„Nur Regensburger sind auf Dauer nichts“

von Redaktion

Beim Technischen Hilfswerk (THW) Rosenheim hat sich der Koch aus dem Staub gemacht. Die Suche nach einem Nachfolger gestaltet sich schwierig. Aber nicht nur das Hilfswerk hat Probleme, bestimmte Stellen zu besetzen. Auch anderen Organisationen fehlen Ehrenamtliche.

Rosenheim – „Es kommt keiner zum THW, der sagt ‚Ich will jetzt hier den Kochlöffel schwingen“, erklärt Stefan Huber vom Technischen Hilfswerk Rosenheim. Verständlich. Schließlich geht man als ehrenamtlicher Helfer in der Regel mit anderer Intention zum THW. Normalerweise wollen die Freiwilligen etwas über die Arbeit mit den Geräten und im Einsatz lernen, so Huber. Doch genau das ist jetzt ein Problem. Denn dem Hilfswerk ist der Koch abgesprungen. Böse ist ihm deshalb aber niemand. Sechs Jahre lang hat er regelmäßig für 30 bis 70 Personen gekocht. Jetzt hat er keine Lust mehr. Schließlich arbeitet er auch hauptberuflich als Koch im Altenheim – da braucht man das nicht auch noch im Ehrenamt.

Versorgung am Ausbildungstag

Doch damit ergibt sich ein großes Problem. Wer versorgt jetzt die Auszubildenden am Samstag einmal im Monat? Mit der ganzen Mannschaft ins Wirtshaus gehen, kommt nicht infrage. Pro Person stehen lediglich 6,50 Euro für Essen und Getränke je Ausbildungstag zur Verfügung. Bleibt also nur die Selbstversorgung. „Aber nur Regensburger und Brezen – das ist auf Dauer nichts“, sagt Huber.

Es muss also ein neuer Koch her. Profi muss der heiß ersehnte Helfer allerdings nicht sein. „Wir brauchen kein Drei-Gänge-Menü“, weiß THWler Huber. Einfache Gerichte wie Käsespätzle oder eine Reispfanne reichen vollkommen aus. Ein begeisterter Hobbykoch könnte sich hier also regelmäßig austoben. Auch Rentner mit der Liebe zum Kochen wären jederzeit willkommen. „Das ist die perfekte Möglichkeit für alle, die beim THW mithelfen wollen, aber sich keine großen Einsätze zutrauen“, sagt Huber.

Das Problem mit der Suche nach ehrenamtlichen Helfern hat nicht nur das Rosenheimer THW. Auch andere suchen händeringend nach Unterstützung. „Ehrenamtliche zu finden, ist schwer“, weiß Matthias Baumann-von Kramer vom Bayerischen Roten Kreuz in Rosenheim. Die Stelle des Kochs, wie er beim THW gesucht wird, gibt es dort zwar nicht, dafür mangelt es an anderer Stelle. Besonders Führungskräfte zu finden, sei beim BRK schwierig. Schließlich komme mit dieser Position auch eine Menge Verantwortung.

Da die Problematik des Ehrenamtmangels nichts Neues ist, hat sich das BRK bereits auf die Fahne geschrieben, dem entgegenzuwirken. Eine Projektgruppe arbeitet derzeit an Ideen, wie man das Ehrenamt wieder interessanter machen könnte und so an neue Helfer gelangt. Ein Fokus ist hierbei die Nachwuchsarbeit. Heißt: Über Besuche in Schulen und Kindergärten soll schon früh ein Bewusstsein für die ehrenamtliche Arbeit beim Roten Kreuz geschaffen werden. Aber auch Veranstaltungen, wie beispielsweise der Tag der offenen Tür, sollen die Arbeit zugänglicher machen.

Ein ähnliches Bild zeichnet Ehrenamtskoordinatorin Caroline Kley von der Rosenheimer Caritas. Auch sie berichtet von den Schwierigkeiten, Ehrenamtliche zu finden. Es gebe zwar immer mal kurze Phasen, in denen sich sehr viele Menschen engagieren möchten, diese flauten aber dann oft ebenso schnell wieder ab. So sei es beispielsweise auch zu Beginn des Ukraine-Krieges geschehen.

Außerdem gibt es noch eine gravierende Veränderung. „Das Ehrenamt wandelt sich“, stellt Kley fest. Mehr Personen interessieren sich für einzelne Projekte mit klaren Aufgaben und Bereichen, statt für große Ehrenamtspositionen. Das möchte die Caritas nun für sich nutzen und gezielt Projekte und spezifische Aufgaben bewerben. So soll das Ehrenamt auch greifbarer gemacht werden. Zudem legt die Caritas auch einen Fokus auf den Austausch zwischen den Ehrenamtlichen und bietet für jede Position Ansprechpartner, sodass sich niemand in seinem Amt alleine gelassen fühlt.

Auch Feuerwehren
haben Probleme

Im Gegensatz zum THW ist bei der freiwilligen Feuerwehr in Rosenheim die Versorgung gesichert. „Glücklicherweise haben wir bei der Freiwilligen Feuerwehr Rosenheim eine Reihe von ehrenamtlichen Helfern, die neben der Feuerwehr auch Kochen als Hobby haben“, erklärt Stadtbrandrat Hans Meyrl. Dennoch: Auch bei der freiwilligen Feuerwehr schwindet die Zahl der Interessenten am Ehrenamt im Vergleich zu früheren Jahren, so Meyrl. Die Lösung: „Wir versuchen, das Ehrenamt so angenehm wie möglich zu machen.“ Dies gelte nicht nur für das menschliche Umfeld, sondern auch für die Räumlichkeiten. „Außerdem versuchen wir zu motivieren. Zu retten, zu schützen und auch mal zu trösten ist sinnstiftend und erfüllend.“

Artikel 5 von 11