Rosenheim – Holzvergasung ist keine neue Technologie. Tatsächlich reichen die Versuche, aus Holz brennbares Gas zu gewinnen, bis Ende des 18. Jahrhunderts zurück. In Kriegszeiten wurden damit sogar, aufgrund von Treibstoffmangel, Fahrzeuge ausgestattet.
Mittels Holzgas lässt sich aber nicht nur Energie, sondern auch Wärme erzeugen. Auch dazu finden schon seit vielen Jahrzehnten Versuche statt. Bislang hatte diese Technologie aber noch einige Tücken. Die Lebensdauer derartiger Anlagen war kurz und die Wartung galt als schwierig und vor allem dreckig. Hinzu kam, dass man nur hochwertiges Holz nutzen konnte.
Die Stadtwerke Rosenheim sahen aber dennoch schon lange großes Potenzial in diesem Verfahren zur Strom- und Wärmegewinnung und entwickelten es ständig weiter zum „Rosenheimer Verfahren“.
Dämpfer auf dem Weg zum Erfolg gab es dabei immer wieder, wie sich Dr. Götz Brühl, Leiter der Stadtwerke Rosenheim, bei der Eröffnungsfeier erinnerte. Aber aufgeben kam für ihn und sein Team nicht infrage.
Erste große Erfolge erzielten die Stadtwerke im Jahr 2015 in Kooperation mit den Stadtwerken Brixen, der Zosseder GmbH, der Hochreiter GmbH. Damals wurde ein erster 50-Kilowatt-Vergaser samt Blockheizkraftwerk in Brixen erfolgreich in Dauerbetrieb genommen.
Aus dieser Erfahrung heraus wurde nun die erste Produktionsanlage „PGW 500“ in der Simsseestraße in Betrieb genommen. Sie ist um einiges größer als die Probeanlage in Brixen. In Verbindung mit einem neuen Blockheizkraftwerk ergänzt sie die lokale Strom- und Wärmeerzeugung im Versorgungsgebiet des Rosenheimer Fernwärmenetzes um weitere 200 KW el und 450 KW therm bei einem Brennstoffausnutzungsgrad von 87 Prozent.
Auch Schwemmholz
nutzbar
Ein gewaltiger Vorteil dieses neuen Modells: „Wir sind nicht mehr auf hochqualitatives Holz angewiesen. Selbst Schwemmholz aus der Staustufe kann verwendet werden“, so der Leiter der Stadtwerke.
Fasziniert von dieser neuen Technologie zeigte sich auch Rosenheims Oberbürgermeister Andreas März. „Diese Technologie ist zukunftsweisend. Darauf dürfen wir uns was einbilden“, meinte er. Tatsächlich hat sich das „Rosenheimer Verfahren“ schon herumgesprochen und immer mehr Länder weltweit interessieren sich dafür.