In keiner Schublade zu Hause

von Redaktion

Lyriker, Schauspieler, Maler, Galerist – Alfons Röckl engagiert sich vielfältig in der Rosenheimer Kunstszene. Jetzt ist er 85 Jahre alt geworden. Wie er zur Kunst kam, welche Rolle das OVB in seinem Leben spielt und wieso es Künstler in Rosenheim so schwer haben.

Rosenheim – „Ich passe in keine Schublade“, sagt der Künstler Alfons Röckl über sich selbst. An seinem Geburtstag am 12. Oktober haben wir ihn in seiner „Kleinen Werkraumgalerie“ in der Heilig-Geist-Straße in Rosenheim besucht.

Egal, ob dichten, schreiben, schauspielern oder malen: Alfons Röckl hat schon alles gemacht. Seit über 30 Jahren ist er Teil der Rosenheimer Kunstszene und setzt sich dafür ein, dass Künstler mehr Räume für den gemeinsamen Austausch haben. Dabei sieht er ganz besonders in Rosenheim noch Handlungsbedarf.

Schon als
Kind ein Künstler

Rosenheim ist Röckls Geburts- und Wahlheimat. Von Beruf war er auch Schriftsetzer und Typograf beim OVB. „Ein Beruf, für den man eine gewisse künstlerische Ader benötigt“, sagt Röckl. Der OVB-Kulturredakteur Hendrik Heuser schrieb einmal über ihn: „Es wundert mich nicht, dass dieser stilsichere Typograf nach seiner Laufbahn als Setzer sich im freien Kulturleben der Stadt engagiert.“ 

Seine Liebe zur Kunst entdeckte Alfons Röckl schon früh: „Als Kind habe ich lieber meine Hefte vollgemalt, als meine Aufgaben zu machen“, scherzt er. Nach seiner Tätigkeit als Schriftsetzer widmete er sich zunächst überwiegend der Lyrik. Die Gedichte aus dieser Zeit hat er im Gedichtband „Rabenflug“ veröffentlicht. Dann folgte ein fließender Übergang von der Literatur in die Malerei, was für Röckl sehr nahe beisammen liegt: „Literatur erzählt eine Geschichte, und so auch meine Gemälde.“

„Die Berge sind
mein alter Freund“

In die Geschichten, die Röckl mit seinen Werken erzählen möchte, fließt die Stadt Rosenheim immer wieder mit ein. „Als Künstler ist man Beobachter seiner Umgebung, vor allem diese oberbayerische Grobheit der Menschen ist einzigartig“, sagt er. Aber nicht nur die Stadt und die Menschen sind Teil seiner Kunst, auch „die Berge sind ein wichtiger Rückzugsort für mich“, sagt er und zündet sich währenddessen eine Zigarette an. 

In seiner Geburts- und Wahlheimat Rosenheim hat er sich seine „Kleine Werkraumgalerie“ eingerichtet. Die Galerie ist eine helle Wohnung in der Heilig-Geist-Straße. Aktuell sind dort viele kleine Aquarelle zu sehen. Die Bilder sind oftmals nicht größer als eine Handfläche. Sie sind abstrakt gehalten und fast ausschließlich nass in nass gemalt. Die Bilder leben von den verlaufenden Farben. Egal, ob bunt oder schwarz-weiß, Röckl experimentiert mit allen Farbtönen, und nicht nur bei den Farbtönen wählt er frei, auch bei der Art legt er sich nicht fest.

Unterwegs in
der Kunstszene

Zwischen seinen Aquarellen hängen viele größere Ölgemälde, ebenso Tuschezeichnungen sind zu finden. Nur Acryl ist ihm zuwider. „Das stinkt so“, sagt er lachend. Seine Gemälde stellt Röckl in seiner „Kleinen Werkraumgalerie“ zur Schau. Regelmäßig lädt er zur Vernissage ein. In seiner Werkraumgalerie stellt er zudem nicht nur eigene Gemälde aus, sondern auch Werke von Künstlern aus der Region. So bietet seine Werkstatt einen Raum des Austausches für Rosenheimer Kunstschaffende.

Röckl wünscht sich von der Stadt, solche Räume mehr zu fördern und auch selbst zu schaffen. „Es sollen wieder mehr begabte Künstler in die Öffentlichkeit treten, denn kein Künstler zeichnet für die Schublade.“

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