Lebensmittel vor der Tonne retten

von Redaktion

Überraschungstüten kurz vor Ladenschluss sollen Umwelt und Geldbeutel schonen

Rosenheim – Elf Millionen Tonnen Lebensmittel landen in Deutschland jährlich im Müll. Das geht aus Daten des Statistischen Bundesamts hervor. Um der Lebensmittelverschwendung den Kampf anzusagen, gibt es inzwischen bereits zahlreiche Initiativen. Zum Beispiel die Plattform „Foodsharing“. Lebensmittel, die eigentlich in der Tonne landen würden, werden von Freiwilligen in Restaurants oder Supermärkten eingesammelt und an interessierte Lebensmittel-Retter verteilt. Ein ähnliches Prinzip verfolgt die Smartphone-App „Too Good To Go“. Deren Nutzer wirken ebenfalls der Lebensmittelverschwendung entgegen.

30 Rosenheimer
Betriebe machen mit

Auch in der Region gibt es inzwischen rund 30 Betriebe, die am Programm teilnehmen. So beispielsweise verschiedene Tankstellen, das Café Dinzler, die Lebzelterei oder auch die Schokobuam. Relativ neu dabei ist die Bäckerei Bergmeister. Laut Nicole Bugl, Assistentin der Geschäftsleitung der Bäckerei Bergmeister, kommt „Too Good To Go“ ziemlich gut an. „Das Angebot wird sehr sehr gut von den Kunden angenommen“, erklärt sie. Besonders in der Stadt wäre der Andrang auf die Überraschungstüten groß. Sie vermutet, dass dort schlichtweg mehr Studenten leben würden, die das Konzept bereits seit Längerem kennen und nutzen würden. Aber auch auf dem Land gebe es schon einige Nutzer.

Von den Mitarbeitern in den Filialen gäbe es ebenso nur positive Rückmeldungen, berichtet Bugl. Trotz anfänglicher Skepsis würde nun alles „besser als gedacht“ funktionieren. Das Praktische: Über eine Mitarbeiter-App können die Angestellten vor Ort melden, wie viel Ware noch übrig ist. Dementsprechend wird dann das Angebot in der „Too Good To Go“-App angepasst. Auch bei den Schokobuam ist das Resümee durchweg positiv. „Das Angebot wird in all unseren Filialen super genutzt und wir sind immer in unter fünf Minuten ausverkauft“, erklärt Geschäftsführer Maximilian Lederer auf OVB-Anfrage. Durch die App landen derzeit auch keine Schaumküsse mehr im Müll.

Doch wo landeten die Lebensmittel eigentlich vor dem Beitritt zu „Too Good To Go“? Oftmals sind es schließlich auch die örtlichen Tafeln, die die übrig gebliebenen Waren als Spenden erhalten. Wird dadurch nun die Menge an Lebensmittelspenden für soziale Einrichtungen reduziert? „Nein, die Tafeln erhalten immer noch die gleiche Menge“, macht Bugl von der Bäckerei Bergmeister deutlich. Das bestätigte auch Horst Steppi, Leiter der Rosenheimer Tafel. Er habe bisher nicht bemerkt, dass sich durch die Retter-App die Anzahl der Spenden reduziert hat.

Dafür hat eine andere Gruppe das Nachsehen: Tierzuchtbetriebe. Sie haben in der Regel altes Brot und Semmeln erhalten, welches dann zu Tierfutter verarbeitet wurde. Diese Menge hat sich jetzt deutlich reduziert – und glücklich seien die Viehbauern darüber nicht, weiß Bugl. Der Rosenheimer Bauernverband schildert die Situation aber nicht so tragisch. „Uns ist wichtig, dass die Lebensmittel nicht weggeworfen werden“, erklärt eine Sprecherin. Finanziell würde sich der Wegfall der Brotspenden nicht niederschlagen. Lediglich Schweinebauern hätten diese ab und an abgeholt, wenn die Bäckereien nicht wussten, wohin damit. Durch die Lebensmittelrettungs-App lande nun weniger Essen auf dem Müll und das ist schließlich das große Ziel – welches auch der Verband befürwortet.

So funktioniert‘s

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