Brenner-Nordzulauf dominiert Diskussion

von Redaktion

Brenner-Nordzulauf, das geplante Nahversorgungszentrum und Kritik am ÖPNV: Es gibt viele Themen, die die Rosenheimer derzeit bewegen. Oberbürgermeister Andreas März nahm sich auf der Bürgerversammlung für den Rosenheimer Norden zwei Stunden Zeit für Fragen.

Rosenheim – Während sich im hinteren Teil des Raums jemand noch schnell einen Schweinsbraten bestellte, ergriff Oberbürgermeister Andreas März (CSU) bereits das Wort. Er nickte bekannten Gesichtern zu, stellte die Mitarbeiter seiner Verwaltung vor und gab einen kurzen Überblick über den Verlauf des Abends. Sechs Themen habe er selbst mitgebracht, 14 Fragen seien eingegangen. Einiges wird sich an diesem Abend wiederholen, vieles ist neu.

Ernste Themen bei
Stammtischatmosphäre

Es ist die vorletzte Bürgerversammlung in diesem Jahr. Der große Saal im Gasthof Höhensteiger ist gut besucht. Viele kennen sich. Oberbürgermeister März spricht von einer „Stammtischatmosphäre“. Nur die Themen dürften etwas ernster sein. Das wird spätestens dann klar, als es um den Brenner-Nordzulauf geht. „Das Thema betrifft vor allem den nördlichen Teil Rosenheims“, erklärt er und weiter: „Bisher ist jedoch noch nicht entschieden, ob die Zulaufstrecken kommen oder nicht.“ Die Entscheidung wird der Bundestag 2025 fällen. Weil März von einem positiven Votum ausgeht, haben Stadt und Landkreis damit begonnen, Kernforderungen zu formulieren. „Die wesentliche Forderung ist die Untertunnelung des Inns“, sagt März.

Eine Untersuchung der Bahn habe ergeben, dass eine Inn-Unterführung grundsätzlich machbar sei. Allerdings würde sie Mehrkosten in Höhe von drei Milliarden Euro bedeuten. Die Bahn habe sich aus diesem Grund dazu entschieden, diese Planungen nicht weiter zu verfolgen. „Ich glaube aber, dass mit einer Alternativroute eine Inn-Untertunnelung sehr wohl auch unter Kostengesichtspunkten realisierbar ist. Wir werden deshalb noch einmal an die Bahn herantreten“, verriet er den anwesenden Bürgern.

Die Idee sei, die Verknüpfungsstelle Ostermünchen einige Kilometer weiter nach Norden zu verschieben. „Die Trasse würde in diesem Fall den Inn nördlich von Pfaffenhofen unterqueren, womit die Stadt vom Brenner-Nordzulauf nicht betroffen wäre.“ Ob dieser Plan aufgeht, werde sich zeigen.

Kurz schaut März in die Runde, wartet auf Wortmeldungen. Dann fährt er fort. „Riesendiskussionen“ gebe es zum Rosenheimer Norden. Seit mehr als zehn Jahren gibt es Überlegungen dazu, was auf der Fläche westlich der Westerndorfer Straße passieren soll. Vorstellbar sei neben Nahversorgung auch Einzelhandel, Bildungseinrichtungen, Wohnungen oder ein Pflegeheim anzusiedeln. Ein erster Vorentwurf des Bebauungsplans soll den Stadträten noch in diesem Jahr vorgelegt werden.

Ein weiteres Thema auf der Liste von Oberbürgermeister März: die geplante Erweiterung des Kindergartens an der Hailerstraße. Bereits im vergangenen Jahr hatten sich die Stadträte dafür ausgesprochen, dass an dieser Stelle zwei zusätzliche Krippengruppen entstehen sollen. Zwar schreiten die Planungen voran, März informierte die Bürger aber auch darüber, dass ein Nachbar gegen das Vorhaben geklagt hat. „Und das, obwohl wir dringend zusätzliche Plätze brauchen“, ergänzte März. Weil die Verhandlungstermine im Moment noch nicht feststünden, laufen die Planungen vorerst weiter.

Weiter südlich, auf dem Gelände der ehemaligen Bogensiedlung, sollen ein Technologiepark und ein Studierendenzentrum entstehen. Weil für den Neubau 80 Bäume gefällt werden müssen, hat der Bund Naturschutz Klage eingereicht. „Dafür fehlt mir das Verständnis“, kritisierte März. Als Gesellschaft habe man sich angewöhnt, Klage einzureichen, „wenn einem etwas nicht passt“. Das wiederum führe dazu, dass die Umsetzung vieler Bauvorhaben deutlich länger dauern würde.

Nach einer kurzen Erklärung zum Ratsbegehren zur Biotonne und der geplanten Errichtung einer Erstunterkunft für geflüchtete Menschen am südlichen Bahnareal stellte er sich den Fragen der Bürger. Es ging um Fernwärme in Langenpfunzen und die Parksituation am Mitterfeld. Fehlende Straßenmarkierungen in der St.-Georg-Straße wurden angesprochen. Eine Bürgerin wünschte sich, dass zusätzliche Bänke am Ende der Austraße aufgestellt werden. März hörte zu, machte sich Notizen. Er lieferte schnelle Lösungen und versprach, anderen Dingen nachzugehen. Der fehlenden Beleuchtung an der Römerstraße beispielsweise. Er sprach sich gegen die Einführung einer Tempo-30-Zone in der Pernauer- und Erlenaustraße aus, erklärte, warum man nicht an jedem Spielplatz eine Toilette aufstellen könne.

Kritisiert wurde März dafür, dass in Rosenheim nach wie vor an Sonn- und Feiertagen kein Bus fahre – anders als beispielsweise in Wasserburg, wo es einen Stundentakt gibt. Er erinnerte daran, dass man sich aus finanziellen Gründen gegen einen Fahrbetrieb am Sonntag entschieden hatte. So liege der Preis für den Linienkilometer bei rund sechs Euro. „Der Stadtbus fährt im Jahr rund 1,1 Millionen Linienkilometer“, erklärte März. Das würde Kosten in Höhe von 6,5 Millionen Euro bedeuten, 4,5 Millionen Euro davon kommen aus dem städtischen Haushalt. „92 Prozent der Rosenheimer fahren nicht mit dem Bus. Trotzdem leisten wir uns als Gesellschaft Kosten in Höhe von 4,5 Millionen Euro.“

Mehr Verantwortung
für das eigene Leben

Nach zwei Stunden war schließlich auch die letzte Frage beantwortet. März verabschiedete sich von den Anwesenden und plädierte für mehr Gelassenheit, dafür, mehr Verantwortung für das eigene Leben zu übernehmen und nicht alles als Katastrophe zu sehen.

Artikel 2 von 9