Wie aus Utopien Wirklichkeit wird

von Redaktion

Diskussion zum Buch „Jeder Mensch“ von Ferdinand von Schirach

Rosenheim – Podiumsteilnehmer und Gäste, die der Einladung des Evangelisch-Lutherischen Dekanats Rosenheim ins Tam-Ost gefolgt waren, diskutierten gemeinsam über die Frage, wie aus Utopien Wirklichkeit werden kann.

Auf dem Podium sprachen Dr. Ulrich Karpenstein, Anwalt für Verfassungs- und Europarecht und Mitgründer der Stiftung „Jeder Mensch“ aus Berlin, Hanns Beese, Vorsitzender „Constantin Film“ aus München, Eva Lettenbauer, Landtagsabgeordnete und Vorsitzende „Bündnis 90/Die Grünen Bayern“, Alexander Weber, Leiter der Geschäftsstelle München des Bankhauses Metzler, und Ralf Peter, Verfassungsrichter a. D. Die Moderation des Abends übernahm Dekanin Dagmar Häfner-Becker.

Ausgangspunkt des Gesprächs war das Buch „Jeder Mensch“ von Ferdinand von Schirach. Darin geht es um die Utopie, dass alle Europäer an einem Tag über ergänzende Grundrechte in der Charta der europäischen Grundrechte abstimmen. Es geht im Buch um eine Entwicklung, veranlasst und ausgelöst durch die Bürger mit einem gemeinsamen Bekenntnis zu Werten. So ist im Buch zum Beispiel die Rede von „einer gesunden und geschützten Umwelt“ oder von der Forderung, dass „Äußerungen von Amtsträgern der Wahrheit entsprechen“ müssen.

Die Runde war sich einig, dass Visionen und Utopien durchaus eine Wirklichkeit schaffen können. Steuerungsmechanismen wie Märkte und Wirtschaft hätten aber ebenso gestaltende Kraft. Angesichts aktueller politischer Entwicklungen erschien den Diskutierenden ein Weg der kleinen Schritte als ein adäquates Mittel, durch das viel erreicht werden könne. Wichtig sei es, eine Akzeptanz für Veränderungen zu erreichen.

Aktionen wie die der Klimakleber wurden allerdings kritisch betrachtet. Ein großes Augenmerk sollte zudem dauerhaft und intensiv auf den Wahrheitsanspruch gelegt werden – und das nicht nur bei Äußerungen von Amtsträgern. Ebenfalls wurde diskutiert, inwiefern dieser Anspruch juristisch durchsetzbar oder einklagbar sei.

Der Abend machte deutlich, dass die Gesellschaft dringend ein Innehalten sowie Zeit für klare und wertschätzende Diskurse braucht. Die Utopie in von Schirachs Buch brachte neue Blickwinkel auf aktuelle Themen und entfaltete so eine positiv-motivierende Wirkung und Kraft. Gerade in Zeiten, in denen Ereignisse, Meldungen und Nachrichten eher Angst machen und verunsichern, ist das besonders wichtig.

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