Rosenheim – Es sind deutliche Worte, mit denen Herbert Borrmann und Dr. Wolfgang Bergmüller die aktuelle Situation beschreiben. „Schul- und Vereinssport leiden seit Jahren unter der Zweckentfremdung städtischer Sporthallen für die Unterbringung von Flüchtlingen“, schreiben die beiden CSU-Politiker in einem Antrag. Darin beauftragen sie die Verwaltung, die Luitpoldhalle in Rosenheim möglichst zeitnah wieder für Schule und Vereine freizugeben.
Erstanlaufstelle
muss vorhanden sein
Seit März 2022 ist die Sporthalle gesperrt und wird als Erstanlaufstelle für geflüchtete Menschen genutzt. „Rosenheim ist verpflichtet, eine Erstanlaufstelle für mindestens 50 Geflüchtete vorzuhalten, um solche Zuweisungen auch kurzfristig unterbringen zu können“, heißt es aus dem Rathaus. Weil es lange Zeit keine Alternativen gab, musste die Luitpoldhalle herhalten. Zum Unverständnis der Rosenheimer CSU. „Schon als die Luitpoldhalle noch verfügbar war, konnten die Hallenkapazitäten im Stadtgebiet die Nachfrage nach Belegungszeiten kaum decken“, sagt CSU-Fraktionsvorsitzender Herbert Borrmann. Er kritisierte, dass sich eine „vorübergehende Lösung“ mittlerweile zu einer „dauerhaften Nutzungsalternative“ verfestigt habe. „Das kann und darf so nicht bleiben“, fügt er hinzu. Auch, weil der Wegfall der Halle Nachteile für Vereine und Schüler mit sich ziehe.
Zwar sei eine Lösung der „europaweiten Flüchtlingskrise“ nicht in Sicht, trotzdem dürften die „Folgen dieses Politikversagens nicht dauerhaft auf dem Rücken von Schülerinnen, Schülern und Vereinssportlern abgeladen werden“, ergänzt CSU-Stadtrat Wolfgang Bergmüller. Er erinnerte daran, dass im Herbst und Winter ein Training im Freien in vielen Fällen nicht in Betracht komme. Aus diesem Grund brauche es eine alternative Unterbringungsmöglichkeit für die knapp 90 Personen, die momentan in der Luitpoldhalle leben.
Und genau die scheint jetzt gefunden. „Geplant ist die Errichtung einer Erstunterkunft für Flüchtlinge, um die Luitpoldhalle wieder dauerhaft für den Schul- und Vereinssport zur Verfügung zu haben“, heißt es aus dem Rathaus. Auf dem Bahnhofsareal Süd – zwischen Ausbesserungswerk und Brückenberg – soll Platz für rund 150 geflüchtete Menschen geschaffen werden. Der Baugrund sei bereits untersucht worden, erste Baumaßnahmen seien ab Anfang nächsten Jahres geplant.
Jedenfalls dann, wenn die Eigentümer zustimmen. „Das Bundeseisenbahnvermögen (BEV) ist laufend in guten Gesprächen mit der Stadt Rosenheim, die allerdings noch rechtliche und tatsächliche Vorarbeiten erbringen muss, bevor Mobilheime aufgestellt werden können“, teilt ein Sprecher des BEV auf OVB-Anfrage mit. Das BEV stelle hierfür die notwendigen Kontakte zur DB AG her und unterstütze das Vorhaben auf „jede mögliche Weise“.
Schon seit 2011 gibt es Pläne für das knapp 120000 Quadratmeter große Areal. Im März 2020 sicherte sich die Stadt per Satzung ein Vorkaufsrecht für die Flächen im Rahmen einer städtebaulichen Entwicklungsmaßnahme. Seitdem laufen die Verhandlungen mit den drei Eigentümern – der Deutschen Bahn, der DB Netz sowie dem Bundeseisenbahnvermögen (BEV). Neben der Schaffung von Wohnraum könnte auf der Fläche auch ein sechsgruppiger Kita-Standort entstehen. Ebenfalls in den Plänen vorgesehen ist eine Büro- und Gewerbenutzung.
Doch bis die Pläne konkret werden, könnte noch einige Zeit vergehen. Bis dahin soll zumindest auf einem Teil der Fläche eine Erstunterkunft für Flüchtlinge entstehen. „Das Projekt wird in hohem Maße von der Regierung von Oberbayern gefördert“, sagt Christian Baab, stellvertretender Pressesprecher der Stadt Rosenheim. Die Anlage soll im Sommer 2024 fertiggestellt sein. Aus der Erstunterkunft sollen die geflüchteten Menschen anschließend schnellstmöglich in reguläre Asylunterkünfte verlegt werden.
Bis die Containeranlage fertiggestellt ist, plädiert die CSU dafür, das Gespräch mit der Regierung von Oberbayern zu suchen.
Von weiteren
Zuweisungen absehen
„Wir müssen deutlich machen, dass angesichts des langjährigen Verzichts auf die sportliche Nutzung der Luitpoldhalle und den überaus angespannten Wohnungsmarkt in der Stadt Rosenheim von weiteren Zuweisungen von Flüchtlingen bis zur Errichtung der Containeranlage auf dem Bahnareal Süd abzusehen ist“, heißt es in dem Antrag.
Für die Zukunft müsse zudem sichergestellt werden, dass städtische Sporthallen nicht mehr für die Unterbringung von geflüchteten Menschen herangezogen werden.