Trauer um Henning Hagenbauer

von Redaktion

Der Rosenheimer Motorsportler und Erfinder ist im Alter von nur 66 Jahren gestorben

Rosenheim – Henning Hagenbauer war ein Macher. Jemand, der das Wort „Nein“ nicht akzeptierte. Er war ein Erfinder, Entdecker und Genießer. Jetzt ist er im Alter von 66 Jahren gestorben. Die Lücke, die er hinterlässt, ist groß. Vor allem bei seiner Familie. „Aber er hätte nicht gewollt, dass wir seinetwegen Tränen vergießen“, sagt Tochter Melina Hagenbauer (26).

Trauerfeier in Wirtshaus statt Kirche

Stattdessen sei es sein Wunsch gewesen, dass sich die Menschen „positiv an ihn erinnern“, Geschichten über ihn erzählen – bei Schweinsbraten und Bier. Die Trauerfeier findet deshalb nicht in einer Kirche, sondern im Wirtshaus statt. Im Kreise von Bekannten, Familienmitgliedern und engsten Freunden. Einer, der dabei sein wird, ist Ferdinand Pietz. 35 Jahre lang waren er und Henning Hagenbauer befreundet.

„Wir haben uns 1985 kennengelernt“, erinnert sich Pietz. Gemeinsam mit Hagenbauer arbeitete er in der Firma „Lotec“ und baute Fahrzeuge. Die Firma erlangte weltweite Anerkennung durch zahlreiche Turboentwicklungen für Porsche, Mercedes und Ferrari. „1991 haben wir in der USA einen Weltrekord für Straßensportwagen mit Katalysatortechnik aufgestellt“, erinnert sich Pietz.

Es war eines von zahlreichen Projekten, an dem er und Henning Hagenbauer über die Jahre getüftelt haben. „Henning haben schnelle Autos schon immer fasziniert“, sagt seine Schwester Monika Ganser (70). Mit 17 sei er sein erstes Rennen gefahren. Es folgten Wettkämpfe in den Klassen Formel 3 und Formel 2. Bei der Europa-Bergmeisterschaft am Samerberg holte er sich die Goldmedaille. „Da standen wir alle in der Kurve und haben ihn angefeuert“, sagt Sohn Dominik Hagenbauer (38).

Er und seine beiden Geschwister haben viele solche Erinnerungen. Bei einigen waren sie dabei, andere kennen sie nur aus Erzählungen. Von seiner Schwester Monika erfuhren sie, dass ihr Vater 1985 ein Schafkopfturnier in der Inntalhalle veranstaltete – zu einer Zeit, als es Veranstaltungen wie diese in Rosenheim noch nicht gab. „Er hat oft gespielt und war dementsprechend gut“, sagt Dominik Hagenbauer.

Geliebt hat Hagenbauer auch das Segeln. „Er hat immer davon geträumt, sein eigenes Schiff zu konstruieren“, sagt Sohn Philip Hagenbauer (40). Erfüllen konnte er sich diesen Lebenstraum nicht mehr. „Dem hat er etwas nachgetrauert“, sagt Ferdinand Pietz. Noch gut erinnert er sich an die Zeit, als er und Henning Hagenbauer ein Segelschiff mieteten und Touren auf dem Atlantik anboten – unter anderem auch auf der Seite des Reiseveranstalters „TUI“. „Aufgrund der politischen Entwicklungen mussten wir diesen Traum aber wieder aufgeben“, sagt Pietz.

Statt Trübsal zu blasen, stürzte sich Henning Hagenbauer gleich ins nächste Abenteuer. „Er war ein Tausendsassa und hat Ideen, die er hatte, immer durchgezogen“, sagt sein Sohn Philip. Für einige Zeit betrieb er ein Schnitzellokal in Rosenheim. Er gründete ein Fitnessstudio und brachte 1983 das Rosenheimer Journal auf den Markt – damals die erste Illustrierte in ganz Deutschland, die im regionalen Bereich erschien. Kurzzeitig spielte er zudem mit der Idee, ein Oktoberfest in Amerika zu veranstalten, musste diese Pläne aufgrund der Geburt eines seiner Kinder jedoch wieder fallenlassen.

Trotz seiner zahlreichen Projekte nahm sich Henning Hagenbauer viel Zeit für die Familie. „Er hat uns immer unterstützt, vor allem bei unseren Hobbys“, sagt Tochter Melina. Er sei humorvoll gewesen, immer mit einem Spruch auf den Lippen. „Viele haben ihn als klugen Kopf bezeichnet“, sagt Ferdinand Pietz. Seine Kinder hätten sogar mit der Idee gespielt, ihn bei der Show „Wer wird Millionär“ anzumelden. „Er hatte ein unfassbar großes Allgemeinwissen und hat klassische Musik geliebt“, ergänzt Melina Hagenbauer. Letzteres hat ihn auch dazu animiert, eine der größten „Boogie-Woogie“-Veranstaltungen Europas im Rosenheimer Ballhaus zu initiieren.

Er habe es genossen, in der Küche zu stehen, ließ sich kurzerhand eine eigene Pfanne gießen, weil die handelsüblichen für seinen Geschmack zu klein waren. Einmal habe er sogar mit Koch Alfons Schuhbeck an einem Gericht getüftelt.

Die Zeit noch
einmal ausgekostet

In den vergangenen zwei Jahren ließ es Henning Hagenbauer ruhiger angehen. Nach einer schweren Corona-Erkrankung konzentrierte er sich vor allem auf die Familie. „Er hat die Zeit noch einmal extrem ausgekostet“, erinnert sich Melina Hagenbauer. Er war bei den Hochzeiten seiner beiden Söhne gewesen, hat die Geburt von Enkeltochter Antonia erlebt. Am 12. November ist er im Romed-Klinikum gestorben. „Er sah ganz friedlich aus“, sagt seine Tochter. Jetzt soll sein Leben gefeiert werden. „Es soll keine traurigen Gesichter geben. Die Leute sollen sich amüsieren. Fast so, als ob er dabei wäre“, fügt sie hinzu.

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