Tagebücher von Elisabeth Block sind ab jetzt online verfügbar

von Redaktion

Stadtarchiv Rosenheim bietet „Open Access“ zu den Texten des im Nationalsozialismus verfolgten Mädchens

Rosenheim – Das Stadtarchiv Rosenheim bekennt sich zur Idee des „Open Access“, die für eine kosten- und barrierefreie Verfügbarkeit von wissenschaftlichen Veröffentlichungen steht. Dies soll idealerweise zur Förderung einer demokratischen Wissenskultur beitragen. „Open Access“ bezeichnet im erweiterten Sinne auch den möglichst niederschwelligen Zugang zum Kulturerbe allgemein. Diesem Ideal folgend, hat das Stadtarchiv Rosenheim kürzlich eine der bekanntesten zeithistorischen Überlieferungen aus Rosenheim und Umgebung im Internet veröffentlicht, nämlich die Tagebücher der jüdischen NS-Verfolgten Elisabeth Block.

Die Bereitstellung erfolgt in zwei Formaten: Erstens sind nun Scans der Original-Tagebücher, die seit 2012 im Stadtarchiv Rosenheim aufbewahrt werden, über dessen Website in einer Online-Datenbank frei zugänglich. Dadurch können Interessierte jederzeit und überall auf das Material zugreifen. Das Stadtarchiv erkennt in den Tagebüchern vor allem ein großes Potenzial für die historisch-politische Bildungsarbeit. So eigne sich das Material für den Einsatz im Geschichtsunterricht, in dem die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit idealerweise auf authentischen Quellen basiert. Zweitens steht unter www.stadtarchiv.de jetzt auch die Publikation „Erinnerungszeichen: Die Tagebücher der Elisabeth Block“ in digitalisierter Form frei zur Verfügung. Dabei handelt es sich um eine editierte Version der Tagebücher, die 1993 gemeinsam vom Haus der Bayerischen Geschichte und dem Historischen Verein Rosenheim veröffentlicht wurde. Die Edition ist der zwölfte Band der Reihe „Quellen und Darstellungen zur Geschichte der Stadt und des Landkreises Rosenheim“. Sie enthält Transkripte der Tagebücher, Briefe aus dem Umfeld der Familie Block, Fotografien und historische Dokumente.

Wissenschaftliche Beiträge ergänzen die Edition: Sie befassen sich mit der Biografie und Verfolgung der Familie Block in der NS-Zeit, den in den Tagebüchern von Elisabeth Block behandelten Themen sowie der Wiederentdeckung der Tagebücher ab Mitte der 1980er-Jahre. Die Edition wurde damals von Manfred Treml, Peter Miesbeck und Evamaria Brockhoff redigiert.

Die Tagebücher von Elisabeth Block sind ein einzigartiges regionalhistorisches Zeugnis. Aus der Sicht eines jungen Mädchens vermitteln sie eindrücklich die Entwicklung jüdischen Lebens in der NS-Zeit, die in tragischer Weise im Holocaust gipfelte. In Anbetracht aktueller politischer Ereignisse und Diskurse regen sie zudem zur Reflexion über den Umgang mit der Geschichte der NS-Verfolgung an – und zeigen, inwiefern diese Geschichte das Handeln als Gesellschaft in der Gegenwart prägt.

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