival. „Das ist ein riesiges internationales Kunstfestival“, sagt die Mutter einer Tochter. Auch sie wollte unbedingt etwas aufführen. Ihre Wahl fiel auf ihr Lieblingsinstrument – das Klavier.

„Ich habe mir ein billiges Klavier und einen billigen Wagen gekauft“, erinnert sie sich. Damit sei sie auf dem Festival aufgetreten. Die Musik habe vielen Besuchern gut gefallen. „Dann habe ich beschlossen, dass es das nächste Mal gescheit werden muss“, sagt sie. Im darauffolgenden Jahr kaufte sie ein besseres Klavier und ihren Minibus.

Ihre Liebe zum Klavier begann schon sehr früh. „Ich spiele, seitdem ich acht bin“, sagt Holzmann. Doch der Anfang sei eher holprig gewesen. „Ich sollte Geige lernen, aber das wollte ich eigentlich nicht“, erklärt sie. Doch die Eltern bestanden darauf. „Meine Mutter hat immer Klavier gespielt, das fand ich viel schöner“, sagt die 51-Jährige. Also überredete sie ihre Mutter, Klavier lernen zu dürfen. Diese stimmte zu, doch mit einer Bedingung. „Ich musste auch die Geige weiterspielen.“ Das Besondere am Klavier ist für Holzmann der „wunderschöne Klang“. Außerdem vereine das Klavier eine ganze Band: „Du bist der Bass, der Rhythmus und die Melodie.“ Neben Geige und Klavier spielt sie Trompete und Akkordeon.

Heimatstadt steht immer auf ihrer Liste

Für Holzmann ist das öffentliche Spielen auf ihrem Klavier mehr als nur Straßenmusik. „Für mich ist es ein Kunstprojekt“, erklärt sie. Dabei ist ihr eines besonders wichtig: „Meine Kunst soll jedem Menschen umsonst zugänglich sein.“ Auch ihre Musik habe sie gezielt ausgewählt. „Die Musik, die ich spiele, hören die Leute nicht alle Tage“, sagt sie. Holzmann spielt Jazz der 20er- bis 40er-Jahre. „Du bringst den Leuten damit etwas, was sie aus ihrem Alltagstrott rausbringt.“

„Die größten Probleme sind der Transport und das Wetter“, sagt Holzmann. Denn auch sie hat mit der Inflation und den steigenden Diesel- und Lebenskosten zu kämpfen.

Auf eigene Kosten unterwegs

Die Fotografin, Musikerin und Komponistin finanziert ihren Traum aus eigener Tasche. Passanten bedanken sich mit einer kleinen Geldspende oder laden sie zu einem Eis oder kalten Getränk ein. Gründe, sich nicht davon abhalten zu lassen, weitere Touren zu machen. Es mache sie glücklich, wenn die Menschen zu ihrer Musik tanzen. „Man spielt nicht nur für sie, sondern man kommt mit ihnen zusammen“, fasst sie zusammen.

Auch in diesem Jahr geht Holzmann wieder auf Tour. Von Schottland ging es nach Österreich, Frankreich und Italien. Und auch in Deutschland ist sie wieder und spielt in ihrer Geburtsstadt Rosenheim. „Rosenheim ist mir immer wichtig, weil ich hier geboren wurde“, sagt sie. So wird Holzmann auch heute, Samstag, noch einmal auf dem Max-Josefs-Platz Jazz spielen.

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