Rosenheim – Wenn Andreas Crombrach den Hotel-Computer durchschaut, kann er selbst nicht glauben, was er sieht. Hier noch ein Zimmer frei, da noch ein leeres Zimmer. „Es ist erschreckend wenig los“, sagt der Geschäftsführer des Parkhotels Crombach. Trotz des Herbstfestes. Von Zuständen wie in München, wo bereits jetzt fast alle Hotels für die Zeit während des Oktoberfestes ausgebucht sind, ist man ihm zufolge in Rosenheim weit entfernt.
Viele freie Zimmer
in Rosenheim
„Das ist schon verwunderlich“, sagt Crombach. Selbst an den beiden ersten Wiesn-Wochenenden hätten spontan Zimmer in seinem Hotel gebucht werden können. „Am letzten Wochenende ist sogar noch mehr frei“, sagt der Hotelmanager. Unter der Woche sehe es nicht besser aus. Es gibt zwar auch Tage, an denen das Hotel ausgebucht ist, das hängt aber mit der IAA – Automobilmesse in München –, die im September stattfindet, zusammen, vermutet Crombach.
Dem Geschäftsführer sei auch aufgefallen, dass es heuer im Vergleich zu den Vorjahren kaum Vorbuchungen für die Herbstfest-Zeit gegeben hat. Die meisten Gäste hätten kurzfristig nach einem Zimmer gesucht. Da sei in den Jahren zuvor – mit Ausnahme der Pandemie – anders gewesen. „Wir waren in den 16 Tagen immer komplett ausgebucht“, sagt Crombach. Früher sei während der Zeit zwischen Herbstfest und Oktoberfest „jedes Hotelzimmer oder noch so kleines Ferienzimmer bis hinter Riedering“ belegt gewesen.
Das bestätigt auch Theresa Albrecht, Vorsitzende des Hotel- und Gaststättenverbandes (DEHOGA) im Kreis Rosenheim. Sie berichtet, dass es normal schwierig sei, während des Herbstfestes ein freies Zimmer in der Stadt zu finden. „Aber das war einmal“, sagt Albrecht. Zwar boome die Wiesn und es gebe nach wie vor eine hohe Nachfrage an Betten, das Problem sei aber ein anderes: „Es gibt in Rosenheim ein Überangebot an Hotels.“ Allein in den vergangenen vier Jahren seien viele neue Hotels hinzugekommen. Aufgrund dieser „Masse an Zimmern“ sei die Auslastung der einzelnen Hotels geringer.
Das macht sich auch negativ beim Umsatz bemerkbar, sagt Andreas Crombach. Bereits jetzt liege man insgesamt um rund 19 Prozent hinter den Buchungen im Vorjahr. Normal gleiche die Wiesn das aus, da die 16 Tage zur „umsatzstärksten Zeit im Jahr gehören“. Aber selbst das reiche manchmal nicht aus. Wenn die Hotelbesitzer die Betriebskosten für das Jahr abdecken wollen, müssten sie deutlich höhere Preise während des Herbstfestes verlangen, sagt Theresa Albrecht.
Das war für Andreas Crombach keine Option. „Preise wie in München, wo ein Zimmer statt 80 Euro plötzlich 300 Euro kostet, sind eine Katastrophe“, sagt der Geschäftsführer. Trotzdem habe auch er seine Preise anpassen müssen. Um rund zehn Euro pro Person und Zimmer, sagt Crombrach. Das sei moderat, wenn man bedenke, dass die Personalkosten um 15,5 Prozent gestiegen und die Energiepreise teurer geworden sind.
Teurer ist auch die Übernachtung im B&B Hotel Rosenheim geworden. „Im Schnitt um fünf Euro“, sagt Hotelmanager Darko Lukenda. Über leere Zimmer könne er sich allerdings nicht beklagen. „Wir sind zu 95 Prozent während des Herbstfestes ausgelastet“, sagt er. Bereits seit Mai habe er Buchungen für den Wiesn-Zeitraum erhalten. An den Wochenenden, aber auch unter der Woche, gebe es kaum noch Kapazitäten bei den 98 Zimmern. „Wahrscheinlich hätte ich sogar 150 Stück voll bekommen“, sagt er. Immer wieder kämen ganze Gruppen und wollten kurzfristig einen Schlafplatz für den Herbstfest-Besuch – vor allem aus Österreich und Italien.
Ähnlich ist die Lage im Hotel „My Home My Hotel“. „Wir sind zwar nicht an jedem Tag voll, aber schon sehr gut ausgebucht“, sagt Besitzer Gerhard Maier. Da das Hotel aber erst 2019 eröffnet wurde, könne er die Buchungszahlen nicht mit den Jahren vor Corona vergleichen. Maier schätzt, dass rund zwei Drittel seiner Gäste im Moment auch nur wegen des Herbstfestes in Rosenheim sind. „Meist bleiben die dann nur ein bis zwei Nächte“, sagt der Inhaber. Beschweren könne er sich über die Auslastung des Hotels aber nicht.
Warum es bei den Belegungszahlen zwischen den Hotels Unterschiede gibt, hat mit den Preisstrukturen der Häuser zu tun, sagt Theresa Albrecht. Zudem sei die Lage und Ausstattung der Hotels entscheidend. Pauschal lasse sich daher nicht sagen, warum in einem Hotel mehr Gäste als in einem anderen unterkommen. „Das kommt sehr auf den Einzelfall an“, sagt Albrecht.
Mehr Kongresse
gewünscht
Dennoch müssten ihr und Andreas Crombach zufolge wieder mehr Kongresse und Großveranstaltungen nach Rosenheim geholt werden, damit die Hotels auch unter dem Jahr gebucht werden und nicht nur vereinzelt zum Herbstfest.