Rosenheim – Es ist eine Aktion, die schützen soll, aber auch für Diskussionsstoff sorgt: Einige Münchner Kliniken werben mit Plakaten seit Tagen wieder für das freiwillige Tragen einer Maske. Dabei sollen vor allem Mitarbeiter, aber auch Besucher und Patienten von Oktober bis Ostern in öffentlichen, geschlossenen Räumen einen Mund-Nasen-Schutz aufsetzen – unabhängig von einer möglichen Erkrankung. In den Rosenheimer Hausarztpraxen und im Romed-Klinikum ist die Lage noch eine andere.
Derzeit gibt es in allen Romed-Kliniken keine Empfehlung für das Tragen einer Maske. Das bestätigt Elisabeth Siebeneicher, Pressesprecherin von Romed, auf OVB-Anfrage. Allerdings gelte das nur für gesunde Besucher. „Personen mit Krankheitssymptomen wie zum Beispiel Fieber, Atemwegsinfekten oder Durchfall sollen unbedingt von einem Krankenhausbesuch absehen“, sagt die Pressesprecherin. Ebenso Personen mit einem positiven Corona-Test. „Sofern der Besuch dringend erforderlich ist, soll zumindest ein Mund-Nasen-Schutz, besser noch eine FFP2-Maske getragen werden“, sagt Siebeneicher.
Für den Umgang mit infektiösen Patienten gibt es „standardisierte Hygiene-Konzepte“, sagt Siebeneicher. Diese enthielten unter anderem Hygienemaßnahmen wie die Vorgabe zum Tragen einer Maske. Zudem sollen auch Begleitpersonen von coronapositiven Patienten eine FFP2-Maske im gesamtem Klinikbereich tragen. Dennoch müssten diese Regeln nicht über den ganzen Winter gelten. „Die Hygieneregeln des Klinikverbunds werden bei Bedarf den aktuellen Gegebenheiten angepasst“, teilt die Sprecherin mit.
Vor allem, da die Anzahl der Patienten mit Atemwegserkrankungen seit August kontinuierlich ansteigt. „Momentan sind 28 Patienten mit einem Nachweis von SARS-CoV-2 im Romed-Klinikum Rosenheim“, sagt Siebeneicher. Darunter seien auch immer wieder schwere Verläufe.
Die steigenden Zahlen bestätigt das Rosenheimer Gesundsheitsamt: „Seit Mitte September kommt es zu einem deutlicheren Anstieg auf rund 80 gemeldete Fälle pro Woche in Stadt und Landkreis Rosenheim“, sagt Dr. Wolfgang Hierl, Leiter des Gesundheitsamts. Vergangene Woche seien 68 Erkrankungen gemeldet worden – davon zwei in der Stadt. „Wir gehen aber von einer massiven Untererfassung der realen Situation aus, da nur in wenigen Fällen ein PCR-Test gemacht wird“, sagt Hierl.
Auch in die Praxis von Dr. Fritz Ihler kommen wieder mehr Menschen mit einer Corona-Infektion. „Meistens sind es zwei oder drei am Tag“, sagt er. Die Erkrankung verlaufe in der Regel aber „ganz normal wie ein grippaler Infekt“. Dass die Atemswegsinfekte im Herbst und Winter wieder zunehmen, ist Ihler zufolge nichts Ungewöhnliches. „Das war in den Jahren vor der Pandemie auch immer so, jetzt kommen die Corona-Erkrankungen einfach noch dazu.“ Da sich diese Krankheiten über die Tröpfcheninfektionen verbreiten, ist im Wartezimmer „durchaus eine Maske sinnvoll“, findet Ihler. Vor allem, wenn man hustet oder niest. Darauf mache sein Praxis-Team auch aufmerksam.
Ähnlich hält es Dr. Nikolaus Klecker. Er findet allerdings, dass nicht extra daraufhingewiesen werden muss, im Krankheitsfall eine Maske aufzusetzen. „Das hat auch was mit dem Gebot der Nächstenliebe und Eigenverantwortung zu tun“, sagt Klecker. In den Jahreszeiten in denen Krankheiten wie Keuchhusten, Influenza oder hochansteckende Bakterien wie Pneumokokken vermehrt „unterwegs sind“, sollten Schutzmaßnahmen selbstverständlich sein. „Es muss ja nicht sein, dass ich jemanden anstecke. Da sollten wir eigentlich eine Lehre aus der Corona-Zeit gezogen haben“, sagt Klecker. Deshalb könne er nur dringend empfehlen: „Wenn jemand Symptome einer Infektion hat, dann ist es sinnvoll in geschlossenen Räumen eine Maske zu tragen.“