Wiesn-Sani mit Spaß und guten Nerven

von Redaktion

Von der Schnittwunde bis zum Schlaganfall erleben die Wiesn-Sanis des BRK fast alles. Inklusive betrunkener Festgäste. Warum den mehr als 100 Freiwilligen der Dienst trotzdem Spaß macht, verrät ihr Leiter, Markus Neef.

Rosenheim – Die Wiesnwache des BRK hat während des Herbstfestes genug zu tun. Wir sprachen mit ihrem Leiter Markus Neef.

Wie viele Mitarbeiter des BRK sind während des Herbstfests im Einsatz? Und wie leicht oder schwer ist es, die zu finden?

Markus Neef: Wir stellen in den 16 Tagen jeweils von mindestens 11 bis 24 Uhr den Sanitätswachdienst für die Rosenheimer Wiesn. Dabei haben wir je nach zu erwartendem Einsatzaufkommen zwischen sechs und 34 Einsatzkräfte vor Ort. Bei uns kommen über 100 ausschließlich ehrenamtliche Helferinnen und Helfer zum Einsatz. Nahezu alle kommen aus Stadt oder Landkreis Rosenheim. Wir haben aber auch Mitglieder, die inzwischen wo anders leben und extra für einen Herbstfestdienst wieder nach Rosenheim kommen.  Es gibt zwar einige, die sich während der Wiesn Urlaub nehmen um möglichst viele Dienste mitnehmen zu können, doch die meisten haben in dieser Zeit auch berufliche oder private Verpflichtungen, weshalb wir immer auf viele Personen angewiesen sind um alles auf möglichst viele Schultern zu verteilen. Ich bin aber extrem Stolz auf die gesamte Mannschaft, die auch in diesem Jahr wieder einen lückenlos besetzten Dienstplan ermöglicht hat. Über neue Mitglieder, um das auch in Zukunft zu ermöglichen, freuen wir uns natürlich immer (lacht).

Wie lange sind Sie schon auf dem Herbstfest im Einsatz? Warum kümmern Sie sich auch nach so vielen Jahren noch um die betrunkenen Rosenheimer?

Neef: Ich bin seit neun Jahre im Roten Kreuz und habe damals im Jugend-Rotkreuz schon immer auf diesen Dienst hingefiebert. Mit 16 durfte ich dann endlich das erste Praktikum machen und hab seitdem kaum ein Jahr ausgelassen. Der Dienst und auch die Wiesn selbst bestehen einfach aus viel mehr als nur aus „betrunkenen Rosenheimern“. Wir haben eine unfassbar tolle Kameradschaft vor Ort und immer eine tolle Zeit zusammen. Aber auch bei den Einsätzen ist nahezu alles geboten, was es in der Notfallmedizin gibt. Und wie in jedem Beruf wollen wir natürlich auch fit bleiben und das Gelernte anwenden. Natürlich wünschen wir keinem eine Verletzung und hoffen immer auf wenige Patienten. Aber wenn es dann nötig ist, tut es auch gut, sein Wissen professionell anzuwenden und am Ende womöglich sogar ein Leben damit retten zu können.

Wie sieht ein „normaler Einsatztag“ beim Herbstfest aus?

Neef: Wir haben verschiedene Einheiten vor Ort: Laufteams versorgen Patienten auf dem Gelände und bringen diese, wenn nötig, zur Ambulanz (neben dem Riesenrad). Das Ambulanzteam übernimmt die weitere Versorgung und behandelt – bei Bedarf zusammen mit dem Wiesnärtzeteam von Dr. Fritz Ihler – weiter. Zudem halten wir einen Krankenwagen vor, den wir flexibel einsetzen können. Viele Patienten kommen aber auch selbst zur Wache und werden direkt in der Ambulanz von uns versorgt. Wenn es mal ruhiger ist, haben wir „Wachdienst“ im klassischen Sinne. Dann wird gegessen, Kaffee getrunken, Karten gespielt, aber auch mal geübt oder ganz einfach geratscht und entspannt. 

Heuer hat das Unwetter verstärkt für Einsätze gesorgt? Auch beim BRK?

Neef: Zum Glück aller waren die Schäden primär materieller Natur, Personenschäden hatten wir kaum. Da hatten die Kollegen von der Feuerwehr deutlich mehr zu tun. Da haben wir schon den Hut gezogen, wie schnell und professionell die da zu Gange waren!

Seit wann gibt es die Wiesnwache des BRK?

Neef: Ich weiß es tatsächlich nicht. Ich weiß aber auch keine Zeit – weder persönlich, noch aus Erzählungen – wo das nicht so war.

Was kann man sich unter einem schweren Einsatz auf dem Herbstfest vorstellen?

Neef: Jeder Einsatz ist für sich anders, sodass man eine Definition für einen „schweren Einsatz“ so nicht geben kann. Bei jedem Einsatz kann sich die Belastung für die Helfer anders auswirken und aus einer Bagatelle entwickelt sich dann ein „schwerer Einsatz“. 

Zu welchen Einsätzen rücken Sie noch aus?

Neef: Wir sind ja wie eine kleine Stadt innerhalb der Stadt. Nahezu jede Altersgruppe geht auf das Rosenheimer Herbstfest. Und genau so wie in einer Stadt, passieren auch in diesem Mikrokosmos der Wiesn alle möglichen und unmöglichen Dinge. Von der schweren Schnittwunde über den Schlaganfall bis hin zum Insektenstich helfen wir in jeder Situation. Und wenn mal ein Hemdknopf ab ist, dann haben wir auch noch Nadel und Faden da. Wir wollen, dass es allen Besuchern gut geht!

Wie viele Patienten haben Sie während des Herbstfests behandelt?

Neef: Wenn wir von der Wasserblase bis zum Herzinfarkt alles zusammenzählen, verhält sich der Wert über die letzten Jahre mit 750 bis 1000 Versorgungen ziemlich konstant.

Wie funktioniert eine Rettungskette im Fall eines Notfalls?

Neef: Egal wo in Europa sie sind, sie wählen die 112, erläutern was los ist und wo sie sind und ein geeignetes Rettungsmittel kommt zu ihnen. Auf dem Herbstfest Rosenheim funktioniert das genau so. Da kann es halt sein, dass die Integrierte Leitstelle uns als geeignetes Rettungsmittel zur Erstversorgung schickt. Sie können aber auch selbst bei uns an der Wiesnwache vorbeikommen oder die überall auf dem Gelände ausgehängte Nummer der BRK Wache anrufen. Egal wie – wir kommen!

Haben Sie und die Kollegen sich in den vergangenen 16 Tagen auch mal privat auf dem Herbstfest getroffen?

Neef: Natürlich! Wir lieben unsere Wiesn – egal ob privat oder dienstlich. Und da wir ja viel durchwechseln bei den Schichten, finden sich auch immer Gruppen, die gerade frei haben und dann einfach mal privat reinfahren. Natürlich nicht ohne den obligatorischen Besuch an der Wiesnwache um die Tracht vorzuführen. (lacht).

Artikel 2 von 11