Weihnachten –Zeit für gute Traditionen

von Redaktion

Wer kam eigentlich auf die Idee, sich zu Weihnachten eine Tanne ins Wohnzimmer zu stellen? Und warum backt man Plätzchen? Antworten auf all diese Fragen liefert die Rosenheimer Stadtführerin Maria Wolfarth, die sich in ihrer Tour auf weihnachtliche Traditionen spezialisiert hat.

Rosenheim – Einfach mal innehalten. Das Bedürfnis danach verspürt Stadtführerin Maria Wolfarth besonders in der Weihnachtszeit. „Wir befinden uns in einer so schnelllebigen Welt, in der sich so vieles ändert. Da ist das eine willkommene Abwechslung.“

Um den ruhigen Weihnachts-Geist weiterzugeben, bietet Wolfarth eine entsprechende Führung durch Rosenheim an. Bei dem Stadtrundgang unter dem Motto „Spekulatius und Tannenduft“ bringt Wolfarth die Besucher mit weihnachtlichen Anekdoten und Einblicken in die Stadtgeschichte in Feststimmung. Im OVB-Interview hat sie jetzt erklärt, woher die bekanntesten Traditionen kommen. Kaum ist es Dezember, grünt es plötzlich an jeder Ecke. Ob draußen oder später auch drinnen: Christbäume sind das Weihnachtssymbol schlechthin. Doch wie kam man überhaupt auf die Idee, sich einen Baum ins Wohnzimmer zu stellen?

Der Christbaum als
Sinnbild des Lebens

„Das hat in erster Linie damit zu tun, dass der Dezember ein dunkler Monat ist“, erklärt Wolfarth. „Die Natur steht still. Alles verblüht und das Grün der Tanne ist das Sinnbild von Leben. Man braucht etwas, um diese dunkle Jahreszeit ein bisschen freundlicher zu gestalten.“ Außerdem gibt es den Christbaum noch gar nicht so lange, wie man vermuten würde. Eigentlich war der bunt geschmückte Baum eine protestantische Tradition – und damit wollte man lange in Bayern eher nichts zu tun haben.  „Es ist überliefert, dass König Ludwig I. im Jahre 1830 erstmals einen Lichterbaum in der Münchner Residenz aufstellte“, erklärt Wolfarth. Dies wurde dann schnell vom Volk nachgeahmt. Hinter dem Christbaumschmuck steckt ein ähnlicher Gedanke, wie hinter dem Baum an sich. „Die Lichter sind ein Symbol dafür, dass das Leben weitergeht. Im Dezember, wo alles finster und kalt ist, braucht man das ganz besonders“, sagt Wolfarth.

Kranz und Kalender
verkürzen das Warten

Licht liefert auch der Adventskranz. Der wurde laut Wolfarth in einem Hamburger Kinderheim erfunden. Dort wurde jeden Adventssonntag eine Kerze angezündet, um den Kindern die Wartezeit bis zum Heiligabend zu verschönern. Daraus entstand auch der Adventskalender, der sich in den vergangenen Jahren stark weiterentwickelt hat. „In meiner Kindheit gab es noch keine Schokolade hinter den Türchen, kleine Weihnachtsbildchen verkürzten uns die Zeit bis zum Heiligen Abend“, erzählt Wolfarth.

Inzwischen gibt es Adventskalender in den verschiedensten Variationen. Ob mit Schokolade, Socken oder Kosmetik: Die Kommerzialisierung hat auch hier nicht Halt gemacht. Das und der „Geschenke-Wahn“ an Weihnachten werden Wolfarth zufolge immer wieder kritisiert. Sie weiß allerdings auch: „Das können wir nicht aufhalten und letztendlich ist es ja auch schön. Schenken bedeutet auch immer, jemandem Freude zu machen.“ Die Tradition, sich an Weihnachten zu beschenken, kommt vom Heiligen Nikolaus, wie die Stadtführerin erklärt. „Nach der Überlieferung stammte er wohl aus reichem Hause und wollte deshalb ärmeren Menschen etwas Gutes tun.“

Plätzchen gab es
früher erst später

Eine weitere Tradition ist das Plätzchenbacken. „Die meisten Leute konnten sich das leisten“, erklärt Wolfarth. Damit hat man sich die Weihnachtszeit versüßt – im wahrsten Sinne des Wortes. Ähnlich ist es auch mit dem Christstollen. Dieser hat seine Form übrigens aus einem guten Grund. Er soll nämlich das Christkind darstellen, welches in der Krippe lag.

Außerdem waren die Regeln beim Plätzchenbacken früher deutlich strenger. Während man die Kekse heutzutage an den Weihnachtsfeiertagen kaum mehr sehen kann, weil man sich bereits wochenlang den Bauch damit vollgeschlagen hatte, war das früher ganz anders. Denn: „Früher war die Adventszeit auch eine Zeit des Verzichts“, sagt Wolfarth. Somit durften Plätzchen auch erst am 24. Dezember gegessen werden. Zudem wurde das Geld, welches durch den Verzicht auf Schokolade, Alkohol oder Tabak gespart wurde, den älteren Leuten überlassen. „Das war eine wirklich spannende Zeit. Das ist heute im Zeichen des Wohlstands verloren gegangen“, sagt Wolfarth.

Barbarazweige als
sterbende Tradition

Doch auch manche Traditionen gehen nach und nach verloren. So zum Beispiel das Abschneiden eines Barbarazweiges. Früher hat man am 4. Dezember, dem Barbaratag, den Zweig eines Kirsch- oder eines anderen Obstbaumes abgeschnitten. Dieser wurde dann in eine Vase mit lauwarmem Wasser gestellt. „Bis zu Christi Geburt sind diese dann aufgeblüht. Das war ein Zeichen dafür, dass das Leben und die Natur trotz der dunklen Jahreszeit immer weitergeht.“

Stadtführung „Spekulatius und Tannenduft“

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