Wiederholt Kritik am Rosenheimer ÖPNV

von Redaktion

Nach wie vor kommt es im Rosenheimer Stadtverkehr zu Ausfällen und Verspätungen. Das Problem: Die Fahrgäste erfahren darüber in den meisten Fällen nichts. Doch genau das könnte sich jetzt ändern.

Rosenheim – Norbert Unrecht ist die Lust am Busfahren vergangen. Am Freitag, 29. September, hat der 74-Jährige in Pang mal wieder vergeblich auf den Bus gewartet. „Die Linie 12 ist ausgefallen“, sagt er. Er habe beim Stadtverkehr angerufen, dort den Hinweis erhalten, sich einen Tag vor der Fahrt auf der Internetseite zu informieren. „Das ist nicht praktikabel. Viele Senioren haben überhaupt keinen Internetanschluss“, sagt der Rosenheimer. Schon seit Wochen wünscht er sich einen reibungslosen Betrieb und forderte die Verantwortlichen bereits in der Vergangenheit zum Handeln auf.

Neue Fahrpläne an
allen Haltestellen

Nachdem das Thema auch in der Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses angesprochen wurde, hat sich zumindest an einigen Stellen etwas getan. So wurden fast alle Haltestellen innerhalb weniger Tage mit neuen, gedruckten Fahrplänen ausgestattet. Für Norbert Unrecht ist das jedoch nur ein schwacher Trost. „Was nutzen mir neue Pläne, wenn sie nicht umgesetzt werden“, sagt er.

Deutlich besser gefalle ihm dagegen der Vorschlag der CSU. In einem Antrag an Oberbürgermeister Andreas März (CSU) hat die Fraktion die Verwaltung beauftragt, die Errichtung eines elektronischen Echtzeit-Fahrgastinformationssystems zu prüfen. Dieses soll flächendeckend an allen Haltestellen des Rosenheimer Stadtbusverkehrs installiert werden und zunächst ausschließlich über den Stadtbuslinienverkehr informieren. Zeitnah sollen die Stadträte zudem über die Kosten, mögliche Förderungen sowie den Zeitrahmen informiert werden.

„Die Akzeptanz des Stadtverkehrs leidet in besonderer Weise unter einer mangelhaften Information der Bürger über Fahrtmöglichkeiten, Abfahrtszeiten, Linienausfälle und Streckenverlegungen“, heißt es in dem Antrag. Ein moderner ÖPNV setzt der CSU zufolge nicht nur auf Aushänge an den Haltestellen, sondern vor allem auf elektronische Echtzeitinformationen. „Dafür reichen aber entsprechende App-Lösungen für Smart- oder I-Phones nicht aus. Wirklich komfortable Lösungen setzen direkt an den jeweiligen Haltestellen an“, teilt die CSU mit.

Die Rede ist von sogenannten elektronischen Anzeigetafeln, wie sie beispielsweise am Atrium, am Regionalen Busbahnhof sowie vereinzelt am Busbahnhof „Stadtmitte“ zu finden sind. Insgesamt sind nur drei der rund 150 Haltestellen in der Stadt mit diesen Tafeln ausgestattet. Aktuelle Informationen wie Fahrtausfälle werden darin jedoch ebenso wenig angezeigt wie kurzfristige Änderungen in der Streckenführung oder Verspätungen. So kommt es regelmäßig vor, dass Busse abfahrtbereit angezeigt werden, das Abfahrt-Symbol auftaucht, diese aber ausfallen oder zehn Minuten später fahren.

Doch genau das soll sich jetzt ändern. Jedenfalls wenn man bei der CSU nachfragt. Wie das Konzept funktioniert, zeigt ein Blick nach Stolberg – eine Stadt in Nordrhein-Westfalen mit rund 56000 Einwohnern. „In einem ersten Schritt werden in Stolberg 15 Dynamische Fahrgastinformationssysteme (DFI-Säulen) an insgesamt sieben Haltestellen entlang der Innenstadtachse installiert“, sagt Pressesprecher Tobias Schneider. Die Kosten belaufen sich ihm zufolge auf rund eine Million Euro. Zehn Prozent davon – also knapp 107000 Euro – muss die Stadt alleine stemmen, der restliche Betrag wird vom Zweckverband „go.Rheinland“ gefördert. „Die Anzeige von ÖPNV-Ankunftszeiten in Echtzeit ist eine deutliche Verbesserung des Services für Fahrgäste. Mögliche Verspätungen und dazu passende alternative Linien lassen sich so stets aktuell erkennen“, erklärt Schneider. Die Aufstellung der DFI-Säulen passe somit ideal in das Konzept der Stadt Stolberg, den ÖPNV zu fördern. Um die Bestellung habe sich der Verkehrsverbund (ASEAG) gekümmert, mit einer Anbringung werde im Laufe des kommenden Jahres gerechnet.

Entscheidung in
künftigen Ausschüssen

Ob auch Rosenheimer Bürger – wie beispielsweise Norbert Unrecht – bald auf einer elektronischen Tafel sehen können, wann ihr Bus kommt, wird sich in einem der kommenden Ausschüsse herausstellen. „Nachdem die Inbetriebnahme eines derartigen Systems ein qualitativer Quantensprung für den Rosenheimer ÖPNV wäre, müsste sie durch eine möglichst breit angelegte Informationskampagne für die Bürger flankiert werden“, teilt die CSU in ihrem Antrag mit.

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