Rosenheim – Peter König (66) ist immer noch so nervös wie beim ersten Mal. „Wenn ich irgendwann nicht mehr nervös bin, höre ich auf“, sagt der Pyrotechniker. Er sitzt in seinem Büro in Fischbachau, im vorderen Bereich verkauft er Waffen, im hinteren Teil befindet sich sein Büro. Überall hängt Werkzeug, auf dem Tisch liegen verschiedene Kabel, im Hintergrund läuft das Radio.
Start mit Waffen- und
Pyrotechnikgeschäft
Hier nimmt König Aufträge entgegen, stellt Feuerwerke zusammen und überlegt, welche Musik zu welchem Effekt passt. Und das schon seit 25 Jahren. „Feuerwerke haben mich schon immer fasziniert“, sagt König. Weil er damals keine Chance hatte, den Beruf des Pyrotechnikers zu erlernen, wurde er Elektroniker.
Nach seiner Lehre eröffnete er ein Waffen- und später ein Pyrotechnikgeschäft in Fischbachau. Das betreibt er mittlerweile gemeinsam mit seiner Frau. Irgendwann, so die Idee, soll sein Sohn Thomas König das Geschäft übernehmen. Aber noch ist die Zeit dafür nicht gekommen. Auch wenn es Peter König seit einigen Jahren ruhiger angehen lässt. „Früher waren ich und meine Frau jedes Wochenende unterwegs und haben im Jahr um die 90 Feuerwerke gezündet“, erinnert sich der Pyrotechniker.
Mittlerweile seien es deutlich weniger. Das Alter sei ein Grund, aber auch die Kritik an den Feuerwerken, die Jahr für Jahr zunimmt. „Das erschwert die Arbeit“, sagt König. In den sozialen Medien wird er des Öfteren beschimpft, hat auch schon Drohanrufe mitten in der Nacht erhalten. All das hat Spuren hinterlassen. Trotzdem liebt er seinen Beruf. Das merkt man an der Art, wie er darüber spricht.
Reihenfolge und
Effekte programmiert
„Ich habe ein Feuerwerk noch nie mit der Hand angezündet“, sagt er. Er habe seine Zündanlage selber gebaut, die nötige Software dazu eigens entwickelt. Mithilfe dieser kann er ganz genau festlegen, wann welche Bombe in die Luft geschossen wird. Er überlegt, welche Effekte es geben soll und in welcher Reihenfolge diese stattfinden sollen. All diese Informationen kommen auf einen USB-Stick, den er am Tag des Feuerwerks in seinen Computer steckt. Per Knopfdruck kann er anschließend das Feuerwerk steuern – aus 30 Metern Entfernung. So wird es auch am Donnerstag, 7. September, auf dem Rosenheimer Herbstfest ablaufen. Seit 2012 sorgt er alle drei Jahre für ganz besondere Momente. Um 11 Uhr wird er in der Nähe des Friedhofs aufschlagen. Im Gepäck: 1000 Rohre, 1000 Meter Kabel sowie 1000 Bomben. Die Bomben lagert der 66-Jährige in einem separaten Bunker. Sobald ein Volksfest, eine Hochzeit oder ein Feuerwehrfest ansteht, holt er die Bomben aus dem Bunker und lädt sie in sein Gefahrengut-Fahrzeug. „Im Laderaum befinden sich weder Fenster noch stromführende Leitungen“, erklärt Peter König. Mit dem Wagen geht es dann von Fischbachau nach Rosenheim. Dort angekommen, bekommt er Unterstützung von seiner Frau, Sohn Thomas und zwei Helfern. Die einzelnen Rohre werden mit Bomben gefüllt und an den für sie vorgesehenen Platz gestellt. „Wir müssen vor allem darauf achten, dass wir nichts falsch anschließen“, erklärt Peter König. Gegen 18 Uhr sollten die Aufbauarbeiten beendet sein, anschließend gibt es einen letzten Kontrollgang, bevor der 66-Jährige kurz durchatmen kann.
Auch wenn die Anspannung nie ganz weggehe. Zu groß sei die Sorge, dass doch einmal etwas nicht funktioniert. „Das ist mir bisher aber noch nie passiert“, sagt der Pyrotechniker. Was genau er für Rosenheim geplant hat, will er noch nicht verraten. „Es wird einige Höhepunkte geben“, sagt König. Zumal ein Feuerwerk für ihn nur dann gut sei, wenn es keine Lücken gibt. „Es gibt nichts Schlimmeres, als wenn die Leute denken, es ist zu Ende, obwohl es eigentlich noch weiter geht.“
Sollte es am Donnerstag regnen, wird Peter König trotzdem für ein Feuerwerk sorgen. Nur bei zu trockenen Bedingungen legt er sein Veto ein. „Ich will nichts abfackeln. Ich bin ohnehin besser im Anzünden als im Löschen“, sagt er und lacht.
Feuerwerk gehört
nicht auf die Alm
Es gibt auch Anfragen, die er aus Prinzip ablehnt, beispielsweise dann, wenn es um ein Feuerwerk auf der Alm geht. „Das gehört da einfach nicht hin“, sagt er. Alle Gegenstände, die König abfeuert, seien auf Umweltverträglichkeit und Zuverlässigkeit geprüft. Kritik an seinem Feuerwerk und den Auswirkungen auf die Umwelt gibt es trotzdem. Das wissen auch die Vertreter des Wirtschaftlichen Verbands. Trotzdem haben sie sich auch in diesem Jahr für ein Feuerwerk entschieden. Peter König freut das – nervös ist er trotzdem.