Rosenheim – Für die musikalische Gestaltung des Schausteller-Gottesdienstes am Dienstag sorgte der Hamberger Viergsang. Neben den Schaustellern und Marktleuten nahmen Vertreter des Wirtschaftlichen Verbandes und der Politik teil, außerdem Vertreter von Feuerwehr und Polizei.
Einbußen in
den ersten Tagen
„Dramaturgischer hätte der Wiesnstart gar nicht sein können“, meinte Pfarrer Andreas Maria Zach zu Beginn des Gottesdienstes. Zuerst der Wiesneinzug bei Bilderbuchwetter – und dann zum Abend hin ein Unwetter: „Da präsentierte sich das Wetter dann abenteuerlich und ich war froh über die hohen Sicherheitsauflagen, die es bei uns gibt.“ Die folgenden Tage dann gab es Dauerregen bis bestenfalls durchwachsenes Wetter.
Insbesondere für die freien Fahrgeschäfte, wie beispielsweise die Wasserbahn, waren das keine guten Startbedingungen, wie Max Fahrenschon, Vorsitzender der Bezirksstelle Rosenheim des bayerischen Landesverbands der Marktkaufleute und Schausteller, berichtete: „Viele Schausteller konnten die Einbußen in diesen ersten Tagen noch nicht wettmachen.“
Das bestätigt auch Heiner Distel vom Autoscooter. Speziell an den Wochentagen bemerkt er in diesem Jahr aber überhaupt eine gewisse Verhaltenheit bei den Besuchern. „Viele Familien gehen nicht mehr jeden Tag auf das Herbstfest. Das Geld sitzt halt nicht mehr locker.“
Diese Entwicklung macht sich natürlich auch auf den anderen Volksfesten in ganz Deutschland bemerkbar. Die Folge ist laut Max Fahrenschon: „Immer mehr Schausteller stellen ihr Fahrgeschäft ein und wechseln ins Imbissgewerbe, denn da lässt sich noch leichter Geld verdienen.“
Einige Volksfeste täten sich darum mittlerweile schon schwer, überhaupt noch das Festgelände mit Fahrgeschäften voll zu bekommen. Zum Glück sei dies aber in Rosenheim nicht der Fall.
Von anderen Sorgen berichtete Rudi Balloni. „Helium zum Befüllen für Luftballons bekommen mittlerweile nur noch Geschäfte, die einen guten Namen haben“, erzählt der Ballonverkäufer. Er befürchtet, dass es in 20 bis 30 Jahren gar keine fliegenden Luftballons mehr zu kaufen geben wird.
Trotz dieser Probleme war beim Schausteller-Gottesdienst aber gute Laune angesagt. Vor allem die sonnigen Wetteraussichten für die kommenden Tage macht Hoffnung auf sehr gute Besucherzahlen zum Wiesnendspurt hin.
„Nahrung für
Leib und Seele“
Wie wichtig Volksfeste für die Menschen sind, sprach Schausteller-Seelsorger Sascha Ellinghaus in seiner Predigt an. Ein Besuch sei „Nahrung für Leib und Seele“. Er wünschte sich, dass in Zukunft auch der Appetit auf geistige „Nahrung“ wieder steigt.
Nach dem Gottesdienst ging es zum traditionellen Weißwurstfrühstück, das heuer im neuen Johann Auer stattfand. „Wir haben mit unserem Herbstfest schon etwas ganz besonderes“, sagte dort Hermann Tomczyk, Ehrenvorstand des Wirtschaftlichen Verbandes. Die Wiesn stehe für Gemütlichkeit, Tradition und Geselligkeit.
Das sieht auch Rosenheims Oberbürgermeister Andreas März so. Außerhalb der Wiesn spüre er derzeit eine gewisse aggressive Grundstimmung, was seiner Meinung nach auch mit den bevorstehenden Wahlen zu tun haben könnte. Er wünsche sich deshalb, dass die Menschen wieder mehr zurückkommen zu den Wurzeln des Zusammenlebens im christlichen Sinne und öfter einmal Danke sagen, für das, was sie haben.