Rosenheim – Jede dritte Frau wird im Laufe ihres Lebens Opfer psychischer, körperlicher beziehungsweise sexueller Gewalt. Eine sehr große Rolle bei der Gewalt gegen Frauen spielt das Thema Schuld und Scham. Viele Frauen schämen sich für das, was ihnen passiert, oder geben sich selbst die Schuld, erklärt Marita Koralewski vom Frauenhaus des Sozialdienstes katholischer Frauen (SkF): „Es wird ganz lange geheim gehalten, was da eigentlich zu Hause passiert.“ Koralewski und weitere Vertreterinnen verschiedener Vereine und Initiativen haben am vergangenen Donnerstag mit einer Kundgebung vor dem Rathaus auf die Hilfsmöglichkeiten bei Gewalt gegen Frauen und auf den Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen am heutigen Samstag hingewiesen.
Oftmals fehle den Betroffenen schlichtweg das Wissen über die verschiedenen Hilfsangebote. „Wir wollen über die Möglichkeiten, die Frauen haben, aufklären. Wir wollen Frauen aus der Isolation holen“, sagt Dr. Margot Kreuzer von der Menschenrechtsorganisation „Terre des Femmes“. Dass viele nicht wissen, wo sie Hilfe erhalten, bestätigt auch Koralewski. „Viele Frauen wissen nicht, dass es ein Frauenhaus hier in der Gegend gibt.“
Aber es gibt auch positive Entwicklungen: Früher vergingen im Schnitt sieben Jahre, bis sich eine Frau Hilfe suchte. Inzwischen kämen auch viele junge Frauen ins Frauenhaus – und würden in der Regel schneller den Absprung schaffen, berichtet Koralewski. „Diese Frauen werden so bedroht von ihren Männern, dass sie sagen: ‚Das lasse ich mir nicht mehr gefallen.‘ Ich glaube, dass sich das langsam verändert.“
Auch Kreuzer hat bereits bemerkt, dass sich etwas tut. Die Bewegung gegen sexualisierte Gewalt unter dem Hashtag „#metoo“ habe ihr zufolge hierbei einen großen Beitrag geleistet. Aber auch der Gedenktag, der unter dem Motto „Orange Day“ steht, soll noch mehr Aufmerksamkeit auf das Thema lenken. Und das wird in diesem Jahr in Rosenheim auch unabhängig von Informationsständen und -veranstaltungen getan.
Denn das Busunternehmen Hollinger beteiligt sich ebenfalls an der Aufklärung. Ab dem heutigen Samstag werden an etlichen Bussen orangefarbene Schleifen angebracht. Diese sollen auf den Gedenktag aufmerksam machen. „Das ist ein sehr wichtiges Thema. Ganz unabhängig, ob jetzt Gewalt an Männern oder Frauen: Ich glaube, da passiert mehr, als man sich bewusst ist“, erklärt Geschäftsführerin Claudia Hollinger.
Neben der Kundgebung und den Bus-Schleifen sind noch weitere Aktionen im Rahmen des 25. November in Rosenheim geplant. Von 10 bis 16 Uhr wird der Soroptomist Club vor dem ehemaligen Karstadt Sport informieren. Um 15 Uhr findet eine Mahnwache im Salingarten statt. Außerdem machen Mitarbeiterinnen des Frauen- und Mädchennotrufs mit der Aktion „Tulpen statt Veilchen“ auf dem Max-Josefs-Platz auf das Leid betroffener Kinder, Jugendlicher und Frauen aufmerksam. Am Montag, 27. November, wird um 17 Uhr im Frauenbüro, Prinzregentenstraße 53 (dritte Etage) der Film „Die Ungehorsame“ gezeigt. Eine Diskussion schließt sich an. Patricia Huber