„Speim“ kann richtig teuer werden

von Redaktion

Die Suche nach einem Taxi während des Rosenheimer Herbstfests gestaltet sich oft schwierig – vor allem in der Nacht. Taxiunternehmen und die Stadt wollen etwas dagegen unternehmen und geben Tipps, wo man besser nicht einsteigen sollte.

Rosenheim – Hinter Paulo Machado liegen anstrengende Tage. Der Geschäftsführer von „Inn-Taxi“ musste viel organisieren und vorbereiten. Denn ab dem kommenden Samstag beginnt für die Rosenheimer Taxiunternehmen die wohl stressigste Zeit des Jahres: das Herbstfest. Hinzu kommt, dass heuer aufgrund des Wegfalls des Promille-Expresses noch mehr Menschen auf der Suche nach einem freien Taxi sein werden – dafür will man aber gerüstet sein.

„Insgesamt sind wir mit fünf Autos im Einsatz“, sagt Machado. Den Rest seiner Fahrzeuge müsse er im Alten- und Krankentransport einsetzen. Zudem sei es nach wie vor schwierig, ausreichend Fahrer zu finden. Auch wenn es zur Herbstfest-Zeit einfacher als im restlichen Jahr sei. „Die Wiesn hat einen speziellen Reiz, auch für Taxifahrer“, sagt der Geschäftsführer. Deshalb komme es vor, dass sich Menschen aus anderen Berufen extra freinehmen, um an den 16 Tagen Taxi zu fahren.

Lustige Gespräche
während der Fahrt

„Während des Herbstfestes hat die Stadt einen gewissen Flair, den es sonst nicht gibt“, sagt Machado. Deswegen könne er es selber nicht lassen, sich neben seiner Funktion als Geschäftsführer in ein bis zwei Nächten hinters Lenkrad zu setzen. „Wenn man bei schönem Wetter die Leute in Tracht Richtung Innenstadt strömen sieht, hat das was.“ Auch die lustigen Gespräche seien es wert. „Manchmal bekommt man sogar Mandeln geschenkt“, sagt Machado.

Dass die Fahrgäste in aller Regel wenig Probleme machen und die Stimmung in den Taxis gut ist, kann Sonja Neumayr, Inhaberin des Unternehmens „Taxi Neumayr“, bestätigen. Ihr Team sei mit rund 13 Fahrzeugen unterwegs. Das Herbstfest sei aber nicht nur Spaß, sondern auch stressig für die Fahrer, sagt die Inhaberin. Insbesondere, wenn nach Wiesn-Ende Tausende von Menschen auf die Straßen laufen. „Da ist in der Innenstadt bisserl Chaos und der Fahrer muss hoch konzentriert sein“, sagt Neumayr.

Ein Streit ums
Taxi bringt nichts

Zudem kommt es gelegentlich vor, dass sich ein Fahrgast daneben benimmt – wenn auch selten. „Meist sind das jüngere Leute, die zu viel getrunken haben und pöbeln“, sagt Paulo Machado. Noch seltener sei, dass sich jemand im Taxi übergeben muss. „In meinen 30 Jahren ist das zum Glück noch nie vorgekommen“, sagt der Geschäftsführer. Meist liege das an der Erfahrung der Taxifahrer. „Wenn ich schon sehe, dass einer sichtbar betrunken ist und Schweißperlen auf der Stirn hat, fahre ich so, dass ich sofort anhalten kann.“

Falls es doch mal passiert, kann es Machado zufolge für den „Übeltäter“ richtig teuer werden. „Das kostet gleich Tausende von Euro und die muss jeder selbst bezahlen“, sagt der Geschäftsführer. Besonders kostspielig werde es, wenn das Erbrochene in die Lüftungsschlitze gelange. Dann müsse das Auto vorübergehend stillgelegt, auseinandergebaut und komplett gereinigt werden. Hinzu komme der Arbeitsausfall des Autos. „Das ist am Ende vergleichbar mit einem Unfallschaden“, sagt Machado. Deswegen empfehle er jedem, rechtzeitig Bescheid zu sagen, damit Zeit zum Anhalten bleibt.

Und noch einen Tipp hat er für Fahrgäste: „Es bringt nichts, sich um ein freies Taxi zu streiten.“ Das komme immer wieder vor. Meist, wenn zwei verschiedene Gruppen gleichzeitig einsteigen wollen. „Da gilt es als Fahrer zu deeskalieren und Moderator zu spielen“, sagt Machado. Man müsse sich als Fahrgast einfach bewusst sein, dass es zu den Stoßzeiten bei den Taxis „eng werden kann“.

46 Konzessionen
vergeben

Wie die Stadt Rosenheim mitteilt, sind derzeit 46 Taxikonzessionen – die Betriebserlaubnis für jeweils ein Fahrzeug – in der Stadt vergeben. „Insgesamt gibt es 31 Taxiunternehmen in Rosenheim, welche zwischen einer und vier Konzessionen besitzen“, sagt Christian Baab, stellvertretender Pressesprecher der Stadt, auf OVB-Anfrage. Da es während des Herbstfests zu einem erhöhten Bedarf an Taxis kommt, habe die Verwaltung zudem Taxis aus dem Landkreis gestattet, sich an den Frei- und Samstagen an den Taxiständen in der Kaiserstraße, zwischen 22 und 24 Uhr, und in der Heilig-Geist-Straße, zwischen 0.45 und 6 Uhr, bereitzuhalten.

Strafen von bis
zu 20000 Euro

Einfach mehr Fahrzeuge einzusetzen, ist Paulo Machado und Sonja Neumayr zufolge nicht möglich. „Das rentiert sich nicht“, sagt Machado. Zum einen wäre es nicht wirtschaftlich, für 16 Tage zusätzliche Fahrzeuge anzuschaffen und diese nur zeitweise anzumelden. Zum anderen sei die Anzahl der Taxis auf die Einwohnerzahl abgestimmt. „Und selbst wenn es in Rosenheim 200 Taxis gibt, kommt es bestimmt trotzdem zu Wartezeiten bei den Massen an Leuten beim Herbstfest“, sagt Neumayr.

Trotzdem sollte man auch nach längerem Warten nicht in ein illegales Taxi einsteigen, sagt Paulo Machado. „Von denen fahren immer mal wieder welche in Rosenheim rum“, berichtet er. Das seien meist Privatfahrzeuge, die weder eine Beförderungserlaubnis noch eine entsprechende Versicherung für Fahrgäste hätten. „Die warten in den Seitenstraßen und verlangen dann horrende Preise – oft das Doppelte vom Taxi“, sagt der Geschäftsführer.

Der Stadt seien pro Jahr durchschnittlich zwei Fälle von illegaler Beförderung bekannt, teilt Christian Baab mit. Daher sei die Polizei dazu angehalten, besonders während des Herbstfestes auffällige Fahrzeuge zu kontrollieren. Ein Verstoß kann bis zu 20000 Euro kosten, sagt der Pressesprecher.

Wer sicher nach Hause kommen will, soll Paulo Machado zufolge daher darauf achten, dass das Fahrzeug entweder wie ein klassisches Taxi gekennzeichnet ist oder an der Heckscheibe – zum Beispiel bei speziellen Mietwagen – eine weiße Ordnungsnummer auf blauem Hintergrund hat.

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