Rosenheim – Die Heimatbühne Rosenheim lud am Samstag zur Premiere ihres Stücks „Doppelt leb’n hebt besser“ unter der Regie von Thomas Reichhart ein. Nach einem dreieinhalbmonatigen Probenprozess empfing das zehnköpfige Ensemble sein Publikum in den Räumen des Vereinsheims der Freien Turnerschaft Rosenheim in der Klepperstraße.
Anna Wimmer am Hackbrett sowie Flori Pfadisch am Akkordeon sorgten für Musik, während das hausinterne Restaurant „La Famiglia“, das Publikum bewirtete. Als sich der Vorhang hob, sitzen Maria, gespielt von Monika Gantner und Barbara, dargestellt von Lisa Schmidt, auf einer Couch und telefonieren mit der Polizei. Ihr Mann, der Taxifahrer Hans, den Florian Sieber lebhaft und mit viel Schalk im Nacken darstellt, wird vermisst. Ja, sie haben richtig gelesen, das Pronomen „ihr“ in Bezug auf den Taxifahrer Hans Maier ist korrekt, denn sowohl Maria als auch Barbara sind nämlich mit „ihrem“ Hans verheiratet. Der ausgefuchste Hans Maier hat vergessen, seinen Partnerinnen von der jeweils anderen zu erzählen, und lebt so zwei Leben. Eines in Bad Aibling bei Barbara und eines in Rosenheim bei Maria. Mittels eines durchgetakteten Stundenplans, den er in einer akronymischen Geheimschrift verfasst und 15-Minuten-Fahrten zwischen den beiden Adressen in seinem Taxi, gelingt ihm dieser Drahtseilakt so lange, bis sich Hans einmal aufgrund eines Vorfalls am Rosenheimer Bahnhof verspätet. Zusammen mit seinem Freund und Mitwisser Stefan, sympathisch und witzig verkörpert von Matthias Bauer, muss er die Fragen der Polizei, der Ehefrauen und der Presse beantworten und verfranzt sich gründlich in einem aberwitzigen Geflecht aus Ausreden und fantastischen Geschichten.
Auch diese Zeitung hat einen kurzen Auftritt, in Gestalt eines äußerst hektischen OVB-Reporters, repräsentiert von Jonas Barthel, der dem armen Hans vor seiner Haustür auflauert. Die Verwechslungskomödie rund um das turbulente Leben des Taxifahrers Hans verhält sich wie ein Stein, der langsam ins Rollen kommt, an Geschwindigkeit gewinnt. Immer schneller rauschen die Figuren über die Bühne, Türen werden auf und zu gestoßen, Ehefrauen werden zu Nonnen und Nachbarn zu Kindern. Mit viel Enthusiasmus und Spielfreude halten die Schauspieler auf der Bühne das Tempo hoch.
Auch die Nebenrollen glänzen durch ihre ganz eigene Schrulligkeit und Gegensätzlichkeit. Reinhard Kaestner gibt den gemütlichen bayerischen Kommissar Franz Schöninger aus Bad Aibling, während sein Pendant, der Rosenheimer Wachtmeister Bertl Moosgruber, von Florian Heusel als penibel-genauer Beamter dargestellt wird. Erfrischend sind auch die Auftritte von Tobias Katzenberger als tänzelnder stereotypschwuler Nachbar, der wiederholt unangemeldet mit sämtlichen Anliegen vor der Tür steht.
Bühnentechnisch wurde die Situation der zwei Wohnungen von Hans Maier durch eine schlichte Zweiteilung der Bühne gelöst. Rechts die Wohnung von Maria Maier in Rosenheim, links die Wohnung von Barbara Maier in Bad Aibling, optisch getrennt durch zwei unterschiedlich gemusterte Tapeten und Einrichtungsstiele. Sowohl die Kulisse als auch die Kostüme verdienen Beachtung durch ihre detaillierte Gestaltung und offensichtliche Handwerkskunst. Andrea Kaestner souffliert bei Texthängern. Insgesamt ist Thomas Reichhart mit „Doppelt leb’n hebt besser“, der bayerischen Adaption des englischen Originals „Run for your Wife“ von Ray Cooney, eine turbulente Verwechslungskomödie gelungen, die trotz der drei Akte fast keine Längen hat und das Publikum vergnügt zurücklässt. Tickets gibt es unter www.heimatbuehne-rosenheim.de oder unter Telefon 08031/380826.