Post-Chaos in Rosenheim wird größer

von Redaktion

Riesen-Probleme in Rosenheim: Seit mehreren Wochen kommt es zu Schwierigkeiten bei der Zustellung von Briefen. Allerdings ist nicht nur die Kastenau betroffen, sondern das gesamte Stadtgebiet. Warum das bereits juristischen Ärger nach sich zieht und was die Post zu den Vorwürfen sagt.

Rosenheim – Es scheint, als gibt es in Rosenheim ein massives Problem. Immer mehr Menschen aus dem ganzen Stadtgebiet berichten – nachdem die Schwierigkeiten in der Kastenau bekannt wurden – von wochenlang fehlenden Briefen und nur sporadischer Postzustellung. Bei einigen hat das bereits erste Konsequenzen.

Probleme für
Kanzleien

„Für unsere Kanzlei und meine Mandanten ist das eine blöde Geschichte“, sagt Markus Kühbandner, Rechtsanwalt und Fachanwalt für Steuerrecht. Er betreibt eine Kanzlei in der Innstraße und bekomme normalerweise rund 50 Briefe am Tag.

Meist seien das Schreiben von Gerichten, Finanzämtern oder Mandanten, die Hilfe brauchen. Seit dem 1. Dezember sei jedoch kein einziger Brief mehr ankommen. „Das ist ein Problem, da in diesen Briefen auch Fristen enthalten sind“, sagt Kühbandner. Und rechtlich gelte die Post drei Tage nach dem Verschicken als „fiktiv zugestellt“. „Von da an laufen die Fristen, ohne dass ich überhaupt weiß, dass es sie gibt, da ich die Post nie erhalten habe“, sagt der Anwalt.

Ihm habe es auch nichts geholfen, dass am Mittwoch (13. Dezember) und Donnerstag (14. Dezember) „jeweils wieder fünf vereinzelte Briefe gekommen sind“. Einige davon hätten den Poststempel vom 23. November gehabt.

„Nach vier Wochen ist die Einhaltung einer Frist von 14 Tagen allerdings auch schon ums Eck“. Mit „massiven Mehraufwand“ müsse Kühbandner bei den Behörden und Gerichten dann nachweisen, dass die Post nicht zugestellt wurde. Dafür brauche es aber „glaubhafte und begründbare Beweise“, damit es „kulanterweise eine Fristverlängerung gibt“. Im schlimmsten Falle drohe ein Nachteil für seine Mandanten. „Durch die Probleme bei der Post kann ein echter justiziabler Schaden entstehen“, sagt der Anwalt.

Auch Dietmar Kubitsch ist über die Situation bei der Post verärgert. Seitdem der Rentner, der im südlichen Teil von Rosenheim lebt, am 1. Dezember aus dem Krankenhaus entlassen worden sei, habe er keinen Brief bekommen. „Wir haben 48 Briefkästen hier am Haus, in keinem war seither die Post“, sagt er.

Ähnlich ist es bei einem Anwohner in der Petersbergstraße, der lieber anonym bleiben möchte. Seit etwa drei Wochen stelle die Post auch in diesem Stadtteil nur sporadisch und stark zeitverzögert zu. Manchmal komme dann jedoch – wie am Donnerstag (14. Dezember) – wieder ein „gesammelter Stoß etlicher Briefe“. „In dem Bündel waren Schreiben, die laut meiner Briefankündigung in der Post-App am 30. November und 1. Dezember zur Zustellung vorgesehen waren“, sagt der Anwohner. Komischerweise seien bei derselben Zustellung aber auch Briefe dabei gewesen, die später verschickt wurden.

Am meisten störe ihn dabei die „intransparente Information seitens der Post zu den sicherlich bekannten Problemen“. „Ein offener Umgang mit der Problematik und dem geplanten Vorgehen zur Abarbeitung des Rückstaus wäre Basis für einen respektvollen und von Verständnis geprägten Umgang mit den Kunden“, findet er.

Eine Verbesserung in der Kommunikation wünscht sich auch Markus Kühbandner. Er habe sich bereits fünf- oder sechsmal telefonisch bei der Post beschwert, passiert sei allerdings nichts.

Bei „allem Verständnis“ für die hohen Krankenstände – das gab die Post am Montag (11. Dezember) als Grund für die „betrieblichen Schwierigkeiten“ in der Kastenau an – dürfe es nicht zu solchen Verzögerungen kommen.

Dass es tatsächlich ein Post-Chaos in Rosenheim gibt, will die Deutsche Post entgegen der Berichte der Anwohner nicht bestätigen. „Die Postzustellung in Rosenheim läuft erfreulicherweise stabil“, teilt ein Sprecher des Unternehmens auf eine erneute OVB-Anfrage mit. Und weiter: „Sollte es doch punktuell zu Verzögerungen kommen – wir können das leider nicht ganz ausschließen – liegt es nach wie vor an kurzfristigen Erkrankungen, die wir nicht aus dem Stand heraus kompensieren.“

Mehr Mitarbeiter für
Weihnachtszeit

In diesen Fällen kann es vorkommen, dass Briefe „geringfügig verzögert“ zugestellt werden, sagt der Sprecher. Für die „entstandenen Unannehmlichkeiten“ wolle er sich entschuldigen. Zudem sei die Zahl der Mitarbeiter aufgrund der Vorweihnachtszeit bereits erhöht worden.

Artikel 3 von 11