Rosenheim – In Zeiten von Lebensmittelskandalen, Lieferengpässen und Inflation gewinnt das Konzept der „Solidarischen Landwirtschaft“ immer mehr Anhänger. Nun startete auch in Rosenheim ein derartiges Projekt.
Die Zahl der sogenannten „Solawi“ ist in den vergangenen Jahren deutschlandweit stark gewachsen. Insbesondere während der Corona-Pandemie gab es einen kräftigen Schub. Das Prinzip ist einfach: Mitglieder einer „Solawi“ tragen Arbeit und Kosten gemeinsam. Im Gegenzug erhalten sie einen Anteil der Ernte.
Das Forum „Humane Landwirtschaft“ („HuLaWi“), hat in den vergangenen Jahren schon einige Projekte, beruhend auf diesem System, in der Region ins Leben gerufen, unter anderem in Prien-Hub und in Frasdorf.
Initiator in Rosenheim ist Erwin Kiefer vom Forum „HuLaWi“. Er konnte nach einem Infovortrag zehn Interessierte gewinnen. Zusammen wurde ein nicht eingetragener Verein ins Leben gerufen.
Zum Projektstart stellten die Initiatoren des Islandpferdehofs in Happing etwa 1000 Quadratmeter Fläche zur Bewirtschaftung auf ihrem Areal zur Verfügung. In den vergangenen Wochen wurden dort besondere Beete angelegt. Auffällig ist ein Beet in der Mitte des Gartens in Form einer Pyramide. Gewählt wurde dafür das „Forma Hügelbeet“, auch für die übrige Anordnung der Beete.
Dies geschah vor allem aus ästhetischen Gesichtspunkten. „Es steht doch nirgends geschrieben, dass ein Gemüsegarten nicht auch für das Auge etwas Wohltuendes bieten kann“, meint Kiefer. Die Hügelform hat einen praktischen Nutzen: Mehr Pflanzen finden auf kleiner Fläche Platz, die Pflege ist einfacher und im Inneren sorgen verrottende Äste und Pferdedung dafür, dass die Pflanzen auch über Jahre hinweg gut wachsen.
Angepflanzt wird weitgehend in Mischkulturformation. Die generelle Philosophie der Permakultur spielt dabei eine nachhaltige und naturkonforme Rolle. Natürliche Kreisläufe und Ökosysteme werden zum Vorbild genommen, um ganzjährig gesund ernten zu können. Zum Start wurden in Rosenheim unter anderem spätsaisontaugliche Salate, Radi und Zwiebeln angepflanzt.
Um für Gerechtigkeit bei der Ernte zu sorgen, wurde ein ausgeklügeltes Gutschein-System entwickelt. Jedes Mitglied bekommt für seinen Mitgliedsbeitrag eine bestimmte Anzahl an Gutscheinen. Für jede Gartenstunde gibt es einen weiteren Bon. So darf derjenige, der sich mehr einbringt, am Schluss auch mehr ernten.
Neben dem Anbau von Gemüse geht es Kiefer bei diesem Projekt vor allem darum, die Menschen zusammenzubringen und eine zukunftsweisende und produktive Gemeinschaft zu erleben.
Um Interessierte zu begeistern, findet am Donnerstag, 14. September, ab 19 Uhr im Happinger Hof eine Infoveranstaltung mit Workshop-Charakter zur regionalen Selbstversorgung statt. Wer sich für eine Mitmach-Beteiligung interessiert, kann am Samstag, 16. September, ab 10 Uhr einen praxisorientierten Workshop zum Hügelbeetbau und zur Permakultur besuchen.
Sollte sich das Projekt etablieren, kann in Zukunft eine noch wesentlich größere Fläche in Rosenheim genutzt werden. wu