Als Betonreliefs modern waren

von Redaktion

OVB-Serie „Kunst im öffentlichen Raum“ – Folge 158: „Sportreliefs “

Rosenheim – Etwas versteckt kann man ein Frühwerk eines bekannten Rosenheimer Bildhauers entdecken: Sechs quadratische Betonreliefs mit Sportszenen, die Rolf Märkl 1966 schuf. Die stilisierten Szenen befinden sich an der Rückseite der Fassade der Doppelturnhalle mit Lehrschwimmbecken Am Nörreut und sind über den rückwärtigen Hof des Sebastian-Finsterwalder-Gymnasiums aus zugänglich.

Fünf Darstellungen fallen sofort ins Auge, ein Läufer, ein Turner am Pferd, zwei Turner an Reck und Ringen, zwei Basketballspieler sowie zwei Fußballspieler. Die sechste Szene, ein Speerwerfer, verbirgt sich hinter einer später eingebauten Stahltreppe.

Das Jahr 1966 markiert eine Wende im Leben von Rolf Märkl. In diesem Jahr kehrte der Künstler, der seit 1957 als Kunsterzieher in der Ferne gearbeitet hatte (Gymnasien Schloss Wittgenstein bei Bad Laasphe und Schloss Buldern bei Dülmen, beide in NRW; Odenwaldschule in Hessen) in heimatliche Gefilde zurück, gelockt durch eine Stelle am Internat Schloss Ising am Chiemsee.

Doch auch in den Jahren zuvor war der Kontakt hierher nie abgebrochen, schließlich lebten die Eltern Hans und Maria Märkl in der Eichendorffstraße, stellte der junge Künstler ab 1954 in den regionalen Kunstvereinen aus und hatte 1958 mit seinem Bronzekruzifix auf dem Friedhof Rosenheim für Aufregung gesorgt. Freundschaftlich verbunden war Märkl zudem mit Karl Prokop, Leo von Welden und Heinz Kaufmann von der progressiven „Gruppe 51“ sowie Josef Hamberger und Rainer Dillen. Nicht zu vergessen beim Freundeskreis ist Dr. Eugen Weigl, der 1965 zum ersten Rosenheimer Kulturreferenten ernannt wurde und der ein sehr gutes Gespür für kommende Größen hatte. So konnten 1966 Rolf Märkl, Max Weihrauch und Friedrich Scheuer ihr aktuelles Schaffen in einer Gemeinschaftsausstellung in der Städtischen Galerie Rosenheim präsentieren. Hans Heyn, der unvergessene Kulturredakteur des OVB, meinte damals: „Märkls Plastikensaal bildet einen künstlerischen Einbruch in diese Galerie. Dieser Bildhauer ist weiter in den Bereich abstrakter Formgestaltung vorgedrungen als jeder andere, der hier ausgestellt hat.“

Als zum Start des neuen Schuljahres im September 1966 die Sporthalle eröffnete, boten sich der Knabenrealschule und der Oberrealschule, die in diesem Jahr den Namen „Finsterwalder-Gymnasium“ erhielt, endlich genügend Möglichkeiten für den Schulsport. Da die Doppelturnhalle bis 1971, als die Luitpoldhalle in Betrieb ging, auch als Konzertsaal diente, musste Architekt Richard Oeßwein vom Stadtbauamt Rosenheim dies in der Ausstattung entsprechend berücksichtigen.

Der geforderten „Kunst am Bau“ kam die Stadt Rosenheim zeittypisch mit den Betonreliefs nach. Rolf Märkl hatte es bei diesem Auftrag nicht einfach, da er die Entwürfe von Schülern der Oberrealschule, die aufgerufen waren, ihre Ideen einzubringen, berücksichtigen musste.

So haftet auch den sechs Reliefs etwas Unentschiedenes an. Bei aller versuchten Abstraktion bleiben die Sportlerdarstellungen, die Auswahl der Sportarten (zweimal Leichtathletik, zweimal Geräteturnen und zweimal Ballspiele, wohl in Anlehnung an die Sportarten, die im Schulsport gepflegt wurden) sowie das Gesamtarrangement bemüht. Kein Wunder, dass diese Reliefs nie zu den „künstlerischen Lieblingskindern“ von Rolf Märkl gehörten, wie er einmal in einem Gespräch verriet, und, wenn überhaupt, in seinen Katalogen und Büchern nur sehr am Rande erwähnt werden.

Die technische Umsetzung der Reliefplatten lag bei der Rosenheimer Baufirma Schinabeck, die sich auf die Herstellung von damals sehr geschätzten großformatigen Betonteilen in Sicht- und Waschbeton spezialisiert hatte und sich dafür eigens Spezialausstattung und Tipps für die Herstellung aus München geholt hatte.

Rolf Märkl hat sich dennoch mit den Reliefs an der zur Erbauungszeit noch ganz frei stehenden Sporthalle seiner alten Oberrealschule, die er von 1941 bis 1945 besucht hatte, verewigt. Spannend bleibt es, wie es mit dem Bau weitergeht. Das Lehrschwimmbecken ist derzeit gesperrt, Abriss und Neubau sind geplant. Hoffentlich können die sechs Arbeiten von Rolf Märkl erhalten bleiben.

Das Werk

Der Künstler

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