Das „Kammerl“ in der Papinstraße öffnet wieder

von Redaktion

Nach der Schließung des Clubs trauerten viele Rosenheimer Nachtschwärmer – Dank einer überraschenden Wendung feiert das Lokal ein Comeback

Rosenheim – „So schade! Mein geliebtes Wohnzimmer!“, klagte Internetnutzer „Rodney Pulse“ auf Instagram. „Da wird uns was fehlen! Danke für die schönen Zeiten, die ganze Gaudi und all die Erinnerungen!“, schloss sich der Nutzer „Daniel Ocean“ an. Auch auf Facebook waren die Trauerbekundungen zahlreich, als im Mai bekannt wurde, dass das „Kammerl“ in der Rosenheimer Papinstraße schließen würde. „Und wieder ein Club weniger, sehr schade!“, schrieb etwa „Fil Sen“ auf der Plattform. Die Freunde des Rosenheimer Nachtlebens trauerten. Doch dank einer überraschenden Wendung wird der Club nun bald wieder eröffnet.

Eine Bühne für
regionale Künstler

„Wir starten mit dem Kammerl-Re-Opening am Freitag, 25. August“, sagt Inhaber Stephan Franz. An diesem Abend wird das DJ-Duo „Indiscotabel“ erwartet, das schon bei ihrem letzten Auftritt im Club im Februar für gute Stimmung sorgte. „Noch dazu sind das Künstler aus der Region Rosenheim“, sagt Franz. „Wir legen großen Wert darauf, dass regionalen Künstlern eine Bühne geboten wird. Es gibt viele talentierte DJs und Newcomer, und oft ist es nicht leicht, an Auftritte in Clubs zu kommen.“

Die Gäste soll künftig ein „Kammerl“ erwarten wie sie es von früher kennen, so der Inhaber: charmant, herzlich, einladend, respektvoll und gemütlich. „Wir haben großes Glück, dass viele vom früheren Team auch beim Neustart weiterhin dabei sind“, sagt er. Immerhin sei die Herzlichkeit des Teams ein Merkmal gewesen, das die Gäste am „Kammerl“ immer geschätzt hätten.

Der Club soll an den Wochenenden des Herbstfestes wieder einen Ort bieten, an dem nach dem Besuch der Wiesn bis in die frühen Morgenstunden weitergefeiert werden kann. „Musikalisch wird es auf keinen Fall der klassische Apres-Wiesn-Abend, sondern eben clubbig: Freitags gibt es einen stilvollen Mix von elektronischer Musik sowie Hip-Hop und R’n’B und Klassikern“, sagt Franz. „Samstags bleiben wir unserem musikalischen Motto treu und bieten Fans elektronischer Tanzmusik ein abwechslungsreiches Programm an.“

Der Standort an der Papinstraße hat vermutlich schon vielen Generationen in Rosenheim unvergessliche Erinnerungen im Nachtleben beschert. Die wohl prägendsten Namen dürften das  „Sportif“  und das  „Hundertquadrat“ sein.

„Der Standort bringt die ideale Größe für eine Stadt wie Rosenheim mit. Kompakt und übersichtlich, nicht zu groß – so kann schnell eine tolle Atmosphäre entstehen“, sagt Franz. Das sei vor dem Start des Clubs auch ein Grund gewesen, warum sich die Betreiber genau für das Lokal in der Papinstraße entschieden hätten. Im Oktober 2021 eröffnete Franz das „Kammerl“ gemeinsam mit der finanziellen Unterstützung eines Freundes.

„Ein neues Nachtlokal zu eröffnen, ist ja an sich schon nicht die leichteste Aufgabe“, erinnert sich Franz. „Aber ein Nachtlokal während einer Pandemie mit Abstands- und Hygieneregelungen und Zutrittskontrollen erfolgreich zu etablieren, war ein unerwartet harter Start.“ Die finanziellen Ressourcen waren schneller aufgebraucht als geplant. Dass sich seit der Pandemie auch in der Freizeitgestaltung der Jugend vieles geändert hat, tat sein Übriges. Ebenso der Umstand, dass durch die Kostensteigerungen der Euro bei vielen nicht mehr so locker sitzt wie vor der Pandemie. „Als Betreiber spürten wir ebenso die Preissteigerungen beim Einkauf, bei Strom, Wasser, Verbrauchsmaterial“, fährt Franz fort, „Der ursprünglich aufgestellte Businessplan wurde komplett auf den Kopf gestellt“, erinnert er sich.

Bars und Nachtlokale seien von der Pandemie besonders betroffen gewesen, weil sie mit die längsten Schließzeiten gehabt hätten, sagt auch Dr. Thomas Geppert, Landesgeschäftsführer beim Bayerischen Hotel- und Gaststättenverband. „Gleichzeitig haben sie von den Ausgleichsmaßanahmen am wenigsten profitiert. Denn die Mehrwertsteuerreduzierung für das Gastgewerbe betraf ja nur Speisen, nicht Getränke.“ Da sei es schön zu sehen, dass mit dem „Kammerl“ nun ein betroffener Betrieb wieder zurückkomme, sagt Geppert.

Neuer Partner,
neuer Anlauf

Die Wiedereröffnung verdankt sich dem Umstand, dass sich nach der Entscheidung zur Schließung des Clubs beim Inhaber überraschend ein Interessent meldete. In den folgenden Wochen wurde ausgelotet, „welche Stellschrauben gedreht werden müssten, um dem Kammerl eine zweite Chance zu geben“, so Franz.

Mit der Unterstützung des Vermieters habe man einen gemeinsamen Nenner gefunden, der es nun ermöglicht, die Türen des „Kammerls“ ein zweites Mal zu öffnen. Die vielen Reaktionen und Rückmeldungen – erst zur Schließung und dann zur Ankündigung der Wiedereröffnung – seien sehr emotional gewesen, sagt Franz. Gemeinsam mit dem neuen Partner schraubt er nun schon am Programm für die Zeit nach dem Herbstfest.Heinz Seutter

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