Rosenheim – So wirklich fassen kann es Martin Niedermeier auch Wochen danach noch nicht. Vor rund drei Monaten musste der Erste Vorsitzende der „Inntaler Bauernbühne“ den Theaterverein auflösen, weil sich nach 50 Jahren keine neue Vorstandschaft mehr fand. „Inzwischen hat man es aber realisiert und ein bisschen akzeptiert“, sagt Niedermeier. Auch wenn es noch mal einen großen „Moment der Traurigkeit“ gab.
Requisitenverkauf aus
Theaterbestand
Im Rahmen der Vereinsauflösung sind an einem mehrtätigen Flohmarkt fast alle Requisiten der „Inntaler Bauernbühne“ sowohl an fünf andere Theaterbühnen aus dem ganzen Landkreis, als auch an Privatpersonen verkauft worden. Ausgerechnet an dem Wochenende, an dem normalerweise immer die Premieren für das Herbststück stattfanden. „Das war zwar Zufall, aber hat irgendwie dazu gepasst“, sagt Niedermeier. Die alten Scheinwerfer, Geräte und Kostüme seien von Niedermeier und den ehemaligen Mitgliedern zunächst im großen Saal des Rosenheimer Künstlerhofes „bis unter die Decke“ gesammelt worden. „Das war schon hart, die ganzen Sachen aus 50 Jahren auf einem Haufen liegen zu sehen“, sagt der 55-Jährige. Obwohl die meisten Requisiten nur einen geringen Einzelwert hatten, sei dennoch eine „ordentliche Summe“ durch den Verkauf“ zusammengekommen. „Allerdings nicht so viel, wie wir uns erhofft hatten“, sagt Niedermeier. Das habe vor allem daran gelegen, dass weniger Leute als erwartet zum Flohmarkt gekommen seien. Um das kurzfristig zu ändern, ließen sich die Mitglieder etwas einfallen: „Wir haben einem Kollegen ein altes Kostüm angezogen und damit ist er auf dem Ludwigsplatz herumgelaufen und hat Leute angesprochen.“
„Am Ende des Tages mussten wir jede Menge wegschmeißen“, berichtet der ehemalige Vorsitzende. Alle Reste der „Inntaler Bauernbühne“ seien in einem Müllcontainer verschwunden. „Das hat mich schon erschüttert“, sagt Niedermeier. Für ihn habe es sich angefühlt wie eine Wohnungsauflösung. „In kurzer Zeit existiert von den 50 Jahren davor einfach nichts mehr, als ob man die ‚Seele‘ der Bauernbühne aufgelöst hätte.“ Dennoch hoffe Niedermeier, dass die Bauernbühne in Erinnerung bleibt. „Das Stadtarchiv hat zehn Kisten voll mit alten Fotos und Plakaten vergangener Aufführungen bekommen“, sagt er. Dadurch sei es vielleicht irgendwann möglich, eine Ausstellung über den Theaterverein auf die Beine zu stellen. Zudem habe die Auflösung immerhin auch etwas „Gutes“:
Erlös geht an Frauen-
und Mädchennotruf
„Den ganzen Erlös aus allen Sachen spenden wir an den Frauen- und Mädchennotruf Rosenheim.“ Theaterspielen will Martin Niedermeier so schnell allerdings nicht mehr. „Man merkt erst danach, wie stressig zwei Stücke im Jahr mit unzähligen Proben sind“, sagt er. Deshalb wolle er die freie Zeit nun genießen und einen Schlussstrich unter die „Inntaler Bauernbühne“ ziehen, auch wenn ihm diese „sehr fehlen wird“.