Rosenheim – Bunte Figuren und seichte Themen. Daran denken die meisten Menschen beim Begriff Trickfilm. Doch diese Assoziation wird dem Genre überhaupt nicht gerecht, wie der Sounddesigner Michael Fakesch findet. Er ist begeisterter Trickfilm-Liebhaber. Gemeinsam mit dem Kulturklub Rosenheim hat er das Trickfilmfestival in die Stadt geholt. Warum sich auch Erwachsene das Programm nicht entgehen lassen sollten und was das Tolle an den kurzen Filmchen ist, verrät er im OVB-Interview:
Herr Fakesch, bei Trickfilmen denkt man automatisch an Kinderkram. Ist das Trickfilmfestival nur etwas für kleine Besucher?
Das ist ein Riesenproblem. Viele verbinden Trickfilm immer nur mit Kindern. Aber nein: Das ist ein ganz, ganz tolles Format für alle, weil der Fantasie keine Grenzen gesetzt sind.
Warum sollten also auch Erwachsene kommen?
Die Filme sind nicht nur wahnsinnig unterhaltsam, sondern regen außerdem sehr zum Nachdenken an. In der Kategorie „Nature“ gibt es zum Beispiel kritische Trickfilme über den Klimawandel und Naturkatastrophen. Manchmal steht man aber auch einfach nur mit offenem Mund da und denkt sich: „Wie krass ist das denn.“
Wieso das?
Visuell ist es einfach der Wahnsinn, was da gemacht wird. Teilweise sind die Filme handgezeichnet, teilweise animiert, teilweise ist es Stop-Motion. So etwas sieht man im Fernsehen oder im Kino sonst nicht. Es ist wirklich sehr inspirierend. Außerdem ist es total faszinierend, mit was für einfachen Mitteln die Filme umgesetzt werden. Oft sind es auch nur Studentenarbeiten, die trotzdem aussehen, als ob das ein Multimillionen-Budget gewesen wäre.
Welche Geschichten erwarten die Besucher am 25. November?
Manche Filme sind zum Brüllen komisch, manche sind wirklich wahnsinnig traurig. Da sind alle Emotionen dabei. Was auch toll ist: Alle Filme funktionieren in so einer tollen Kürze. Sie dauern im Schnitt fünf bis zehn Minuten. Insgesamt sind es etwa 15 Kurzfilme. Also ein etwa zweistündiges Programm. Und da ist wirklich alles dabei. Mal lacht man laut und mal hat man einen Kloß im Hals.
Wie kam es dazu, dass der Kulturklub Rosenheim sich gedacht hat: „Trickfilm: Das muss Rosenheim auch sehen“?
Ich war jetzt die letzten zwei-, dreimal beim Trickfilmfestival in Stuttgart und das ist unglaublich. Da kommen 80000 Leute, um diese Filme zu sehen. Über fünf Tage werden dort 1000 Trickfilme gezeigt. Da kommen die größten Animationsfilmstars – die man jetzt so vielleicht nicht kennt, aber dafür deren Werke. Zum Beispiel der Macher von SpongeBob oder der Regisseur vom Simpsons-Film – riesengroße Namen in der Szene. Da haben wir uns gedacht: „Mensch, das wäre doch echt total geil, das in Rosenheim zu zeigen.“
Erwachsene kommen auf ihre Kosten. Aber was ist für Kinder geboten?
Tagsüber gibt es verschiedene Workshops für Kinder. Wir haben beispielsweise eine Künstlerin eingeladen, die Scherenschnitte macht. Und wir haben jemanden dabei, der kurze Stop-Motion-Filme mit den Kids macht. Die Ergebnisse werden dann abends gezeigt.
Worauf freuen Sie sich am meisten?
Ich könnte jetzt keinen Film direkt benennen, weil alle so unterschiedlich sind. Den einen muss man gesehen haben, weil er so eine herzzerreißende Handlung hat. Den anderen muss man gesehen haben, weil er visuell so gut gemacht ist und der nächste regt einfach nur zum Nachdenken an. Man hat einfach ein Potpourri an vielen schönen Ideen, und diese wilde, bunte Mischung macht das Trickfilmfestival so spannend.
Interview: Patricia Huber