Rosenheim – Sie blicken auf 40 Jahre Bühnenerfahrung mit den Karolinenfeldern zurück: Die Zwillingsbrüder Karl und Manfred Beinhofer sowie Klaus Kronast sprühen nur so vor Energie. „Wenn man‘s genau nimmt, haben wir ja schon vor der Geburt angefangen“, witzelt Karl und erhält zustimmendes Nicken seiner beiden Musiker-Kollegen. Seit 1968 ist die Festkapelle in der Inntalhalle am Rosenheimer Herbstfest nicht mehr wegzudenken.
Seit 1983 stehen die drei Urgesteine der Karolinenfelder auf der Bühne – und begeistern Jahr für Jahr die Besucher im Auerbräu-Festzelt während der fünften Jahreszeit.
„Das ist unsere
Leidenschaft“
Dirigiert, erklären die drei, werde schon lange nicht mehr. „Dafür haben wir einen Schlagzeuger, der den Takt angibt. Der Effekt ist, dass alle aufeinander hören, einer alleine kann nichts ausrichten.“
Was für die 56-jährigen Zwillingsbrüder Karl und Manfred sowie den ein Jahr jüngeren Mitmusiker Klaus den Reiz ausmacht, auf der Bühne zu stehen? „Das Spielen“, kommt es wie aus der Pistole geschossen. Und das freilich am liebsten auf der Rosenheimer Wiesn. „Wir wollen einfach nur spielen, das ist unsere Leidenschaft und es geht auch nur, wenn wir für das brennen, was wir tun. Auch, wenn es ab und an Überwindung und Willensstärke kostet, nach der Arbeit noch zum Üben in den Keller zu gehen, bevor die Wiesn startet“, räumt Klaus ein und Manfred ergänzt: „Der Ehrgeiz ist da. Das ist wie bei den Sportlern, die kommen nur durch Übung und Selbstdisziplin hoch hinaus.“ Mit insgesamt 17-facher Besetzung sorgen die Karolinenfelder im Auerbräu-Festzelt für Stimmung. Die Musik habe sich dabei in den vergangenen Jahren schon gewandelt: „Im Grunde gibt‘s nix, was wir nicht spielen. Wir spielen das, was den Leuten gefällt. Die Resonanz kommt vom Publikum“, unterstreicht Karl. Er und seine Kollegen sind froh, dass die Leute wieder deutlich entspannter sind: Denn 2022, dem ersten Jahr nach der Pandemie, habe man schon gespürt, wie zurückhaltend die Wiesngäste waren. Die jüngeren Kollegen sorgen dafür, dass den Alteingesessenen kein musikalischer Trend entgeht. Ein Mallorca-Medley haben sie schon seit Jahren im Programm. Was wieder vermehrt ankommt, ist Blasmusik, gehyped durch Bands wie die „Fäaschtbänkler“ und Musikevents wie das österreichische „Woodstock der Blasmusik“ oder die „Brass Wiesn“. Eine schöne Polka, bayerisch-böhmische Blasmusik oder fetzige Hits, die seit Jahrzehnten das Bierzelt beherrschen: Es gibt nichts, was die Karolinenfelder nicht im Repertoire haben.
Den Übergang von „Tradition zu Party“ haben sie im Gefühl. Gerade an den Samstagen, wenn die Italiener und die Tiroler die Wiesn aufsuchen, sei es zu fortgeschrittener Stund‘ wichtig, Songs mit einem Hauch an „Kindergartenniveau“ zu bringen.
„Mitmachen und mitsingen – so lautet die Devise“, unterstreicht Klaus und denkt dabei an das Fliegerlied „So a schöner Tag“. Für „Bodo mit dem Bagger“ von Mike Krüger besorgten sie sich extra Bauhelme. „Macarena“ ist immer noch beliebt, auch wenn die Choreo hier doch ein bisserl anspruchsvoller ist auf der Bierbank. Der diesjährige italienische Wiesnhit „Sara perche ti amo“ bringt die Luft im Festzelt jedesmal zum Kochen.
Ans Aufhören denken
die drei noch nicht
„Unsere Generation“, fährt Karl fort, „is musidamisch.“ Ans Aufhören müsse man zwar immer denken, aber so weit sind die drei Urgesteine von den Karolinenfeldern nun wirklich noch nicht. Zumindest die nächsten fünf bis zehn Jahre noch nicht: „Als Opa magst dann auch nicht mehr spielen. Aber so lange wir da spielen dürfen, fit sind und es uns Spaß macht, findet ihr uns auf der Bühne.“