Kreuzritter verhilft zum Meistertitel

von Redaktion

Glas gehört für viele Menschen in die moderne Architektur dazu. Doch auch in der Glaserei fehlt es an Nachwuchs. Für Michael Spahrkäs aus Rosenheim war der Beruf ein Kindheitstraum. Nun absolvierte er die Meisterprüfung als Kursbester und verrät warum er sich keine bessere Tätigkeit vorstellen könnte.

Rosenheim – Spiegelnde Gebäudefronten, lichtspendende Glaskuppeln und bunte Fenster sind nur ein Bruchteil dessen, was ein Glaser in seinem Beruf leistet. Neben der Gestaltung des Außenbereiches von Gebäuden zählt auch der Innenausbau zu seinen Tätigkeiten. Glaser erstellen und reparieren Glastüren, Spiegel und gläserne Möbel. Einer von ihnen ist Michael Spahrkäs aus Rosenheim. Vor 23 Jahren ist er in seinen Traumberuf eingestiegen. Spahrkäs ist einer von wenigen. „Die Lehrlingszahl ist sehr rückläufig“, sagt er. Das sei „leider“ im Handwerk nicht selten. „Glaser ist ein Beruf, den man nicht sofort auf dem Schirm hat“, sagt der 43-Jährige. Mit Handwerk würden viele einen Schreiner oder Kfz-Mechatroniker verbinden. Doch der Beruf als Glaser sei vielfältig und man stehe vor vielen Herausforderungen. „Denn Glas ist ein sensibler Werkstoff, der nicht so schnell verzeiht“, sagt Spahrkäs.

Alltägliche
Herausforderungen

Bemerkbar mache sich das vor allem bei der Lieferung von schweren und großen Glasflächen zu den Kunden. Hierbei könne man wie auch bei der sicheren Befestigung des Glases nicht mehr auf technische Hilfsmittel verzichten. Für Spahrkäs sind solche alltäglichen Herausforderungen das Besondere an seinem Beruf. Vor über 20 Jahren begann er mit Praktika in verschiedenen Handwerksberufen. „Im handwerklichen Bereich wollte ich schon immer arbeiten“, sagt Spahrkäs. Ein Bekannter habe ihn zur Glaserei gebracht. „Er bot mir an, mich auszubilden“, erinnert sich der 43-Jährige. Ein Angebot, das er nicht ablehnen konnte. Er begann seine Lehre in der Glasverarbeitung und beendete diese 2000. Sein Arbeitsfeld umfasst Reparaturen an Fensterscheiben, Schiebetüren, Spiegeln und Duschen. „Ich arbeite mit allem, was aus Flachglas besteht“, sagt Spahrkäs. Nach seiner Lehre kam nun sein Meister. Dieses Jahr absolvierte er seine Prüfungen – und das als Kursbester.

Im Bildungszentrum Vilshofen fand in diesem Jahr die Meisterprüfung der Glaser statt. Sechs Anwärter, darunter Spahrkäs, absolvierten in sechs Monaten ihre theoretische und praktische Prüfung. Für letzteres entschied sich Spahrkäs für ein besonderes Motiv. „Ich bin recht gerne auf Mittelalterfesten und interessiere mich für Fantasy“, sagt er. Das Rittertum habe ihn zu seiner Arbeit inspiriert. Für seine Kunstverglasung „mittelalterlicher Kreuzritter“ setzte er 197 Einzelteile zusammen.

Eine Woche hatten die Meisteranwärter Zeit, um ihr Meisterstück anzufertigen. „Von der Arbeitszeit waren es circa 46 Stunden“, sagt Spahrkäs. Die Zeichnung des Entwurfs habe ihn weitere 20 Stunden gekostet. Das Besondere an seinem Meisterstück ist das Schwert, das der Ritter in seiner rechten Hand hält. „Es war ein Erbstück meiner Oma“, sagt Spahrkäs. Als Dekoration habe es jahrelang bei ihm zu Hause gestanden. „Dafür ist es viel zu schade, jetzt kommt es besser zur Geltung“, sagt er.

„Das normale Fensterglas wird aus einem Zinnbad gegossen“, sagt Spahrkäs. In seiner Meisterprüfung arbeitete er mit Bleiverglasung. Neben farbenfrohen Gläsern und Messing-Elementen kamen auch Leder, Holz und mundgeblasene Gläser zum Einsatz. „Dabei wird das Glas aus der Glasschmelze genommen und mit einer Glasmacherpfeife zu einem Zylinder ausgeblasen“, sagt Spahrkäs. Anschließend wird es aufgeschnitten, gestreckt, glattgebügelt und kann in die Endform gebracht werden.

Das Spahrkäs mit seiner Arbeit Kursbester wird, damit habe er nicht gerechnet. „Mein Hauptziel war es, durch die Prüfung zu kommen“, sagt er und lacht. Die Arbeit als Glaser mache ihm viel Spaß. Für die Zukunft wünscht er sich für diesen Beruf daher nur eins: „Dass junge Leute das Glaserhandwerk erlernen.“ Es ist ein Punkt, dem auch Josef Sailer, Leiter des Bildungszentrums der Handwerkskammer Niederbayern-Oberpfalz, zustimmt. „Etliche Betriebe suchen noch immer Azubis“, sagt Sailer. Dennoch sehe er die Suche nach dem Nachwuchs nicht ganz so kritisch. „Laut Auskunft des Landesinnungsverbandes der Glaser gibt es in Bayern knapp 540 Betriebe“, sagt Sailer. In allen drei Lehrjahren seien derzeit 141 Jugendliche in Bayern registriert.

Mehr Männer
als Frauen

Laut Sailer beginnen rund 23 Prozent aller Schulabgänger mit einer Ausbildung. „Bei uns kommen sogar mehr Realschüler (37 Prozent) und Gymnasiasten (9 Prozent) ins Handwerk“, sagt der Leiter des Bildungszentrums. Zur Zeit gebe es in der Glaserei „etwas mehr Männer als Frauen.“ Doch der Anteil der Damen steige deutlich an. Wichtig sei Sailer eins: „Handwerk steht für krisensichere Beschäftigung in der Region mit gutem Einkommen.“ Für Sailer und Spahrkäs steht somit fest, der Beruf des Glasers ist nach wie vor erstrebenswerter.

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