Emma Schlegel (100) blieb ihrer Liebe treu

von Redaktion

Emma Schlegel gehört zu den ältesten Bürgern der Stadt. Jetzt feierte sie ihren 100. Geburtstag. Über eine Frau, die trotz zahlreicher Schicksalsschläge ihren Lebensmut nicht verloren hat.

Rosenheim – An ihre erste – und letzte – Liebe kann Emma Schlegel sich noch gut erinnern. Die Rosenheimerin lernte Willi Wolf in einer Gaststätte kennen. „Wir haben uns sofort ineinander verliebt“, sagt sie. Doch die Liebesgeschichte des Paares ist nur von kurzer Dauer. Bereits wenige Monate nach dem Kennenlernen wurde er eingezogen und kehrte aus dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr zurück. „Ich bin froh, dass ich nie geheiratet habe, so einen Mann wie ihn hab ich nie wieder gefunden“ sagt sie.

Reden über
die Vergangenheit

Und das obwohl sie etliche Jahre dazu Zeit gehabt hätte: Denn die Seniorin feierte jetzt ihren 100. Geburtstag. Zu den Gratulanten zählten neben Oberbürgermeister Andreas März auch Pfarrer Sebastian Lipp, Rosemarie Höfler von dem Verein „Lebenshilfe“, der Leiter des Altenheims St. Martin Hennig Löffler sowie Betreuerin Karla Meier. „Emma mag zwar 100 geworden sein, aber sie ist noch lange kein Pflegefall“, sagt Meier.

Zwar klappt es mit dem Hören nicht mehr ganz so gut, doch die Stimme von Emma Schlegel ist klar. Sie redet gerne und viel über die Vergangenheit. Vor allem über ihren Willi, den sie bis heute im Herzen behalten hat: „Er war ein guter Mann.“ Noch genau erinnert sich Schlegel an den Moment, als sie ihn zum letzten Mal gesehen hat. „Das war in einem Theater, da hat er mir gesagt: Emmy, ich habe das Gefühl, dass ich nicht mehr lebend wieder kommen werde.“ Die Erinnerung daran lässt sie noch immer schaudern.

Nachdem ihr Freund verstorben war, folgte der nächste Schicksalsschlag: Ihre Familie wurde aus ihrer Heimat – dem ehemaligen Sudetenland – vertrieben. „In fünf Minuten mussten wir aus unseren Häusern und wurden wie Vieh abtransportiert“ erinnert sie sich. Zusammen mit anderen Deutschen landeten sie und ihre Mutter 1946 schließlich in Kolbermoor. Die Umstellung sei schwer gewesen. Sie habe mit ihrer Mutter auf einem Bauernhof arbeiten müssen, bei dem sie laut eigenen Aussagen nicht gut behandelt wurde. Außerdem sei Emma Schlegels Familienstatus als Makel angesehen worden.

Damals war es noch etwas Schlimmes, ein lediges Kind zu haben“ sagt Schlegel. Ihre Mutter habe sich zeitweise nicht zur Sonntagspredigt in die Kirche getraut – aus Scham.

Doch Schlegel ließ sich von dem gesellschaftlichen Druck nicht aus der Ruhe bringen. Sie habe Verehrer gehabt, aber niemand habe je so gut zu ihr gepasst, wie ihr Freund aus Jugendtagen. „Ich hätte einen gesetzten und ruhigen Mann gebraucht, eben wie Willi es damals war“, sagte sie. Obwohl Schlegel selbst nie Mutter geworden war, kümmerte sie sich dennoch als Haushälterin um die Kinder anderer Menschen. Erst auf der Fraueninsel, später bei einem Pfarrer in Bad Aibling.

Zufriedenheit
macht viel aus

Mittlerweile verbringt sie ihre Zeit mit den anderen Bewohnern des Altenheims St. Martin, betet viel und liest. Schlegel selbst glaubt, dass das Geheimnis ihres Alters ein Mix aus gesundem Lebensstil und der richtigen Einstellung ist.

Sie sei sehr gläubig, habe sie nie geraucht und sei nie in ihrem Leben betrunken gewesen. „Zufriedenheit im Leben macht ganz viel aus.“

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