Rosenheim – Der Christbaum leuchtet, das Essen steht auf dem Tisch und draußen rieselt der Schnee auf die weiß glitzernde Landschaft. So stellen sich viele den perfekten Weihnachtsabend vor. Doch von Schnee war an den Weihnachtsfeiertagen in den vergangenen Jahren keine Spur. Vielmehr war Weihnachten geprägt von Regen oder sogar für den Dezember recht hohen Temperaturen. Weiße Weihnachten werden immer seltener, könnte man meinen. Aber ist das wirklich so?
Statistisch wäre die Region wieder dran
Laut OVB-Wetterexperte Markus Dorfberger liegt die Wahrscheinlichkeit für weiße Weihnachten in der Region bei gerade einmal 13 Prozent. In Lagen oberhalb von 800 Metern allerdings schon bei 25 Prozent. Laut Dorfberger können wir uns alle acht Jahre auf Schnee an Weihnachten freuen.
Rein statistisch gesehen, sieht es aber besser aus. Betrachtet man die Häufigkeit von Schnee an allen drei Weihnachtstagen seit dem Jahr 1950, so steht die Chance in diesem Jahr in Rosenheim sogar bei 36 Prozent. Das geht aus einer Datenanalyse von „Preply“ hervor. Wie hoch die Chancen letztlich in jedem Jahr stehen, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Um die Wahrscheinlichkeit für weiße Weihnachten zu berechnen, gibt es verschiedene Methoden, die immer genauer werden, je näher der 24. Dezember rückt. „Vieles hängt aber vom Polarwirbel ab, der uns mit einer gestörten Zirkulation deutlich kältere Winterluft bringen kann“, so Dorfberger. Aber auch die Westwinde spielen eine Rolle. Denn sie bringen – im Gegensatz zum Polarwirbel – wärmere Luft, die eventuell vorhandene Schneemassen schnell zum Schmelzen bringen können.
In diesem Jahr sieht es bisher jedoch gar nicht so schlecht aus. Zwar sind die Schneemassen vom ersten Adventswochenende schon wieder geschmolzen. „Allerdings deuten die Wettermodelle pünktlich zum vierten Advent erneut einen kräftigen Wintereinbruch an, der uns wieder ähnlich viel Schnee bringen könnte wie zuletzt“, sagt Dorfberger.
Auch der Klimawandel spielt beim Thema weiße Weihnachten eine Rolle. „Der Klimawandel bringt stärkere Klimakapriolen. Heißt also, wir bekommen es mit stärkeren Wetterereignissen zu tun“, sagt Dorfberger. Plötzliche Wintereinbrüche mit großen Schneemassen, aber auch höhere Temperaturen mit entsprechend viel Regen und Hochwassergefahr sind dadurch häufiger möglich. Dorfberger macht klar: „Die Wetterereignisse, die es in der Vergangenheit gab, wird es auch in Zukunft geben.“ Heißt also, wir dürfen uns auch ab und an über weiße Weihnachten freuen. Die Veränderungen infolge des Klimawandels dürften erst die künftigen Generationen zu spüren bekommen.
Klimawandel
hat Auswirkungen
Außerdem: „In der Erdgeschichte gab es immer wieder Warm- und Kaltzeiten. Wir befinden uns klimatisch gesehen am Ende der letzten Eiszeit.“ Dorfberger zufolge gibt es viele verschiedene Einflussfaktoren für das Klima. Als Beispiel nennt er hier Vulkane: „Die Erde war vor vielen Millionen Jahren ein Eisball und wir haben es den Vulkanen und ihren Einfluss aufs Klima zu verdanken, dass die Erde so ist, wie wir sie kennen – nämlich bewohnbar.“
Wenn die Erderwärmung allerdings weiter fortschreitet und die Eisflächen in Grönland weiterhin schmelzen, könnte das enorme Auswirkungen haben. Denn dann könnte durch das Süßwasser der Golfstrom zum Erliegen kommen, erklärt Dorfberger. „Wer weiß, was uns dann bevorsteht? Die nächste Eiszeit mit mehr Chancen auf weiße Weihnachten? Gut möglich.“