Auf der Suche nach Erleichterung

von Redaktion

Welt-Toilettentag Johanna Türk hat Buch über Klo-Geschichten aus aller Welt geschrieben

Rosenheim – Toiletten haben Johanna Türk schon immer fasziniert. „Die Toilette ist ein Ort, der oft mit Stille, Privatsphäre und manchmal auch Scham verbunden ist. Doch in Wirklichkeit ist sie Schauplatz einer Fülle von Ereignissen, die uns oft entgeht“, sagt die gebürtige Bad Reichenhallerin. Elf Jahre hat sie in Berlin gelebt, vor fünf Jahren zog sie nach Rosenheim.

Kurioses und
Skurriles vom Örtchen

Irgendwann in dieser Zeit ist auch die Idee für das Buch entstanden. Freunde und Bekannte hätten ihr immer wieder von lustigen, kuriosen und skurrilen Toiletten-Geschichten erzählt. Irgendwann begann Johanna Türk damit, sie aufzuschreiben. Da wäre beispielsweise die Geschichte von Rille, der so dringend auf die Toilette musste, dass er sich mitten auf einer Verkehrsinsel in Barcelona erleichterte – unter den Blicken zahlreicher Passanten. Oder die Erzählung von Katrin, die gemeinsam mit ihrem Sohn Mio am Strand in Tel Aviv unterwegs war, als er plötzlich sein großes Geschäft direkt im Sand erledigte und stolz verkündete „Mama, schau mal, ich habe Kaka gemacht!“.

Es sind zwei von insgesamt 14 Geschichten, die sie in ihrem Buch „Loo Stories – Geschichten vom stillen Örtchen“ aufgeschrieben hat. „Ich hatte Tränen in den Augen, als ich das Buch zum ersten Mal in der Hand gehalten habe“, erinnert sie sich. Während sie durch das Buch blättert, bleibt sie immer wieder an einzelnen Geschichten hängen. „Es geht mir darum, Tabus und Vorurteile rund um das Thema Toilette zu brechen“, sagt sie.

Zudem will sie das Bewusstsein dafür schärfen, dass es nach wie vor viele Menschen gibt, die keinen Zugang zu sicheren und sauberen Toiletten haben. Um zur Verbesserung dieser Situation beizutragen, hat sie sich dazu entschieden, einen Teil des Erlöses an die „German Toilet Organization“ zu spenden. Der Verein hat es sich zur Aufgabe gemacht, Menschen einen sicheren Zugang zur sanitären Versorgung zu ermöglichen und diese auszubauen. „Irgendwann könnte ich mir durchaus vorstellen, ein zweites Buch zu dem Thema zu schreiben“, sagt sie.

Bis es so weit ist, will sich die Rosenheimerin jedoch auf ihre zweite Leidenschaft konzentrieren: der Kunst. Unter dem Motto „Movement“ stellt sie in der Zeit von Freitag, 1. Dezember, bis Freitag, 15. Dezember, ihre Bilder im Kulturzentrum „Affekt“ an der Wittelsbacher Straße aus. „Ich bin schon sehr früh mit Kunst und Kreativität in Kontakt gekommen“, sagt Johanna Türk. Zum ersten Mal aktiv zu Pinsel, Farbe und Leinwand gegriffen habe sie jedoch erst nach ihrem Umzug.

„Die Kunst war eine Möglichkeit für mich, Dinge zu verarbeiten“, sagt sie. Nach jedem Schicksalsschlag habe sie den Pinsel in die Hand genommen und „einfach drauflosgemalt“. Gelbe und blaue Farben mischt sie mit Rot und Schwarz. So entsteht über die Jahre ein Bild nach dem anderen. Die meisten ihrer Werke sind abstrakt, farbenfroh und ohne Figuren. „Hin und wieder wird es auch etwas düster“, sagt sie. Vor allem große Leinwände hätten es ihr angetan. „In meiner kleinen Wohnung ist das leider zum Problem geworden“, sagt sie und lacht.

Es war einer der Gründe, warum sie sich entschieden hat, die Bilder auszustellen. Aber auch, weil sie das Gefühl hatte, dass sie bereit ist. Bereit dafür, dass ihre Bilder gesehen und möglicherweise auch kritisiert werden. „Die Entscheidung war nicht leicht“, sagt sie. Trotzdem ist sie froh, den Schritt gewagt zu haben. Auch, weil sie davon träumt, ihre Arbeiten zu verkaufen. „Ich wünsche mir sehr, dass meine Bilder ein neues Zuhause finden“, sagt sie.

Vernissage
am 1. Dezember

Nervös sei sie schon jetzt. „Aber es ist ein gutes Gefühl“, sagt die Künstlerin. In den kommenden Tagen muss sie die Bilder ins „Affekt“ transportieren, überlegen, wo welches Werk hängen soll und sich um das Licht kümmern. Am 1. Dezember ist es dann so weit. „Ich bin sehr gespannt und freue mich auf einen bunten Abend“, sagt Johanna Türk. Sie hofft auf eine gute Resonanz und interessante Gespräche – mit der Hoffnung, dass sie vielleicht so auch die ein oder andere Toiletten-Geschichte für ihr neues Buch erfährt.

„Plattform für erste Ausstellung“

Artikel 7 von 11